Uhrenticken ist für ihn Musik

St. Arnual. Es tickt in allen Ecken des kleinen Lädchens nahe der St. Arnualer Stiftskirche. Und einer sitzt seelenruhig mittendrin, greift mit seinem Werkzeug Zahnrädchen auf, die er nur mit einem Vergrößerungsglas unterscheiden kann und setzt sie zielsicher an ihren Platz. Volker Mörsdorf ist Uhrmacher aus Leidenschaft

 Uhrmacher Volker Mörsdorf arbeitet in seinem Laden an einer Kuckucksuhr. Foto: Becker & Bredel

Uhrmacher Volker Mörsdorf arbeitet in seinem Laden an einer Kuckucksuhr. Foto: Becker & Bredel

St. Arnual. Es tickt in allen Ecken des kleinen Lädchens nahe der St. Arnualer Stiftskirche. Und einer sitzt seelenruhig mittendrin, greift mit seinem Werkzeug Zahnrädchen auf, die er nur mit einem Vergrößerungsglas unterscheiden kann und setzt sie zielsicher an ihren Platz. Volker Mörsdorf ist Uhrmacher aus Leidenschaft. Er schafft es, dass auch der Zeitmesser auf seiner Werkbank wieder zu ticken beginnt. Für ihn klingt das wie Musik in seinen Ohren.Vor gut sechs Jahren hat er sich in St. Arnual niedergelassen. Davor war er in einem Gründerzentrum in Bexbach. Und ehe er dort alle Arten von Uhren reparierte, hat er in der Schweiz für eine Uhren-Nobelmarke gearbeitet. Sein Beruf ist in dieser Form selten geworden - Händlerketten haben sich auf diesem Markt breit gemacht. Dementsprechend viel hat er zu tun. "Ich habe mehr Arbeit, als ich schaffen kann und kann nicht alle Aufträge annehmen", sagt er. Dabei kann es ihm nicht kompliziert genug sein. "Ketten-Uhren, bei denen andere nur noch den Kopf schütteln, mache ich noch." Antike Uhren mag er. "So aus dem 18. Jahrhundert." Ein Großteil davon stammt aus Frankreich. Er erklärt: "Deutsche Uhren aus dieser Zeit gibt es auch, sie sind aber seltener und wenn man eine findet, ist sie oft unbezahlbar." Ein Laden im Stadtzentrum sei für ihn nie ein Thema gewesen: "Dort sind die Mieten zu hoch und die Leute kommen auch hierher." Sogar aus Luxemburg, Mannheim und München. Außerdem bietet er einiges, holt für Kunden in der Region die Uhren vor der Reparatur ab und bringt sie anschließend wieder zurück. Er mag den Daarler Charme. "Hier ist alles noch sehr persönlich, die Leute reden oft vom Dorfcharakter, und das ist wirklich so", schwärmt er. "Wer das gewohnt ist, der mag meistens nicht mehr weg." Er selbst lebt inzwischen in Frankreich. Das Uhrenlädchen in St. Arnual mag er aber sehr: "Hinten haben wir noch einen 80 Quadratmeter großen Raum, da machen wir ein, zwei Mal im Jahr Gemeinschaftsausstellungen." Wir - das sei der Uhrmachermeister, eine Golschmiedin und ein Maler. Auch wenn im Stadtteil etwas los ist , macht Uhrmacher Mörsdorf mit. So bereichert er den Daarler Kunst- und Genießermarkt regelmäßig mit einem Uhrenstand. Und wenn es sein muss, dann kümmert er sich auch um das alte Kirchturmuhrwerk, das mittlerweile im Heimatmuseum St. Arnual seinen Platz gefunden hat.

Mörsdorf hat sich auf das Reparieren von Uhren spezialisiert. Nur selten verkauft er welche: "Die paar antiken Uhren sind nur ein Zusatz." Besonders kann er sich für alte oder komplizierte Uhren begeistern. Das merkt man deutlich, wenn er über sein Lieblingsthema, die Zeitmessgeräte spricht. Dann wird es aber wieder still. Die nächste Reparatur verlangt wieder volle Konzentration. Und erneut ist kaum etwas zu hören als das gleichmäßige und doch so chaotische Ticken der vielen Uhren.

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