Ultradünne Glasschicht zeigt große Wirkung

Hülzweiler. Das Quietschen von Filzstiften auf Tapete erkennen geübte Eltern auch im Nebenzimmer sofort. Doch das ist jetzt kein Albtraum - wenn die Tapete vorher mit einer Nanoschicht aus flüssigem Glas überzogen wurde. Denn dann kann das Gemälde einfach weggewischt werden

 Eine Nanoschicht auf verschiedenen Materialien wirkt wahre Wunder. Fotos: SZ/Nanopool

Eine Nanoschicht auf verschiedenen Materialien wirkt wahre Wunder. Fotos: SZ/Nanopool

Hülzweiler. Das Quietschen von Filzstiften auf Tapete erkennen geübte Eltern auch im Nebenzimmer sofort. Doch das ist jetzt kein Albtraum - wenn die Tapete vorher mit einer Nanoschicht aus flüssigem Glas überzogen wurde. Denn dann kann das Gemälde einfach weggewischt werden. Diese vielfältig nutzbare Erfindung der Firma Nanopool wurde nun von der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" als eine von 365 zukunftssichernden Ideen ausgezeichnet. Der bundesweite Wettbewerb unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Christian Wulff, der auf die Innovationskraft des Wirtschaftsstandortes Deutschland aufmerksam macht, ist bei Weitem nicht die erste Auszeichnung für das weltweit tätige Familienunternehmen, aber trotzdem neu: Denn es ist das erste Mal, dass Nanopool in Deutschland mit einem Wissenschaftspreis geehrt wird.

Einsatz im Denkmalschutz

Die ausgezeichnete Idee: Das flüssige Glas zum Aufsprühen, das Nanopool schon in vielen Bereichen verwendet, reduziert die Keimverbreitung in Krankenhäusern erheblich. Nachttische, Betten, Fußböden, Lichtschalter verlieren so ihre Infektionsgefahr - denn die atmungsaktive Schutzschicht kann auf praktisch jede Oberfläche aufgetragen werden. Das bedeutet auch, dass zum Beispiel schwer kranke Kinder wieder ihre eigenen Spielsachen benutzen können. Angewendet wird die Technik im Saarland bereits in den SHG-Kliniken in Völklingen.

Der Bereich Hygiene in sozialen Einrichtungen ist aber nur einer der Schwerpunkte, in denen die Nanotechnologie nützlich ist. Grundsätzlich verlängert sie die Lebensdauer von Gebäuden, Textilien oder Möbeln, wird also erfolgreich im Denkmalschutz, in der Industrie wie im Haushalt eingesetzt. Ein weiteres großes Arbeitsfeld ist der Schutz von Saatgut, das mittels der Nanoschicht vor Schimmel gefeit werden kann - ohne danach im Wachstum gehemmt zu werden, denn die Partikel sind biologisch abbaubar, wie Schwindt erklärt.

Weder sicht- noch spürbar

Ein wahres Wundermittel wurde hier anscheinend erfunden. "Und das mitten im Saarland!", betont Firmengründer Dieter Schwindt. Seit 2006 sitzt die äußerlich unscheinbare Firma im Gewerbegebiet "Zum Felsacker"; sie entwickelt und vertreibt seit 2001 Nano-Produkte, die mit einer ultradünnen Schutzschicht aus flüssigem Glas nahezu jede Oberfläche vor Schmutz und Kratzern schützen können. Dabei ist diese Schicht so dünn, dass sie weder sichtbar noch spürbar ist - und sogar lebensmittelecht und nach Aussage von Geschäftsführer Sascha Schwindt "klinisch getestet und gesundheitlich absolut unbedenklich." Für ihre Arbeit wurde die Firma Nanopool unter anderem bereits mit dem britischen Umweltpreis "Green Apple Award" ausgezeichnet.

In der hauseigenen Akademie schulen die Dozenten jährlich angehende Nanotechniker aus aller Welt. Auch im Saarland wurde die revolutionäre Technik schon angewandt: "Veredelt", so wird das Überziehen mit der Schicht genannt, haben die Nanotechniker unter anderem das Schwalbacher Rathaus - als wirksamen Schutz vor Graffiti.

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