Saar-Spektakel Umberto Tozzi bringt Italo-Flair an die Saar

Saarbrücken · Wegen der Hitze zählte das Saar-Spektakel weniger Besucher als im Vorjahr. Zum Auftritt von Umberto Tozzi kamen aber nicht nur eingefleischte Italien-Fans.

 Umberto Tozzi landete vor 40 Jahren mit „Ti amo“ seinen größten Hit, den er am Wochenende auch vor dem Saarbrücker Staatstheater zum Besten gab.

Umberto Tozzi landete vor 40 Jahren mit „Ti amo“ seinen größten Hit, den er am Wochenende auch vor dem Saarbrücker Staatstheater zum Besten gab.

Foto: BeckerBredel

Im Fischerdorf wird gehüpft, geklettert und geschaukelt mit einer Energie, wie sie nur Kinder haben, während die Eltern schwitzend daneben stehen und tun, was Eltern eben so tun: zuschauen, wie sich der Nachwuchs amüsiert. Schnell noch ein Foto mit dem lebensgroßen Super Mario und eine kurze Diskussion, ob zwei Eis am Tag wirklich genug sind, dann lässt man sich mit der Fähre über die Saar schippern.

 Mit Fackeln ausgestattete Ruderbote brachten die Saar zum Leuchten. 

Mit Fackeln ausgestattete Ruderbote brachten die Saar zum Leuchten. 

Foto: BeckerBredel

Von Freitag bis Sonntag stieg mit dem Saar-Spektakel wieder das größte Volksfest des Saarlands: Die Ufer der Saar verwandelten sich in Fressbudenmeilen, auf dem Fluss waren Stand-up-Paddler und Schnellboote unterwegs und auf dem Tbilisser Platz lockten Open-Air-Konzerte die Menschen an. Wegen der Hitze seien insgesamt weniger Besucher gekommen als im Vorjahr, sagt Christine Baran, die das Saar-Spektakel seit 20 Jahren organisiert. Rund 270 000, schätzt sie. Trotzdem ist sie zufrieden: „Es ist super gelaufen.“

In der Nähe des Saarkrans warten am Sonntag die Drachenboot-Rennfahrer auf den Startschuss fürs Finale. „Geht nicht zu lässig an die Sache ran“, mahnt der Teamchef. „Körperspannung! Wir zeigen’s denen!“ Den Gegner könne man sicher weghauen, witzelt einer, weil der am Abend zuvor bestimmt zu viel gesoffen habe.

Gar nicht so unwahrscheinlich: Am Samstagabend fand das Spektaktel mit dem Auftritt von Umberto Tozzi, dem Altmeister der Italo-Ballade, nämlich seinen Höhepunkt. Doch bevor der auf die Bühne vor dem Staatstheater kommt, müht sich erst mal „Worlds Apart“ ab, eine Boyband aus den 90ern, die man längst vergessen hat, oder vielleicht hat man sie auch nie gekannt. Nur ein kleiner Pulk französischer Hardcore-Fans am Rand der Bühne quittiert jedes geschmachtete „I was born to love you“ mit einem ekstatischen „Wuhuuu“. Die Saarländer üben sich noch in entspannter Zurückhaltung.

Ein Rentner im Holzfällerhemd macht es sich auf seinem mitgebrachten Höckerchen bequem, ein beleibter Mann oben ohne schiebt sich durch die noch lichte Menge, drei junge Frauen schlürfen Crémant aus Plastikbechern, in hoffnungsvoller Erwartung dessen, was der Abend noch bringen möge. Und dazwischen ein kleines Mädchen, das tut, was Erwachsene längst verlernt haben: tanzen, als ob niemand zugucken würde. Das Saar-Spektakel bringt Menschen zusammen, die auf den ersten Blick nicht zusammen passen. Gemein ist ihnen vor allem eins: Sie wollen den Sommer genießen.

Als die britische Boygroup „Blue“ anfängt, in die Mikros zu knödeln, füllt sich der Platz. In die Hitze, die über den Köpfen der Menschen hängt, mischt sich Bierdunst und Schweißgeruch. Die Theker an den Getränkeständen kommen ins Rotieren. Sie können gar nicht so schnell zapfen, wie die durstige Meute ordert.

Die „Magic Artists“ setzen noch kurz die Bühne in Brand (alles kontrolliert natürlich), dann tritt Umberto Tozzi auf den Plan, der vor 40 Jahren mal einen Hit gelandet hat – aber was für einen! Auch wem der Name Tozzi auf Anhieb nichts sagt, „Ti amo“ kennt jeder. Man muss kein Fan von Tozzis Schmacht-Balladen und Italo-Rock sein, aber eines steht fest: Der Mann kann singen und hat mit 66 Jahren immer noch ordentlich Wumms in der Stimme. Schon mit dem zweiten Stück gibt er den Leuten, worauf sie warten: Der ganze Platz wogt zu „Ti amo“ mit, ein paar ältere Pärchen schunkeln verliebt.

Mit ein paar zaghaften Sätzen auf Englisch begrüßt Umberto Tozzi das Publikum, wechselt kurz ins Italienische, und siehe da: Scheinbar sind sämtliche Italiener des Saarlands gekommen, um ihm zuzujubeln. Also plaudert Tozzi munter in seiner Muttersprache weiter. Dass die Mehrheit auf dem Platz ihn nicht versteht, wenn er von einem Festival in Sanremo im Jahr „ottanta“-irgendwas erzählt, kümmert ihn nicht und die Leute auch nicht. Er könnte auch seine Einkaufsliste vorlesen, die Menschen lieben es. Tozzi bringt Italo-Flair in die Stadt an der Saar, und was würde in einer schwülen Sommernacht besser passen?

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