Trotz des Wandels die Sprache nicht vergessenRolf Büssecker:Mei Sorjekind

Bosen. Als Mundarttext des Monats März hat die Bosnener Gruppe "Mei Sorjekind" von Rolf Büssecker prämiert. Darauf hat sich das Kolloquium der Gruppe verständigt

Bosen. Als Mundarttext des Monats März hat die Bosnener Gruppe "Mei Sorjekind" von Rolf Büssecker prämiert. Darauf hat sich das Kolloquium der Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, habe man diesen Text ausgewählt, um zu verdeutlichen, dass gesellschaftlicher Wandel sich auch auf eine Sprache auswirkt, sie sogar zum Verschwinden bringen kann, dies jedoch kein Grund ist, sie zu vergessen. Der Schriftsteller Bruno Hain sagt über den ausgewählten Text: "Wer sich mit gleich welcher Mundart befasst, wird unweigerlich feststellen, dass diese mehr und mehr im Wandel und im Verschwinden ist." Ein ganz natürlicher Schwund entstehe durch die Modernisierung. Handwerksberufe verschwinden und mit ihnen die Gerätschaften, ebenso die dazugehörenden mundartlichen Fachbegriffe für die Werkzeuge. Wer mit einem Vollernter in die Weinberge fahre, der brauche eben kein "Sesel" mehr (wie es übrigens die alten Römer schon hatten) zum Trauben schneiden. Auch die Mobilität trage ein Gutteil dazu bei, dass Mundarten im Schwinden sind. Hain: "Man glaubt sich unverständlich auszudrücken, wenn man plaudert, wie einem der Schnabel gewachsen ist, und ein regionaler Akzent scheint gerade noch hinnehmbar. Selbst eingefleischte Mundartverfechter dürften bei einer genauen Selbstbeobachtung feststellen, dass es gelegentlich Dinge gibt, über die sie plötzlich in der Standardsprache reden, obwohl dies auch sehr wohl in Mundart ginge." All dies registrieren natürlich auch die Mundartautoren. Die Gedichte über den Mundartverlust sind - oftmals mehr schlecht als recht -Legion, da in solchen Texten meist nur unwiederbringliche Wortverluste (siehe: "Sesel") bedauert werden. Rolf Büssecker, der Verfasser des Gedichtes "Mei Sorjekind", sieht dies aus anderen Perspektive. Er weiß, dass die Mundart wesentlich älter als die Standardsprache ist, doch wie diese einem dauernden Wandel unterliegt. Sie ist sein "Sorgenkind", das vor langer Zeit schon von einem langsamen Sterben befallen wurde. Das ihr innewohnende Feuer - Symbol für die Vielfalt sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten - erkaltet, weil man angefangen hat "schön" zu sprechen und mundartliche Begriffe durch standardsprachliche zu ersetzen. Das Gedicht ist laut Hain "nicht nur ein Lamento über den Sprachverfall, sondern zugleich ein Credo auf die Vielfalt der Sprache". Rolf Büssecker, der Autor dieses Monatstextes, wurde 1948 in Heidelberg geboren, ist seit 1954 in der Pfalz und wohnt seit 1976 in Beindersheim. Er arbeitet in Ludwigshafen und schreibt seit den 1960er Jahren Gedichte, seit den 1980er Jahren auch in Mundart. Mit seinen Texten hat er mittlerweile zahlreiche Preise bei Mundartwettbewerben in der Pfalz bekommen und seine Gedichte erschienen in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien.In ihrem Bosnener Manifest hat sich die Bosener Gruppe als Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer herausragenden Wertigkeit und Schönheit darzustellen. Preiswürdige Texte werden auf Vorschlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt. Einziges Entscheidungsmerkmal ist die literarische Qualität eines Textes. Zur Bosener Gruppe gehören unter anderem die Mundartautoren Johannes Kühn, Heinrich Kraus, Relinde Niederländer, Hildegard Driesch, Ute Zimmermann, Peter Eckert, Georg Fox, Bruno Hain, Ute Zimmermann, Thomas Liebscher, Wolfgang Ohler, Manfred Pohlmann und Marcel Adam. red Du bischd vor langer Zeit gebor, hoschd immer dich gewannelt, doch jetzert kummt mers grad so vor, du werschd vergeß, verschannelt. Drum halt ich dich, so feschd ich kann, du immer fer dich streite un hoff, du bischd net irgendwann verlor fer alle Zeite. Ich kämpf fer des geschriwwne Wort un redd mit Engelszunge un trotzdem gehschde vun uns fort, hab ich umsunschd gerunge? Wu is der Damm, der wu dich halt, wer stoppt des lange Sterwe? Die feirisch Glut werd langsam kalt, schun dut se grau sich färwe. Ä Middel gebts uff jeden Fall fer dich net zu verliere: Mer missen nor minanner all des Mundartfeier schiere.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort