Um Schloss Karlsberg ranken sich viele Geschichten

Homburg/Zweibrücken. "Die Vögel sangen unbekümmert, als der Baron von Esebeck die Gartenwege zum Schloß Seiner Durchlaucht des Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken heranstieg. Das Herz mußte eben klopfen, ehe es gelang, zum Herzog von Pfalz-Zweibrücken vorzudringen": Hintersinn, Humor und eine gehörige Portion spitzfindiger Ironie prägen den Roman "Serenissimus

 Auch Schriftsteller, die Schloss Karlsberg noch mit eigenen Augen sahen, kommen in dem neuen Sonderheft der Saarpfalz zu Wort. Hier ein Detail des noch erhaltenen Karlsberger Hofs. Foto: Martin Baus

Auch Schriftsteller, die Schloss Karlsberg noch mit eigenen Augen sahen, kommen in dem neuen Sonderheft der Saarpfalz zu Wort. Hier ein Detail des noch erhaltenen Karlsberger Hofs. Foto: Martin Baus

Homburg/Zweibrücken. "Die Vögel sangen unbekümmert, als der Baron von Esebeck die Gartenwege zum Schloß Seiner Durchlaucht des Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken heranstieg. Das Herz mußte eben klopfen, ehe es gelang, zum Herzog von Pfalz-Zweibrücken vorzudringen": Hintersinn, Humor und eine gehörige Portion spitzfindiger Ironie prägen den Roman "Serenissimus. Im Schatten der Französischen Revolution", von Paul Gurk. 1940 in Essen erschienen, ist das Buch nur eines von unzähligen Veröffentlichungen, die Schloss Karlsberg als Kulisse und den Zweibrücker Herzog Karl II. August zum Hauptdarsteller haben. Der Literaturwissenschaftler Reiner Marx hat sich auf die Suche nach Bearbeitungen dieses Themas gemacht und die interessantesten Belege nun im neuen Sonderheft der "Saarpfalz" zusammengefasst und kommentiert.Gurks Roman bezeichnet Marx dabei als "wohl wertvollste Prosa-Bearbeitung des Karlsbergstoffes" überhaupt. "Der Karlsberg ist ein Mythos, ob man das will oder nicht", führt der Autor in das knapp 100 Seiten umfassende Lesebüchlein ein. Die Schriftsteller haben aus seiner Sicht eifrig daran "mitgestrickt", dass das Schloss überhaupt zum Mythos werden konnte.

Wenn auf der einen Seite verklärend vom "Feenschloss", auf der anderen despektierlich vom "Tränenberg" die Rede sei, wenn Beschreibungen ins Märchenhafte abgleiten oder sich in Schauergeschichten ergehen, dann liege indes eines auf der Hand: "Die Dichter lügen, und wir glauben ihnen und sitzen ihren Lügen bereitwillig auf", fasst Reiner Marx zusammen. Vornehmlich die Literaten seien es gewesen, die das heutige, verklärte Bild des Schlosses prägten. Schon Schriftsteller, die das prachtvolle Gebäude mit eigenen Augen sahen und den Landesherrscher persönlich erlebten, trugen ihren Teil zur Legendenbildung bei.

Eine der bekanntesten Passagen verfasste Adolph Freiherr von Knigge, der 1792 zu Gast auf dem Karlsberg war: "Der Weg führte beständig durch umzäumte Parforce-Parks, die dem Herzoge von Zweybrücken gehören, in welchen selbst Dörfer liegen, deren Einwohner sich dann, so gut sie können, mit dem Wildbrette um ihre Producte vergleichen" - die Jagdleidenschaft des Herzogs machte den Menschen um Homburg das Leben schwer.

Knigge war es auch, der den Begriff vom "Feen-Schloß" prägte, das "mit seinen Schätzen der Mühe werth sei, es zu sehen". Insgesamt, so resümiert Reiner Marx, seien die zeitgenössischen Berichte von Zwiespältigkeit gekennzeichnet.

Das Spektrum reiche dabei von positiven Einschätzungen, die von der Faszination angesichts der Ausmaße und der Pracht der Schloss- und Parkanlagen getragen seien, über "relativ objektive Beschreibungen bis hin zu harschen Verwerfungen der Gigantomanie der Karlsberg-Anlagen und des Größenwahns ihres Erbauers". Ruinen und Erinnerungen speisen indes im Geist der Romantik die Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts, in der der Karlsberg stets ausgiebig behandelt wird.

Auf einen Blick

Reiner Marx, "dies Feen-Schloß mit seinen Schätzen", Der Karlsberg und Karl II. August in der Literatur, Ein kommentiertes Lesebuch, Sonderheft der "Saarpfalz - Blätter für Geschichte und Volkskunde", 101 Seiten, Preis: fünf Euro. Erhältlich im Buchhandel sowie beim Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises, Landratsamt, Zimmer 417, Tel. (0 68 41) 10 48 409. red

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