Traumjob bleibt oft unerreichbar

Völklingen. Der Zwischenbericht über einen im November 2010 gestarteten Modellversuch am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum (KBBZ) auf dem Heidstock beschäftigte am Mittwoch den Stadtrats-Ausschuss für Kinder, Jugend und Soziales. "Die Abbrecherquote am KBBZ ist überdurchschnittlich hoch", sagte die städtische Integrationsbeauftragte Sevim Tasci (Foto: bub)

Völklingen. Der Zwischenbericht über einen im November 2010 gestarteten Modellversuch am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum (KBBZ) auf dem Heidstock beschäftigte am Mittwoch den Stadtrats-Ausschuss für Kinder, Jugend und Soziales. "Die Abbrecherquote am KBBZ ist überdurchschnittlich hoch", sagte die städtische Integrationsbeauftragte Sevim Tasci (Foto: bub).

20 freiwillige Teilnehmer

Das Projekt soll den Jugendlichen helfen, den Übergang zum Beruf erfolgreicher zu gestalten. 20 Handelsschüler der Prüfungsklassen beteiligen sich freiwillig. Ohne Unterstützung, so die Prognose, würden sie ihren Abschluss nicht schaffen. Im Neuen Rathaus berichteten die Projektpartner über ihre Arbeit: Zu Beginn interviewte der TÜV Nord Bildung Saar - ehemals RAG Bildung - die Schüler, um mehr über ihre Lebenssituation zu erfahren. 18 der 20 Schüler stammen aus Zuwandererfamilien. In der Kulturhalle Wehrden bieten KBBZ-Lehrer an drei Nachmittagen Förderunterricht an. Gleichzeitig berät die Kompetenzagentur Saarbrücken dort über die Themen Bildung und Beruf.

Eine wichtige Erkenntnis der ersten Projektmonate: Die Schüler mit Migrationshintergrund versuchen, dem großen Wunsch der Eltern nach beruflichem Erfolg gerecht zu werden. Das ist wohl mit ein Grund, warum sie ihre Situation oft unrealistisch einschätzen, der Traumjob bleibt häufig unerreichbar. Ein weiteres Ergebnis: Die Schüler lassen sich in den Fächern fördern, die für sie oder ihre Eltern wichtig sind. Und das sind nicht immer die Fächer mit den schlechtesten Noten.

"Schüler, die regelmäßig teilnehmen, schreiben schwarze Noten", berichtete Robert Klinkner. Die schlechte Nachricht des kommissarischen Schulleiters: Vor allem die Teilnehmer, die den Förderunterricht am nötigsten hätten, kommen selten oder gar nicht. Gründe für das Fernbleiben haben die jungen Leute schnell zur Hand: Sie müssen arbeiten, zur Fahrstunde oder auf Geschwister aufpassen.

Laufzeit bis zu Osterferien

Das Förderprojekt läuft zunächst noch bis zu den Osterferien, danach wird es ernst. "Etwa 50 Prozent der Teilnehmer werden die Prüfungen schaffen", schätzt Klinkner nach der Auswertung der Halbjahreszeugnisse. Damit die Erfolgsquote steigt, wurden bereits Verbesserungsvorschläge erarbeitet: Der Förderunterricht soll zukünftig parallel zum Schuljahr starten und nur noch in den wirklich schwachen Fächern erfolgen. Außerdem sollen die Eltern besser eingebunden werden. Nicht selten melden sich Schüler zuhause ab, kommen aber nicht im Förderunterricht an. Ob das von der Stadt Völklingen finanzierte Projekt im nächsten Schuljahr weiterläuft, ist noch offen.

Hintergrund

20 Prozent der Schüler des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums auf dem Heidstock bestehen die Prüfung nicht. Davon sind die Hälfte Migranten - und das, obwohl diese Gruppe nur 15 Prozent der Gesamtschülerzahl ausmacht. Die Zahlen nannte der damalige Schulleiter Werner Jacobs im April 2010 bei der Vorstellung des Projekts im Stadtrats-Ausschuss. tan

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