Trendgetränk auf dem Vormarsch

Profane Glaspulle, schnöselige Plastikflasche: alles Tinnef von gestern. Heute kauft Frau von Welt - und Thea vom Dorf - blubberndes Mineralwasser im Flakon. Sauerstoffblau mit schlankem Hals, elegant bauchiger Korpus. Darauf ein Etikett mit güldenem Rand. Über das zieht mein Kumpel Tobi her

Profane Glaspulle, schnöselige Plastikflasche: alles Tinnef von gestern. Heute kauft Frau von Welt - und Thea vom Dorf - blubberndes Mineralwasser im Flakon. Sauerstoffblau mit schlankem Hals, elegant bauchiger Korpus. Darauf ein Etikett mit güldenem Rand. Über das zieht mein Kumpel Tobi her.Während Thea diesen neuen Trend auslebt: Wasser, das beispielsweise nach Mango schmeckt, ohne Limo zu sein. Dafür blättert sie 32,95 Euro hin. Für eine einzige Flasche. Zuletzt in Berlin bei einer promovierten Mineralwasser-Fachverkäuferin. Das nippt Thea jetzt. Zudem schlürft sie in durchgestylten Bars Blasen schlagenden Tee in Farben, die im Dunkeln leuchten. Kaffee, der nicht mehr nach gerösteter Bohne, dafür nach Vanille schmeckt. Dazu lehnt sie an Stehtischen, starrt lässig nichtssagend wie ein Ölgötze aus dem großflächigen Schaufenster.

Zurück zu dem Wasser: Thea ist überzeugt, dass es ihr gut tut, gegen Wasser in den Beinen wirkt. Woran sie bisher nicht litt. Das Nass stammt aus dem Himalaja.

War dort mal ein Gletscher. Nun ist er abgetaut. Tobi zweifelt an der physischen Wohltat, nicht aber an der für Geschäftskassen. Spätestens, als sich Thea am über zig 1000 Kilometer herbeigeschafften Wasser labt und nach dem ersten Schluck angewidert eine sündhaft teure Nebelwand prustet. Um sich mit einem billigen Papiertaschentuch abzutrocknen.

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