Über 2200 Saarländer wollen Lisa helfen

Saarbrücken. Den ganzen Samstag herrscht hektisches Treiben im Saarbrücker Ludwigsgymnasium. Zwei Klassensäle wurden zu kleinen Arztpraxen umgebaut. Dort stehen jetzt jeweils vier Tischgruppen und eine Liege

Saarbrücken. Den ganzen Samstag herrscht hektisches Treiben im Saarbrücker Ludwigsgymnasium. Zwei Klassensäle wurden zu kleinen Arztpraxen umgebaut. Dort stehen jetzt jeweils vier Tischgruppen und eine Liege. Auf den Gängen warten die Menschen geduldig: Frauen, Männer und komplette Familien, alte und vor allem viele junge Leute sind gekommen, um sich mittels einer Blutspende "typisieren" zu lassen. Denn nur eine Stammzellen-Spende kann Lisa helfen. Dafür muss ein passender Knochenmark-Spender gefunden werden. Deshalb nehmen rund 35 Ärzte und Arzthelferinnen aus Saarbrücken und Umgebung fast schon im Minutentakt der Besuchern fünf Milliliter Blut ab. Alle helfen freiwillig: "Die Proben werden an Labore in Dresden und New York geschickt und dort analysiert", erklärt Marion Ponelies von der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS). Nach der Auswertung werden die Spender dann in die Datei eingetragen. So können sie später auch anderen Leukämie-Patienten in aller Welt helfen. Für Anne Dausend wird es jetzt ernst. Die 20-Jährige ist nervös. Dann der kurze Piks und die Nadel steckt im Arm: "Es ist eine gute Sache, wenn man so vielleicht helfen kann", findet die Abiturientin aus Saarlouis. Derweil warten die nächsten Spender geduldig in der Schlange, die sich durch das ganze Gebäude bis vor die Tür zieht: "Für mich ist es ja keine große Sache, ein wenig Blut zu spenden", findet auch Nico Strieder, 18, aus Völklingen. Arzthelferin Stephanie Löwe aus Saarbrücken hat ihren freien Samstag in den Dienst der Sache gestellt: "Die Resonanz hier ist echt toll."Es dauert keine 40 Sekunden und Julia Delormé, 20, aus Uchtelfangen, erhält von Stephanie Löwe das Röhrchen mit ihrer Probe: "Ich habe übers Internet von der Aktion erfahren. Es wäre toll, wenn man so ein Leben retten könnte." Anschließend gibt sie den Erfassungsbogen mit ihren Daten an der Endkontrolle ab. Dort wird alles akribisch sortiert. Hinter den Schulbänken hilft auch Aline Mathieu, 19, beim Ordnen. Sie und Julia Lagaly, 19, haben die Typisierungs-Aktion für ihre Schulfreundin Lisa organisiert "Dass so viele Leute kommen, hätten wir nicht gedacht. Da haben sich die drei Wochen Vorbereitung gelohnt", sagt Mathieu. Sechs Stunden Zeit haben die Spendenwilligen an diesem Samstag. "Insgesamt sind rund 150 freiwillige Helfer im Einsatz", sagt Julia Lagaly. Nicht nur mit ihrer Blutspende wollen die Saarländer Lisa helfen. Neben den rund 35000 Euro, die mittlerweile auf dem Sonder-Spendenkonto eingegangen sind, füllen sich die Sammeldosen vor Ort stetig. Das Geld wird dringend für die Typisierung der Proben gebraucht: "Eine Analyse kostet rund 50 Euro", erzählt DKMS-Mitarbeiterin Marion Ponelies.Wer nach dem Ende der Aktion am Nachmittag immer noch wartet, ist nicht umsonst gekommen. Nach dem Eintrag in eine Liste sendet die DKMS allen Spendenwilligen einen Selbsttest nach Hause. Am Ende steht der überwältigende Erfolg der Aktion fest: 2273 Saarländer haben eine Blutprobe abgegeben und 14316 Euro gespendet. Lisa kann jetzt weiter hoffen, dass ein passender Stammzellenspender gefunden wird: "Bis alle Proben ausgewertet sind, wird es allerdings noch bis zu acht Wochen dauern", sagt Marion Ponelies.

auf einen blickNur eine Stammzellenspende kann Lisas Leben retten. Für eine erfolgreiche Transplantation müssen die Gewebemerkmale des Stammzellenspenders nahezu vollständig mit denen des Patienten übereinstimmen. Die Wahrscheinlichkeit liegt zwischen 1:20000 und 1: mehreren Millionen. Für Lisa konnte bislang kein "genetischer Zwilling" gefunden werden. Da die Typisierung sehr teuer ist, wurde ein Spendenkonto eingerichtet: DKMS, Kontonummer 1 08 21 40 07, Bankleitzahl: 591 900 00 (Bank 1 Saar), Verwendungszweck: Hilfe für Lisa. chm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort