Umweltministerium Saarland bittet erzürnte Bauern zum Gespräch Weiter Zoff um den Landeplatz des Mornellregenpfeifers
Mettlach · Umweltminister Reinhold Jost hat für den Renglischberg bei Mettlach strikte Anbauvorschriften festgelegt. Die betroffenen Bauern sind erzürnt.
Heute kommt es im Bürgerhaus von Mettlach-Faha im Nordwestzipfel des Saarlands zum vorerst letzten Streitgespräch zwischen Beamten des Umweltministeriums und erzürnten Bauern und Landbesitzern. Denn Umweltminister Reinhold Jost (SPD) hat den Renglischberg, ein Ackerbaugebiet zwischen Faha, Münzingen und Sinz 2018 zur Natura-2000-Zone erklärt, in der ab diesem Jahr strikte Anbauvorschriften für die Bauern gelten.
Nach dem Streitgespräch wird nach Ministeriumsangaben der sogenannte Management-Plan in Kraft treten, der den Bauern bestimmte Fruchtfolgen für ihre Felder vorschreibt und vor allem den 15. August als das Fristende für die letzte Mahd in diesem Sommer festsetzt. Grund für diese Ausweisung des Natura-2000-Gebietes ist vor allem der Mornellregenpfeifer, ein seltener kleiner Vogel, der auf seinem Weg aus der Tundra Russlands und Finnlands auf dem Renglischberg kurz rastet und verschnauft, ehe es weitere tausend Kilometer in Richtung Südspanien oder Nordafrika geht.
„Es ist gar nicht bewiesen, dass der Mornellregenpfeifer auf dem Renglischberg eine Pause einlegt. Die letzte Sichtung, die uns das Umweltministerium nachgewiesen hat, stammt von 2006“, sagte Günter Weber, der Sprecher der etwa 60-köpfigen Bürger-Initiative „Interessengemeinschaft Renglischberg“, die aus Bauern und Landbesitzern besteht, der SZ. Zudem sei bei den Vogelexperten von ornitho.de im Internet nachzulesen, dass die beiden bedeutendsten Rastplätze des Mornellregenpfeifers in der Soester Börde und bei Mayen-Koblenz lägen. „Vom Renglischberg ist da keine Rede“, betonte Weber. Der ehemalige Sozialdemokrat aus Faha hatte sein rotes Parteibuch aus Protest gegen die Umwelt-Politik seines damaligen Genossen Jost zurückgegeben.
Doch um solch grundsätzliche Fragen, die die Ausweisung des von der EU gewünschten Natura-2000-Gebietes am Renglischberg berühren, wollen sich die Beamten des Umweltministeriums heute im Bürgerhaus Faha nicht mehr streiten. „Grundsatzdiskussionen zur Meldung an die EU oder Ausweisung des Gebietes, wie sie in den letzten Terminen immer wieder aufkamen, sind nicht angedacht“, schreibt Dr. C., stellvertretender Referatsleiter in Josts Umweltministerium, den Bauern leicht genervt in dem Einladungsschreiben, das der SZ vorliegt.
Vielmehr soll es um Ausgleichszahlungen für die Bauern und Förderungen gehen. Zudem haben die betroffenen Bauern im Vorfeld des heutigen „Nutzergesprächs“ vom Ministerium ein Infoblatt zum Vogelschutzgebiet „Renglischberg“ erhalten. Darin wird den Landwirten erklärt, ihnen, die das Gebiet „seit alters her“ für den Anbau von Getreide nutzten, sei es zu verdanken, dass dieses Gebiet „einen ganz besonderen Wert für einige spezielle und besonders schützenswerte Vogelarten“ habe. Zu den zwölf dort gesichteten Arten zählen als besonders gefährdet neben dem Mornellregenpfeifer noch Kiebitz und Goldregenpfeifer.
Während also die Bauern demzufolge die Vögel selbst angelockt haben, sieht das Umweltministerium die Lage für die betroffenen Bauern als nicht so schwierig an. Schließlich habe man dort zwei Kernzonen eingerichtet, die den Bauern eine abwechselnde Fruchtfolge ermöglichten. So könnte auch der Mais, der den Feinden des Mornellregenpfeifers als Tarnung dient und den kleinen reiselustigen Piepmatz von einer Rast abhält, weiterhin in abwechselnder Folge angebaut werden. Und es gebe die Chance, bei Wetterunbilden auch nach dem 15. August mit der Mahd zu beginnen.
Ob diese Maßnahmen des Umweltministeriums ausreichen, um die Bauern zufriedenzustellen, ist noch nicht klar. Zumindest einer von ihnen klagt bereits gegen die Ausweisung der Natura-2000-Zone vor dem Saarlouiser Verwaltungsgericht.