Unsichere EU-Hilfen Dunkle Wolken über Flughäfen der Großregion

Luxemburg · Können die Regionalflughäfen nach 2024 ohne staatliche Hilfen überleben? Auch Saarbrücken steht unter Druck.

Tower und Terminal des Flughafens Saarbrücken Ensheim. Auf dem Vorfeld steht ein Flugzeug des Typs Saab 340. Ob hier in zehn Jahren noch Maschinen abheben werden, ist ungewiss.

Tower und Terminal des Flughafens Saarbrücken Ensheim. Auf dem Vorfeld steht ein Flugzeug des Typs Saab 340. Ob hier in zehn Jahren noch Maschinen abheben werden, ist ungewiss.

Foto: Johannes Schleuning

Von Thomas Sponticcia

Die Betreiber der Regionalflughäfen in Deutschland und in der Großregion Saarland, Lothringen, Belgien und Luxemburg leiden unter heftigen Turbulenzen. Noch nie wurde die Luftfahrt so heftig durcheinandergewirbelt und vor einen so brutalen Überlebenskampf gestellt. Ausgelöst vor allem von Brüsseler Bürokraten, die sich 2014 in den Kopf gesetzt hatten, zur Gesundung der von staatlicher Unterstützung abhängigen Flughäfen einen wichtigen Geldhahn zuzudrehen.

Prompt beschlossen die Brüsseler Wettbewerbshüter ein Verbot von Betriebsbeihilfen für regionale Flughäfen ab dem Jahr 2024. Mit zum Teil gravierenden Folgen, wie sich am Freitag auf einer Konferenz der Flughäfen in der Großregion in Luxemburg zeigte.

Würde die EU auf ihre Forderung bestehen, dass ab 2024 keine Betriebsbeihilfen mehr gezahlt werden dürfen, also Geld zur Aufrechterhaltung Defizit bringender Fluglinien,
dann stünden aller Voraussicht nach 2024 die Flughäfen Lorraine mit Anbindung der Städte Metz und Nancy sowie der Flughafen Lüttich in Belgien vor dem Aus.

Saarbrücken hätte aus heutiger Sicht Chancen zu überleben. Der Flughafen Luxemburg-Findel mit aktuell vier Millionen Fluggästen und 86 Flugzielen ist derzeit der einzige Flughafen, der glänzend dasteht.

Der Chef des Saarbrücker Flughafens, Thomas Schuck

Der Chef des Saarbrücker Flughafens, Thomas Schuck

Foto: BeckerBredel

Isolde Ries, die als Vorsitzende der Kommission für Verkehr und Kommunikation des Interregionalen Parlamentarier-Rates in der Großregion die Fughafenkonferenz in Anwesenheit aller besagten Flughafenchefs  organisierte, hielt ein flammendes Plädoyer. Gerichtet war es an die EU-Kommission. Die solle ihre Richtlinien überdenken und diese den geänderten Rahmenbedingungen für die Flughäfen anpassen. Niemand habe 2014 etwa die Pleite von Air Berlin, die Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook oder auch den Brexit vorhersehen können.

Die Situation für die Luftfahrtbranche und die Flughäfen habe sich seit 2014 dramatisch verändert. Zudem seien Flughäfen gerade in Grenznähe ein aktiver Beitrag zur Daseinsvorsorge und Stärkung der Wirtschaft.

Frank Dupont, stellvertretender Leiter des Referats für Beihilfen und Transport in der Generaldirektion für Wettbewerb innerhalb der EU- Kommission in Brüssel, zeigte durchaus ein Einsehen gegenüber der Argumentationslinie von Isolde Ries. Die Leitlinien von 2014 seien zwar ,,unsere Bibel“, jedoch gelte tatsächlich nichts für immer.

Zudem hätten die Experten aus Brüssel mittlerweile einen Fitness-Check an allen Flughäfen gemacht. Dupont geht davon aus, dass die Richtlinien noch einmal über 2024 hinaus verlängert werden. Das müssten jedoch die EU-Kommissare spätestens 2022 entscheiden.

Thomas Schuck, Geschäftsführer des Saarbrücker Flughafens, geht davon aus, dass der Standort 2024 keine Betriebsbeihilfen mehr benötige. Man liege im Plan und müsse bis 2024 noch rund 1,5 Millionen Euro sparen. Das will Schuck mit verbesserten internen Betriebsabläufen und flexibleren Schichtplänen erreichen. An Personalabbau sei nicht gedacht.

So sei es gelungen, die operativen Verluste von ursprünglich sieben Millionen Euro auf mittlerweile drei Millionen zu drücken. Schuck verwies zugleich auf eine Besonderheit. So seien die Aufwendungen für Sicherheit von ursprünglich einer Million Euro auf inzwischen zwei Millionen Euro gestiegen. Diese würden jedoch nicht in die Kostenbetrachtung von Seiten der EU für Flughäfen eingerechnet. In einigen anderen EU-Ländern würden die finanziellen Aufwendungen für Sicherheit nämlich vom Staat getragen.

Eisernes Schweigen herrscht dagegen zum weiteren Luxair-Engagement ab Saarbrücken. Nur so viel: Die Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen. Man rede in aller Ruhe. Ganz ruhig und unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Luxair schon einmal ein Zeichen gesetzt und ihr Reisebüro am Saarbrücker Flughafen geschlossen. Wie das zum Engagement passt, ab Saarbrücken zu fliegen, das bleibt ihr Geheimnis.

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