Und täglich grüßt der alte Sack

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Männer und Frauen, die dafür sorgen, dass unser Auge sich erfreut: die städtischen Bediensteten mit Schubkarren, Rechen und Heckenscheren. Viele Ecken und Eckchen haben sie nach der Winterpause schon gesäubert und tun es noch. Viel Arbeit lauert da rund ums öffentliche Grün

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Männer und Frauen, die dafür sorgen, dass unser Auge sich erfreut: die städtischen Bediensteten mit Schubkarren, Rechen und Heckenscheren. Viele Ecken und Eckchen haben sie nach der Winterpause schon gesäubert und tun es noch. Viel Arbeit lauert da rund ums öffentliche Grün. Sei es Stadtpark, Fußgängertreppe oder Blumenkübel: Es wird gereinigt, gemäht, gepflanzt und alles von Laub und Unkraut befreit. Das ist uns an dieser Stelle allemal ein ganz dickes Lob wert. Nur ein Relikt hält sich hartnäckig. Es begrüßt die Leute, die den Parkplatz vorm Salzbrunnenhaus anfahren. Es winkt, wenn der Wind heftig weht, mal hängt es reichlich schlapp am Ast. Unter ihm plätschert fröhlich und unbeschwert der Sulzbach in seinem schmalen Bett. Blümchen haben sich am Ufer angesiedelt. Jetzt haben sie Sonne, sich zu entfalten. Und wenn sie hochschauen könnten, dann würden auch sie ihn sehen: den alten gelben Sack. Oder das, was von ihm übrig ist. Ein Fetzen hängt da im Baum und schert sich nicht um landschaftliche Schönheit und Harmonie. Als der Dichter Eduard Mörike lebte und romantisch reimte, da gab's noch keine Wertstoff-Beutel. Nur blaue Bänder. Sonst hätte sein berühmtes Gedicht wohl so angefangen: "Frühling lässt die gelben Säcke wieder flattern durch die Lüfte" Vielleicht wäre Mörike auch die Lyrik vergangen, wenn er gewusst hätte, wie vermüllt die Welt mal sein würde. Und wie ungeniert manche Leute darauf warten, dass jemand kommt und ihren Dreck wegräumt.

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