Über Gott und die Welt

Sulzbach. Der Gesprächsbedarf zwischen evangelischer Kirchengemeinde und katholischer Pfarrei Allerheiligen Sulzbach war groß. Die rund 60 Besucher des ökumenischen Neujahrsempfangs, der am vergangenen Sonntag auf katholischer Seite im Klosterkeller stattfand, wollten ihre Geselligkeit nur ungern zügeln

 Die Kirchenmänner und Gastgeber in ökumenischem Einklang: Carlo Holzmann (rechts) und Stefan Sänger. Foto: Anne Allenbach

Die Kirchenmänner und Gastgeber in ökumenischem Einklang: Carlo Holzmann (rechts) und Stefan Sänger. Foto: Anne Allenbach

Sulzbach. Der Gesprächsbedarf zwischen evangelischer Kirchengemeinde und katholischer Pfarrei Allerheiligen Sulzbach war groß. Die rund 60 Besucher des ökumenischen Neujahrsempfangs, der am vergangenen Sonntag auf katholischer Seite im Klosterkeller stattfand, wollten ihre Geselligkeit nur ungern zügeln. So wurde bei Chopinklängen, gekonnt auf dem Klavier dargeboten vom Leiter des katholischen Kirchenchores Matthias Rajczyk, mehr geplaudert als den Tönen gelauscht. Was zunächst unhöflich anmuten könnte, zeigte sich im Lauf des Gedankenaustauschs als gute Gespräche über Gott und die Welt.Immerhin zum zehnten Mal - im Wechsel der Gastgeber - fand der gemeinsame Neujahrsempfang statt. Nach Danksagungen an alle Helfer der Ökumene in der Rede der Vorsitzenden des katholischen Pfarrgemeinderates, Margit von Mohrenschildt, lobte Gastgeber und katholischer Pfarrer Stefan Sänger in seiner Ansprache die Zusammenarbeit der Pfarrgemeinden in Sulzbach: "Unser Gott ist Gott aller Völker", meinte Sänger, der so zu ernsten Tönen fand: "Dies ist keine einfache Zeit für die Kirche, wo Dinge aufgedeckt werden, die uns zu schaffen machen. Wir sollten uns dringend auf den Glauben und die Nächstenliebe besinnen", sagte er. Der evangelische Pfarrer Carlo Holzmann pflichtete in seinem Vortrag bei: "Paulus hatte in Korinth einen ähnlich zerrissenen Haufen mit Namen Kirche", sagte Holzmann und fügte an: "Als Gott die Kirche ins Leben rief, wollte er eine Gemeinschaft von unendlich verschiedenen Menschen. Gerade indem sie verschieden sind, sind sie lebendige Kirche", hörte man von evangelischer Seite.

In den Ohren der Gemeindezugehörigen klang das ungewohnt, aber gut. "Ich bin seit 27 Jahren im evangelischen Frauenkreis dabei", sagte Petra Weish. Die 54-Jährige ist katholisches Mitglied des Kreises und Sängerin im katholischen Kirchenchor. "Das war in den Achtzigern zunächst ein Treffen junger Mütter, und es sind immer noch Leute vom ersten Tag dabei. Der Kreis lebt eben", sagt die Sulzbacherin.

"In den Kreisen, die wir haben, fragen wir nicht nach der Konfession. Ich feiere Abendmahl mit jedem, der mit mir feiern will", fügt Holzmann gegenüber unserer Zeitung dazu an.

Ein Blick auf die Gottesdienstbesucherzahlen beider Pfarreien lässt für Sulzbach folgendes Fazit zu: "Wir hatten an den drei Weihnachtstagen volles Haus. Tausend Leute waren bestimmt dabei", so Pfarrer Holzmann auf SZ-Anfrage. "Ich glaube nicht, dass die Leute eine Glaubenskrise haben. Die Oberen sagen das vielleicht; die Menschen kriegen aber mit, dass auch in den Kirchen nicht alles so läuft, wie es sein sollte. Die Kirche ist Teil des Dilemmas, nicht Gott", sagte der evangelische Pfarrer. "Wir haben unsere 200 Besucher am Sonntag; ich kann nichts gravierend Rückläufiges an Besucherzahlen feststellen", meinte Stefan Sänger von katholischer Seite. Aus weltlicher Sicht bleibt das Fazit mit Blick auf das vergangene Jahr positiv: "Ich beobachte das Zusammenwachsen der beiden Konfessionen mit gutem Gefühl. Die positive Grundhaltung ist in der Stadt spürbar", sagte Rathauschef Michael Adam gegenüber der SZ. Neben Vertretern der Stadt, aus beiden Kindergärten, Kirchenchören und Gemeindereferenten bis hin zu den Sternsingern wartete eine ökumenische Mischung an Gästen auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort