Überzeugungsarbeit ohne Erfolg

Bure. Bure ist ein Dorf mit weniger als 100 Einwohnern. Es liegt in einer Talsenke. Oberhalb, auf einem weiten Hochplateau, ragen aus einer Ackerfläche unvermutet Gebäude heraus. Die europäische, die französische und die deutsche Flagge wehen am Eingang. Innen wartet am Dienstagabend ein großes Empfangskomitee, angeführt vom Präsidenten der Andra, François-Michel Gonnot

 Umweltministerin Simone Peter unter Tage in Bure, rechts der französische Generalkonsul Philippe Cerf. Foto: Helmut Wyrwich

Umweltministerin Simone Peter unter Tage in Bure, rechts der französische Generalkonsul Philippe Cerf. Foto: Helmut Wyrwich

Bure. Bure ist ein Dorf mit weniger als 100 Einwohnern. Es liegt in einer Talsenke. Oberhalb, auf einem weiten Hochplateau, ragen aus einer Ackerfläche unvermutet Gebäude heraus. Die europäische, die französische und die deutsche Flagge wehen am Eingang. Innen wartet am Dienstagabend ein großes Empfangskomitee, angeführt vom Präsidenten der Andra, François-Michel Gonnot. Seine Organisation ist dafür zuständig, dass der französische Atom-Müll ordentlich gelagert wird. Die saarländische Umweltministerin Simone Peter will sich anschauen, was in Bure geschieht."Hier wird ausprobiert", sagt Gonnot, "wie man ein Endlager bauen muss, in das radioaktiver Abfall über lange Jahre eingelagert werden soll." Seitens der Franzosen ist man sehr optimistisch. Ziel des Besuches, heißt es im französischen Ablaufplan, sei es, Bedenken der Ministerin zu zerstreuen.

Frankreich ist mit 58 Atomkraftwerken das Land mit der größten Dichte solcher Anlagen in Europa. Allerdings: Wie auch Deutschland besitzt das Land noch kein Endlager für den atomaren Müll. Zu Beginn der 90er Jahre hatte Frankreich einen Auswahlprozess eingeleitet. Französische Wissenschaftler und Politiker kürten den Standort, an dem es heute eine unterirdische Versuchslagerstätte gibt: Bure im Département Meuse, 150 Kilometer von Saarbrücken entfernt. Das Labor liegt rund 500 Meter unter Erde, eingebettet in eine rund 3000 Meter dicke Tonschicht. Ein besonderes Augenmerk hat Frankreich bei der Wahl dieser Lagerstätte auf die Gefahr eines Erdbebens gelegt. Andra-Sprecher Eric Sutre: "Hier ist seit 15 Millionen Jahren nichts passiert. Unter dieser Platte gibt es zwei Erdfalten, die alles Stöße abfangen." Um den Puffer der beiden Falten tief unter Bure aufzulösen, müsste nach Ansicht von Geologen Bewegung in die Alpen kommen und der Rheingraben müsste aufbrechen. Nach französischer Ansicht ist der Ort als sicher anzusehen.

Andra will, wenn die Forschungsergebnisse weiter positiv sind, im Jahre 2015 einen Antrag auf Genehmigung einer Endlagerstätte in Bure stellen. Bei einer entsprechenden Genehmigung würde ab 2017 eine Endlagerstätte gebaut, mit Tunneln von insgesamt 30 Kilometern Länge. Einlagerungen könnten erstmals zwischen 2025 und 2030 erfolgen.

Überzeugen konnte das die Ministerin nicht so recht. Sie kritisierte nach dem Besuch, dass Frankreich außer Bure keinen weiteren Standort erkundet habe. Zudem forderte sie Frankreich auf, die Nachbarstaaten bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll einzubeziehen. "Vergleichbar mit den Abkommen zwischen den Niederlanden und Deutschland beziehungsweise der Schweiz und Deutschland sollte es auch mit Frankreich eine Vereinbarung geben, damit wir als Anrainer umfassend über die Planungen und einzelnen Schritte in Bure informiert werden", sagte Peter. Weiter plädierte sie für einen EU-einheitlichen Kriterienkatalog bei der Endlagersuche.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Yvonne Ploetz, die mit Parteikollegen auch das Labor besuchte, kritisierte die deutsche Beteiligung an Bure, wo im Labor auch deutsche Wissenschaftler arbeiten. Die Bundesregierung habe die Erforschung von Bure mit drei Millionen Euro gefördert, obwohl die Lagerung von ausländischem radioaktiven Müll in Frankreich nicht erlaubt sei. wy/dpa/red

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