Über-Kreuz-Strategie in Dillingen: "Fingerchen" fürs breite Publikum

Dillingen. "Schön ist, was gefällt": Volksweisheiten sagen oft die ungeschminkte Wahrheit. Also ging es am Freitag beim 2. Pop-Klassik-Konzert des Saarlandes, der "classicsNight", im ausverkauften Dillinger Lokschuppen hoch her. Über 70 Musiker entfesselten ein Heidenspektakel

Dillingen. "Schön ist, was gefällt": Volksweisheiten sagen oft die ungeschminkte Wahrheit. Also ging es am Freitag beim 2. Pop-Klassik-Konzert des Saarlandes, der "classicsNight", im ausverkauften Dillinger Lokschuppen hoch her. Über 70 Musiker entfesselten ein Heidenspektakel. Der Dillinger Regionalkantor Thomas Bernardy, Ideengeber und musikalischer Leiter des Events, hatte sich eine Menge einfallen lassen. Musiker der Deutschen Radio Philharmonie (DRP), ergänzt durch das Elmar-Federkeil-Trio, waren für die instrumentale Grundierung zuständig - der poperfahrene Andere Chor leistete Hintergrundarbeit und drehte etliche solistische Extrarunden. Dazu kam eine gute Handvoll erlesener Gesangsstars - und fertig war ein unterhaltsamer Konzertabend, bei dem sich die verschiedensten Musikgenres die Hand gaben. "Klassiker" des Publikumsgeschmacks rollten vom Band. Die Stimmung im Parkett schwappte hoch, man sang und klatschte rhythmisch mit. Dem Oh-Fortuna-Chor aus Orffs "Carmina Burana" als Einstiegsdroge folgten in buntem Wechsel die grellsten Ohrwürmer. Sopranistin Inga Lisa Lehr gefiel mit Mozart, Puccini und Otto Nicolai. Tenor Vincenzo di Rosa erklomm gelenkig die höchsten Regionen in "O sole mio" oder (gemeinsam mit Lehr) in einem Verdi-Duett aus "La Traviata". Das umjubelte "Dillinger Urgestein" Horst Friedrich wiederum füllte die Rock- und Pop-Lücken mit fetzigen Nummern, orchestrale Übergänge (Bizet) boten für die routinierten DRP-Musiker keine Schwierigkeiten. Der Abend demonstrierte überzeugend, dass gekonnte stilistische Über-Kreuz-Strategie den musikalischen Publikumsnerv genau treffen kann, wenn - wie in Dillingen - Konzept und Durchführung stimmig sind. Fazit: Große Oper und Udo-Jürgens-Glanzlichter müssen sich nicht beißen. pes

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