Über vermeintliche Grenzen hinaus

Kreis St. Wendel/Ensdorf. Es war eine Saarlandmeisterschaft der besonderen Art: der erste Gipfelcup für Kinder und Jugendliche mit Handicap. Je fünf Schüler von fünf saarländischen Förderschulen kletterten am Montag in der Kletterhalle Ensdorf um die Wette. "Klettern verlangt den Kindern dynamische Bewegungen ab, die sie sonst nicht machen", sagt Michael Reuter

 Ingo Heck (links), ehrenamtlicher Helfer, mit Förderschullehrer Thorsten Schepp und Schüler Jonas Gauditz aus Spiesen-Elversberg von der Schule am Webersberg in Homburg. Fotos: Sascha Schmidt

Ingo Heck (links), ehrenamtlicher Helfer, mit Förderschullehrer Thorsten Schepp und Schüler Jonas Gauditz aus Spiesen-Elversberg von der Schule am Webersberg in Homburg. Fotos: Sascha Schmidt

Kreis St. Wendel/Ensdorf. Es war eine Saarlandmeisterschaft der besonderen Art: der erste Gipfelcup für Kinder und Jugendliche mit Handicap. Je fünf Schüler von fünf saarländischen Förderschulen kletterten am Montag in der Kletterhalle Ensdorf um die Wette."Klettern verlangt den Kindern dynamische Bewegungen ab, die sie sonst nicht machen", sagt Michael Reuter. Das kann etwa den Aufbau von Körperspannung bedeuten, oder über die eigene Körpermitte zu greifen. Reuter ist Erzieher an der staatlichen Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung in Püttlingen. Zusammen mit seiner Kollegin Sabine Schwarz leitet er dort die Kletter-AG. Beim Training mit den Kindern kam ihnen die Idee zum Gipfelcup. Auch an anderen Förderschulen gibt es vergleichbare Klettertrainings. "Die Förderschulen im Saarland sind gut vernetzt", sagt Reuter. "Alle Schulen, bei denen wir angefragt haben, haben sofort zugesagt."

Immer wieder bricht lauter Jubel in der Halle aus, wenn ein Kind das Ziel in sieben Meter Höhe erreicht hat. Wer Probleme hat, wird lautstark angefeuert - und zwar von allen. "Die Kinder von den Förderschulen müssen sich alle mit ihren Handicaps auseinandersetzen", erklärt Krankengymnastin Sabine Schwarz. "Beim Klettern wünschen sie den Schülern von anderen Schulen deshalb genauso viel Glück."

Neben den therapeutischen Zielen hat das Klettern auch einen pädagogischen Nutzen: "Die Kinder lernen Sozialverhalten und Verantwortungsbewusstsein", sagt Schwarz. "Wenn sie mit Erfolg ihre Grenzen überwinden, steigert das ihr Selbstbewusstsein."

So wie beim 15-jährigen Jonas Gauditz aus Spiesen-Elversberg. "Meine Freundin wird stolz auf mich sein", freut er sich, nachdem er die Herausforderung an der Kletterwand gemeistert hat. An den Beinen trägt er Plastikschienen, die ihn stützen. Mit ihnen kann er stehen und gehen. Um sich im Alltag besser bewegen zu können, sitzt er im Rollstuhl. An der Kletterwand benutzt er auch seine Beine. "Wenn die Kinder den nächsten Griff erreichen wollen, nutzen sie auch die Bereiche ihres Körpers, die beeinträchtigt sind", erklärt Michael Reuter. Im nächsten Jahr soll es wieder einen Gipfelcup geben. "Wir würden uns freuen, wenn dann noch weitere Förderschulen am Wettbewerb teilnehmen würden", sagt Reuter.

Auf einen Blick

 Sabine Schwarz und Michael Reuter von der Köllertalschule in Püttlingen, beide leiten dort eine Kletter-AG.

Sabine Schwarz und Michael Reuter von der Köllertalschule in Püttlingen, beide leiten dort eine Kletter-AG.

 Blick in die Kletterhalle in Ensdorf, wo Schüler um den Gipfelcup wetteiferten.

Blick in die Kletterhalle in Ensdorf, wo Schüler um den Gipfelcup wetteiferten.

 Ingo Heck (links), ehrenamtlicher Helfer, mit Förderschullehrer Thorsten Schepp und Schüler Jonas Gauditz aus Spiesen-Elversberg von der Schule am Webersberg in Homburg. Fotos: Sascha Schmidt

Ingo Heck (links), ehrenamtlicher Helfer, mit Förderschullehrer Thorsten Schepp und Schüler Jonas Gauditz aus Spiesen-Elversberg von der Schule am Webersberg in Homburg. Fotos: Sascha Schmidt

 Sabine Schwarz und Michael Reuter von der Köllertalschule in Püttlingen, beide leiten dort eine Kletter-AG.

Sabine Schwarz und Michael Reuter von der Köllertalschule in Püttlingen, beide leiten dort eine Kletter-AG.

 Blick in die Kletterhalle in Ensdorf, wo Schüler um den Gipfelcup wetteiferten.

Blick in die Kletterhalle in Ensdorf, wo Schüler um den Gipfelcup wetteiferten.

Den ersten Platz beim Gipfelcup belegte die Köllertalschule - Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung Püttlingen, dicht gefolgt von der Louis-Braille-Schule - Förderschule für Blinde und Sehbehinderte Lebach und der Anne-Frank-Schule - Förderschule Lernen Saarlouis. Platz vier belegte die Ruth-Schaumann-Schule für Gehörlose und Schwerhörige Lebach, Platz fünf die Schule am Webersberg - Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung Homburg. ssch

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