Tucholsky, Büttenrede und Chili con Carne

Saarbrücken

Saarbrücken. Zur Einstimmung und zum Ausklang gab es einschmeichelnde Standards vom Profi-Jazz-Trio, Schauspieler Hans-Georg Körbel zelebrierte Kurt Tucholskys Monolog "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr" (1930), der Stadtverordnete Manfred Ziegler (engagiert bei der Güdinger Karnevalsgesellschaft "Saar-Raketen") packte Wunderlichkeiten des politischen, wirtschaftlichen und sportlichen Alltags gar in eine gereimte Büttenrede, und die Fraktionsvorsitzende Karin Nehl hielt prägnant Rückschau auf viereinhalb Jahre FDP-Rathauspolitik - das war nicht gerade wenig Programm für den Neujahrsempfang der Stadtratsfraktion am Donnerstagabend im St. Johanner Rathausfestsaal, und das bei einer selbst auferlegten Zeitvorgabe von nur einer Stunde. Doch hatten die Saarbrücker Liberalen ja ausdrücklich angekündigt, "mal etwas anderes" als früher und als die anderen Parteien bieten zu wollen, etwas Heiteres und was Ernstes. Wobei Kurt Tucholskys Text, in dem ein selbstständiger Gemüsehändler "gegen Rattenfängerei, gegen die Idee vom starken Mann und gegen die Beliebigkeit der Parteiprogramme angeht" (der wirtschaftspolitische Sprecher Bertold Bahner), ein schwerer intellektueller Brocken war, der etwas Zeit brauchte, um sich zu erschließen. Karin Nehl bilanzierte, dass die FDP, in der kommunalen Regierungsverantwortung mit der CDU, am liebsten "noch mehr gespart, noch weniger Staat gewagt und bei städtischen Beteiligungen noch mehr aufgeräumt" hätte. Dass aber auch Etliches erreicht worden sei: keine Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer, stabile Entsorgungsgebühren, eine sauberere Stadt, mehr Bürgerbeteiligung. 90 Personen hatten sich für den Empfang angemeldet, es wurden sogar etliche mehr, was bei dem gleichzeitig laufenden Filmfestival Max Ophüls als Bestätigung des allgemeinen Aufwärtstrends der FDP gewertet wurde. Zum Abschluss des etwas anderen Empfangs gab es ein vielfältiges kalt-warmes Büfett mit Servietten in den blau-gelben FDP-Farben. Der warme Gang war das Bohnengericht Chili con Carne. Die Symbolik dahinter? Ganz einfach: Dieser Eintopf sei "heiß" (Martina Engel-Otto).

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