Ungeziefer aus dem Urlaubsgepäck

Neunkirchen · Sie sind klein, braun und ein Graus in jedem Schlafzimmer. Die Hochsaison für Bettwanzen steht unmittelbar bevor. Im Urlaub eingefangen, bringen sie manchen Saarländer um den Schlaf. Sie loszuwerden, ist eine teure Angelegenheit.

Die Sommerreise-Welle ist vorbei, viele Saarländer sind zurück in der Schule und am Arbeitsplatz. Was einige aber wohl erst in den kommenden Wochen bemerken werden: Sie haben sich ein ganz besonderes Souvenir aus dem Urlaub mitgebracht, eines, das so nicht geplant war: Bettwanzen. Schädlingsbekämpfer wappnen sich, denn sie wissen: Auf die Reise- folgt die Bettwanzensaison.

"Wir haben in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Welle drei bis vier Wochen nach der Reisewelle kam", sagt der Neunkircher Schädlingsbekämpfer Peter Lösch. In der Regel seien die Betroffenen einige Wochen zuvor im Urlaub gewesen und hätten ihre unliebsamen Begleiter im Reisegepäck mitgebracht.

Tatsächlich haben sich die flugunfähigen Parasiten erst mit der zunehmenden Reisetätigkeit der Menschen aus den Industrienationen wieder verbreitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten die rotbraun gefärbten, flachen Tierchen quasi als besiegt. Nur an Orten "mit hoher Fluktuation von Menschen" tauchten sie laut Umweltbundesamt (UBA) noch auf, beispielsweise in Obdachlosenheimen, Asylbewerberunterkünften, Gefängnissen oder Kasernen. In den letzten Jahren aber hat laut der UBA-Forscher der Bettwanzen-Befall auch an anderen Orten deutlich zugenommen. Schädlingsbekämpfer müssen nun auch in Privatwohnungen oder öffentlichen Verkehrsmitteln anrücken.

Zwar fehlen verlässliche Daten zur aktuellen Verbreitung der Bettwanzen, denn ihr Befall ist nicht meldepflichtig. Den Eindrücken der Experten zufolge sind die Tiere aber auch in der Region auf dem Vormarsch. "Generell ist eine erhöhte Zunahme über die letzten Jahre da", sagt der Erste Vorsitzende des Landesverbands Südwest im Deutschen Schädlingsbekämpfungsverband (DSV), Roland Schneider. Er bestätigt auch: "Wenn wir bei Betroffenen nachfragen, war vorher immer jemand im Urlaub." Als charakteristisch für einen Befall gilt die Reihung von Quaddeln am Körper des Betroffenen. Es sind die Einstichstellen, die die Parasiten beim nächtlichen Blutsaugen hinterlassen.

Die Tiere loszuwerden, ist aufwändig, denn sie sind äußerst robust: Die zwischen 4,5 und 8,5 Millimeter kleinen Bettwanzen werden bis zu 18 Monate alt, können bis zu einem halben Jahr ohne Nahrung auskommen und halten Temperaturen zwischen fünf und 40 Grad aus. Gleichzeitig legt jedes Weibchen im Laufe seines Lebens bis zu 500 Eier. Die Tiere verstecken sich in Möbelritzen, Bildern und Büchern, hinter der Steckdosen-Verkleidung oder hinter Fußleisten. "Es muss alles weitgehend zerlegt werden", erzählt Lösch.

Danach gehen die Schädlingsbekämpfer häufig mit Insektiziden gegen Bettwanzen vor. Einige bieten zudem eine Wärme- oder eine Kältebehandlung. Die chemische Variante sollte jeder Schädlingsbekämpfer beherrschen, sagt Verbandschef Schneider. "Der Rest ist wie ein Glaubenskrieg. Die einen schwören auf Kälte, die anderen auf Wärme." Mit Kosten mindestens im dreistelligen Bereich müssen Betroffene in jedem Fall rechnen.

Wer all dem vorbeugen will, hat es schwer. Das UBA empfiehlt, die Reiseunterkunft auf Spuren wie Kot, Wanzeneier oder -häute zu überprüfen. Urlauber sollten ihr Reisegepäck nicht in unmittelbarer Nähe des Betts abstellen. Mehr kann der Reisende im Grunde nicht tun. Doch Schädlingsbekämpfer Lösch beruhigt: "Gute Hotels kontrollieren - schon aus Eigeninteresse."

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