Unermüdlicher Weltverbesserer

Lebach · Die Aktion „Saarlands Beste“ feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass stellen wir in einer Serie die Jahressieger von einst vor. Wie haben sie ihre Gewinne eingesetzt, wie engagieren sie sich heute? Im dritten Teil stellen wir Pfarrer Michael Schäfer, Gewinner bei „Saarlands Besten“ im Jahr 2008, vor, der überzeugt ist, dass sich die Welt zum Positiven verändern lässt.

 Pfarrer Schäfer engagiert sich seit Jahrzehnten für Straßenkinder in St. Petersburg. Foto: Dietze

Pfarrer Schäfer engagiert sich seit Jahrzehnten für Straßenkinder in St. Petersburg. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Es sind keine zimperlichen Worte, die Pfarrer Michael Schäfer am Sonntag, 22. November 2015, zu den Besuchern des Benefiz-Konzertes spricht, welches bereits zum 15. Mal für die Straßenkinder in St. Petersburg ausgerichtet wird. Die Anschläge von Paris am 13. November liegen noch nicht lange zurück, und wegen der anhaltenden Schreckensmeldungen in den Nachrichten hat Schäfer nach eigenen Worten auch keine "zimperlichen Texte" ausgewählt, die verlesen werden. Eine Welt, in der allerorten Bomben explodieren und Millionen von Menschen auf der Flucht sind, ist nach Schäfer "keine heile Welt". Und dennoch lasse sich diese Welt zum Positiven verändern, betont Schäfer. Dazu gehört für ihn zunächst das Selbsteingeständnis, dass wir von bitteren Realitäten umgeben sind.

Bittere Realitäten sah Schäfer auch 1993 im Fernsehen, als es in einer ZDF-Sendung um die Situation von Straßenkindern in St. Petersburg ging. Um Kinder, die ihrem Schicksal überlassen wurden. Bereits zuvor hatte er entschieden, dass er an seinem 50. Geburtstag zugunsten einer Spendenaktion auf Geschenke verzichten wollte und nun sammelte er für die Straßenkinder 12 000 Mark zusammen.

Das Geld gab er dem gemeinnützigen Verein "Perspektiven", der sich für die Straßenkinder einsetzte und im Jahr 1994 das Heim "Bereg - das Ufer" in St. Petersburg gründete. Eigentlich sollte es sich um eine einmalige Aktion handeln. Doch entstanden ist ein Engagement, das bis heute anhält. Sechs Jahre lang wurde das Kinderheim "Bereg" allein durch den Einsatz von Schäfer finanziert.

Mittlerweile gibt es einen 55 Mitglieder zählenden Verein, der im Jahr 2012 gegründet wurde und zu 70 Prozent die Finanzierung von Bereg übernimmt. Was mit 12 000 Mark begann, hat mittlerweile die Summe von einer Million Euro überschritten - so viel Geld wurde bis heute nach St. Petersburg gespendet. Das Geld dient dazu, Straßenkindern, aber auch körperlich und geistig behinderten Kindern eine menschenwürdige Unterbringung, schulische Betreuung und vor allem Fürsorge und Wertschätzung zu geben. Wie viel ein einzelner Mensch in einer menschenfeindlichen Umgebung zum Positiven verändern kann, das hat Pfarrer Schäfer deutlich gemacht.

Die Saarbrücker Zeitung würdigt außergewöhnliches Engagement mit dem Preis "Saarlands Beste". Im Fokus stehen Personen, Gruppen und Vereine, die Menschen oder Tieren helfen. Wenn Sie solche Menschen oder Gruppen kennen, senden Sie Ihre Vorschläge an die Saarbrücker Zeitung, "Saarlands Beste", Gutenbergstraße 11-23, 66103 Saarbrücken oder per E-Mail an saarlands-beste@sz-sb.de

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