Tunnel soll Kunstwerk werden

Saarbrücken. Was macht eigentlich die Reihe Ausgang City/Aufgang Nord? Nach der Zwischenbilanz-Ausstellung im Kulturzentrum Am Eurobahnhof (KUBA) Anfang September wurde es erstaunlich ruhig um die Reihe temporärer Kunstprojekte, dabei stehen (mindestens) zwei Projekte noch aus. Doch der Schein trügt: Am Montag startet der dritte Performance-Express

 In Saarbrücken wird Simone Decker den Lützelbachtunnel (Foto) zum Kunstort machen, indem sie hier Edelsteine in die Wände einsetzt. Der Tunnel soll zur optischen Edelsteinmine werden, sagt die Künstlerin. Foto: Bauer/Decker

In Saarbrücken wird Simone Decker den Lützelbachtunnel (Foto) zum Kunstort machen, indem sie hier Edelsteine in die Wände einsetzt. Der Tunnel soll zur optischen Edelsteinmine werden, sagt die Künstlerin. Foto: Bauer/Decker

Saarbrücken. Was macht eigentlich die Reihe Ausgang City/Aufgang Nord? Nach der Zwischenbilanz-Ausstellung im Kulturzentrum Am Eurobahnhof (KUBA) Anfang September wurde es erstaunlich ruhig um die Reihe temporärer Kunstprojekte, dabei stehen (mindestens) zwei Projekte noch aus. Doch der Schein trügt: Am Montag startet der dritte Performance-Express.

Diesmal geht es nach Paris, wo die Mitreisenden die große Monet-Schau im Grand Palais besuchen. 50 zahlende Gäste fahren mit und acht Performer, sagt der Kurator der Reihe, Kai Bauer. Schon seit der KUBA-Schau sei die Fahrt ausgebucht, doch eigentlich habe er damit nichts mehr zu tun, sagt Bauer.

Wie das? Die Stuttgarter Agentur für Kunstvermittlung managt die Paris-Fahrt, wie auch die nächsten Performance-Fahrten, am 22. Januar nach Paris und am 2. April nach Metz - und vermarktet sie bundesweit. "Wir haben die franchisemäßig ausgelagert, weil wir für mehr als zwei Fahrten nicht das Budget haben", erklärt der Kurator, der ebenso wie Performance-Express-Erfinder Byung Chul Kim selbst in Stuttgart lebt. Fragt sich, warum nicht eine Saarbrücker Agentur auf diesen Zug aufgesprungen ist. Sind die Schwaben reiselustiger oder cleverer?

Auch die Luxemburgerin Simone Decker und das Berliner Duo Köbberling/Kaltwasser sind derzeit beruflich auf Reisen. Daher werden diese Künstler ihre Kunstprojekte in Saarbrücken erst Anfang bis Mitte Dezember realisieren, erklärt Bauer. Ihre Ideen klingen spannend: "Decker möchte den Lützelbachtunnel zu einem Kunstwerk machen, indem sie Rohedelsteine in den Tunnel implantiert", erzählt der Kurator. Edelsteine stünden für ästhetische Werte der Natur - und für inflationssichere Geldanlagen.

Was Turmaline und Karmeole mit einem Bahntunnel zu tun haben? "Die ältesten Teile des Tunnels sind im 19. Jahrhundert erbaut worden, als das Saarland vom Abbau der Bodenschätze Wohlstand generiert hat", so Bauer. Köbberling/Kaltwasser haben sich im Sommer mit der Eisenbahn in den USA befasst, daran wollen sie in Saarbrücken anknüpfen.

Sie werden Bahnhofsbänke aus den USA und Barcelona nachbauen und am Nordausgang des Eurobahnhofs so aufstellen, dass von ihnen die abfahrenden Züge beobachtet werden können. Dass Decker und Köbberling/Kaltwasser sich als einzige Künstler der Reihe entschieden haben, gezielt das Quartier Eurobahnhof zu bespielen, freut Bauer. "Damit wird der Titel der Reihe Ausgang City/Aufgang Nord mit Leben erfüllt."

Hintergrund

Für ihr Projekt arbeitet die Künstlerin Simone Decker mit Rohedelsteinen: Smaragde, Saphire, Topas, Rubine oder Karneole von sehr guter Qualität. Diese Edelsteine stehen für ästhetische Schätze der Natur, die einen hohen Wert darstellen, jenseits der Bedürfnisse, die der Mensch zum Überleben hat. Als natürliche Mineralvorkommen stehen sie traditionell für Luxus, Reichtum und Macht. sbu

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