Unfallfalle Wildwechsel

Merzig-Wadern. In den Morgen- und Abendstunden ist das Wild auf Futtersuche - und die Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit. "In der dunklen Jahreszeit erhöht sich das Risiko von Wildunfällen", sagt Robert Blatt, Landsvorsitzender des Deutschen Wildschutz-Verbandes

 Wildwechsel ist eine Gefahr für Tier und Mensch. Foto: SZ

Wildwechsel ist eine Gefahr für Tier und Mensch. Foto: SZ

Merzig-Wadern. In den Morgen- und Abendstunden ist das Wild auf Futtersuche - und die Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit. "In der dunklen Jahreszeit erhöht sich das Risiko von Wildunfällen", sagt Robert Blatt, Landsvorsitzender des Deutschen Wildschutz-Verbandes. Er weiß um die brenzligen Situationen, die durch Tiere auf der Fahrbahn entstehen können, und war in den vergangenen Wochen schon mehrmals im Einsatz. Denn die Entsorgung des verletzen Wildes sei eine Aufgabe, die die Jäger freiwillig übernähmen, wie er sagt. "Die Felder der Bauern reichen bis an den Straßenrand, ebenso die Wälder, was die Sicht versperre - sowohl dem Autofahrer als auch den Tieren. "Da das Wild die Geschwindigkeit der Fahrzeuge nicht richtig einschätzen kann, und von den Scheinwerfern geblendet wird, kommt es oft zu falschen Reaktionen. Entweder bleiben die Tiere mitten auf der Straße stehen, oder sie versuchen, noch schnell die Straße zu überqueren und laufen direkt in den Wagen", sagt Blatt, der eine Jagdschule in Perl hat. Dem Autofahrer gehe es nicht besser: Meist sehe er das Tier zu spät. Statistiken gingen in Deutschland pro Jahr von 220000 überfahrenen Rehen, 12000 Schwarzwild und 200000 getöteten Hasen und Kaninchen aus. Zudem gebe es eine hohe Dunkelziffer, da nicht jeder Unfall gemeldet werde. Nicht immer endet ein Zusammenstoß nur für das Tier übel. Viele Schwerverletzte oder gar Verkehrstote gingen auf das Konto von Wildwechsel. "Jäger und Straßenverwaltung investiert viel Zeit und Geld, um den Wildwechsel zu entschärfen und die Gefahr zu bannen", sagt Blatt. An manchen wildträchtigen Straßenabschnitten warnen Schilder. Nicht nur ab diesen Warnschildern sollte man langsamer fahren und sich auf Wildwechsel einstellen, sondern generell auf Strecken, die durch die Natur führten. "Die Tiere halten sich nicht an Wildwechsel-Warnschilder. "Wir Jäger montieren Reflektoren an den Leitpfosten. Diese reflektieren das Licht des Fahrzeugs zum Wild hin und erreichen, dass es erst nach dem Fahrzeug die Straße überquert - eine Methode, die sich bewährt hat", wie der Jäger ergänzt. Auch Duftstoffe, an den Straßen ausgestreut, hielten die Tiere von der Straße fern. Dieses Engagement sei zwar erfolgreich, müsse allerdings bereits nach kurzer Zeit erneuert werden. "Zudem gewöhnt sich das Wild an die Duftstoffe." Auch durch vermehrtes Bejagen in der Nähe von Straßen und Unfallschwerpunkten werde die Wilddichte reduziert. "Die Tiere ziehen sich zurück." Trotz all dieser Maßnahmen seien solche Zusammenstöße nie ganz zu vermeiden. "Verkehrsteilnehmer sollten sich bewusst sein, dass Wild schnell vor ein Fahrzeug läuft, dass ein Unfall oft unvermeidbar ist." Die Konsequenz sei langsamer fahren und stets damit zu rechnen, dass nach einem Tier ein weiteres die Straße überqueren könnte. "Oftmals wird im Reflex voll gebremst, aber das ist gefährlich, besser abbremsen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Optimal ist es, in bestimmten Gebieten gleich langsamer zu fahren." Habe man in der prekären Situation noch Zeit, sollte man die Scheinwerfer abblenden. "Keinesfalls soll man ein Ausweichmanöver starten. Das führt meistens zum Verlust der Kontrolle über das Fahrzeug. Das kann zu schweren Verletzungen oder gar zum Unfalltod führen." Nach einem Unfall sollte sofort die Warnblinkanlage eingeschaltet und die Unfallstelle gesichert werden. Nach der Feststellung, welcher Insasse wie schwer verletzt sei, müsse die Polizei zum Unfallort gerufen werden. An das verletzte Tier solle man nicht nahe herantreten. "Sie haben Angst vor Menschen und könnten krank sein. Außerdem können verletzte Wildscheine Menschen angreifen und verletzen." Der Schaden durch das Wild würde durch Teil- oder Vollkasko in der Regel ersetzt. "Reflektoren an Leitpfosten und Duftstoffe sind hilfreich."Robert Blatt

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