Radfahrer überfahren und getötet Tränen bei Prozess um Horror-Unfall

Saarbrücken · Jetzt urteilt das Landgericht Saarbrücken über einen Lkw-Fahrer, der einen Radler überfahren und getötet hat.

 Das weiß getünchte Fahrrad in der Saarbrücker Arndtstraße erinnert an den tragischen Tod des 28-Jährigen, der von einem Lastwagen erfasst und mitgeschleift wurde. Foto: Fabian Bosse

Das weiß getünchte Fahrrad in der Saarbrücker Arndtstraße erinnert an den tragischen Tod des 28-Jährigen, der von einem Lastwagen erfasst und mitgeschleift wurde. Foto: Fabian Bosse

Foto: Fabian Bosse

Nach dem Tod eines Radlers im vergangenen September in Saarbrücken muss sich der 26-jährige Lkw-Fahrer Ionel H. seit gestern zum zweiten Mal binnen zwei Monaten vor Gericht verantworten. Und diesmal droht dem Rumänen vor dem auch für Mord und Totschlag zuständigen Schwurgericht beim Landgericht eine jahrelange Haftstrafe ohne Bewährung (wir berichteten).

Hier und bereits im ersten Anlauf des Prozesses im März vor dem Saarbrücker Amtsgericht lautet die Anklage auf fahrlässige Tötung. Ionel H. soll den Radfahrer mit seinem Sattelschlepper erfasst und etwa 350 Meter mitgeschleift haben. Das 28-jährige Opfer starb an seinen Verletzungen. Nach zwei langen Prozesstagen mit vielen Zeugen und Gutachtern waren der Richter und die Schöffen des Amtsgerichts aber davon überzeugt, dass es im konkreten Fall um mehr gehen könnte als nur fahrlässige Tötung. Sie hielten es für möglich, dass der Lkw-Fahrer den Tod des Radfahrers zumindest billigend in Kauf genommen haben könnte. Damit wäre der Unfall unter Umständen ein Fall des Totschlages oder gar des Mordes. Dafür wäre aber nicht das Amtsgericht zuständig, sondern das Landgericht. Also verwiesen sie den Fall an die Richterkollegen des Schwurgerichts. Dort geht seit Freitagmittag alles wieder von vorne los.

Moralische Unterstützung gibt es für den Angeklagten diesmal aus dem Zuschauerbereich. Sein Vater und sein Bruder sind aus Rumänien angereist, um beim Prozessauftakt dabei zu sein. Am Vortag hat die Familie einen Brief an die Mutter des Opfers verfasst, den Verteidiger Clemens Schug vor Gericht vorträgt. Ihr Sohn habe den Unfall nicht gewollt, heißt es darin. Er habe sich einen harten Beruf ausgesucht, bei dem eine Sekunde Unachtsamkeit so gravierende Konsequenzen haben könne. "Wir fühlen den Schmerz mit, der nie vergeht", liest Schug weiter. Zu diesem Zeitpunkt brechen sowohl Ionel H. als auch die Mutter des Opfers in Tränen aus. "Brauchen Sie eine Pause?", fragt Richter Bernd Weber den Angeklagten, der vor lauter Schluchzen Schwierigkeiten hat, die Fragen zu seiner Person verständlich zu beantworten.

Seit vier Jahren arbeitet Ionel H. als Fernfahrer. Ob er in dieser Zeit bereits mehrere Unfälle hatte, fragt ihn sein Anwalt. "Nein. In den vier Jahren als Fahrer habe ich bis zu diesem Abend keinen Unfall gehabt, nicht mal eine Geldstrafe bekommen", antwortet der junge Mann. Er lässt über seinen Verteidiger sagen, wie sehr er den Unfall bedauert und dass dabei ein Mensch starb. Und dass er sich bei der Familie des Opfers zutiefst entschuldigt. Zur Tat selbst will er keine Angaben machen. Anhaltspunkte geben die sieben an dem Tag geladenen Zeugen. Sie hatten an mehrere Stellen um die Kreuzung Hellwigstraße/Mainzer Straße den Unfall beobachtet. In den nächsten Verhandlungstagen werden auch die Sachverständigen ihre Gutachten erneut vorstellen. Im ersten Prozess hatte sich vor allem die Aussage des verkehrstechnischen Experten zulasten des Angeklagten ausgewirkt. Vor dem Landgericht werden nun zwei verschiedene Gutachter Auskünfte über die Auswertung der Tacho-Dateien geben. Der Prozess wird vorgesetzt.

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