Trotz Hektik ein offenes Ohr für die Kunden

Wehrden. Im Verkaufsraum der freien Tankstelle am Wehrdener Kaufland, ein paar Tage nach Weihnachten. Es geht zu wie in einem Taubenschlag. Ursula Feller sitzt hinter dem Tresen und rechnet den Kunden die Tankrechnungen ab. "Zapfsäule fünf, und die Zeitung da", sagt gerade ein Kunde, "mit EC-Karte

 Im Tankstellen-Laden am Wehrdener Kaufland ist immer was los, auch zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. Ursula Feller nimmt's gelassen. Sie teilt sich den Dienst an der Kasse mit sieben weiteren Mitarbeitern. Foto: Jenal

Im Tankstellen-Laden am Wehrdener Kaufland ist immer was los, auch zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. Ursula Feller nimmt's gelassen. Sie teilt sich den Dienst an der Kasse mit sieben weiteren Mitarbeitern. Foto: Jenal

Wehrden. Im Verkaufsraum der freien Tankstelle am Wehrdener Kaufland, ein paar Tage nach Weihnachten. Es geht zu wie in einem Taubenschlag. Ursula Feller sitzt hinter dem Tresen und rechnet den Kunden die Tankrechnungen ab. "Zapfsäule fünf, und die Zeitung da", sagt gerade ein Kunde, "mit EC-Karte." "39 Euro 80, bitte Geheimzahl hier eingeben", antwortet Feller. Die Leute geben sich die Tür in die Hand. "Moin, ich brauche Guthaben für mein Handy." "Tanksäule acht, was macht das?" "Tach, zwei Cola und Nummer vier." Ruhig und freundlich bedient Ursula Feller die Kunden, wobei sie ab und zu Bemerkungen wie "na sowas!", "ganz recht!" oder "kann ich gut verstehen!" zur Seite schickt.Dort, am Rande der Theke, steht nämlich eine ältere Dame und erzählt seit einer Viertelstunde unbeirrt Szenen ihrer Ehe. "Und da habe ich zu meinem Mann gesagt, hör' mal, habe ich gesagt, hör' erst mal auf zu rauchen, bevor du ein neues Auto kaufen willst, habe ich gesagt, wir schwimmen ja nicht gerade im Geld!" "Genau", murmelt Ursula Feller hinüber, während sie Wechselgeld herausgibt. "Oh je, schon so spät, ich muss los", ruft die gestresste Ehefrau, "bis demnächst dann!"

"Ja, so ist das hier das ganze Jahr über", sagt Feller, als dann ein paar Minuten lang Ruhe einkehrt. "Wir müssen ein offenes Ohr haben und zugleich die anderen Kunden bedienen." Als sie am ersten Weihnachtstag arbeitete, hat ihr ein Kunde eine halbe Stunde lang alle familiären Details vom Heiligen Abend geschildert. "Ganze Lebensläufe bekommen wir erzählt, das nervt manchmal bei Hochbetrieb, ist aber auch schön und hat mit Vertrauen zu tun." Und lächelnd fügt sie hinzu: "Aber es hat sicher auch mit unserem guten Kaffee zu tun, den man sich hier zapfen kann."

Von halb sechs bis 22 Uhr ist die Tankstelle geöffnet, an den Weihnachtsfeiertagen von neun bis 15 Uhr, das Team besteht aus acht Angestellten. "Helga Daub, unsere Chefin, ist eine Seele von Mensch", erklärt Feller, "darum ist es auch so angenehm, hier zu arbeiten, und die Kunden merken das auch." Viele Stammkunden sind dabei, die aus Prinzip diese freie Tankstelle ansteuern, weil sie hier fast immer den Sprit billiger kaufen können als an den Markentankstellen.

"Vor Weihnachten wurde es von Tag zu Tag immer hektischer, die Kunden flitzten richtig rein und raus," berichtet Ursula Feller lachend, "aber am ersten Feiertag war bis gegen Mittag fast gar nichts los, weil die Leute lange geschlafen haben."

Und dann kamen einige Kunden nicht nur zum Bezahlen herein, sondern brachten auch noch selbstgebackene Plätzchen mit. Eine Stammkundin schenkte ihr sogar ein hübsch verpacktes "Leckerli", das sie "mit vielen Grüßen an Sandy" auf die Theke legte. Sandy ist nämlich seit 18 Jahren Mitbewohnerin im Haus von Ursula Feller. "Die Katze ist schneeweiß", berichtet Feller, "wenn in meinem Bad ein weißes Badetuch auf dem Boden liegt, muss man aufpassen, wo man hintritt." Einer ihrer drei erwachsenen Söhne wohnt auch im Haus, "und so haben wir zu dritt einen gemütlichen Heiligabend verbracht".

Die Tür geht auf, hintereinander kommen mehrere Leute herein. Vorweg eine Kundin, die schon beim Bezahlen der Tankrechnung mit Neuigkeiten loslegt und sich dann ans Ende der Theke stellt: "Also, so ein Weihnachten habe ich noch nie erlebt, bei uns war vielleicht etwas los!" Wir gehen zur Tür. Ursula Feller bedient die anderen Kunden, sagt gelegentlich "na sowas" zur Seite und winkt uns lächelnd nach. Wir wissen Bescheid.

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