Wegen Insolvenzverfahren Schröder dünnt Filialnetz stark aus

Saarbrücken · Traditionsunternehmen trennt sich von bis zu 170 Mitarbeitern. Sozialplan mit Betriebsrat vereinbart.

 Für das Saarbrücker Traditionsunternehmen Schröder Fleischwaren wurde planmäßig das Insolvenzverfahren eröffnet.

Für das Saarbrücker Traditionsunternehmen Schröder Fleischwaren wurde planmäßig das Insolvenzverfahren eröffnet.

Foto: Becker&Bredel

Für das Saarbrücker Traditionsunternehmen Schröder Fleischwaren wurde am Donnerstag planmäßig das Insolvenzverfahren eröffnet. Dies bestätigte der St. Ingberter Rechtsanwalt Franz Abel, der bereits im April dieses Jahres von den Gesellschaftern zum Sanierungs-Geschäftsführer bestellt wurde, gegenüber unserer Zeitung. Mit dem Betriebsrat, der von der Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) beraten wird, wurden ein Sozialplan und ein Interessenausgleich für von Kündigungen betroffene Mitarbeiter vereinbart.

Eine Transfergesellschaft, über die Belegschaftsangehörige für die Dauer von sechs Monaten weiter qualifiziert und vermittelt werden können, ist eingerichtet. Hier werden 80 Prozent des Nettolohns gezahlt. Wie bereits ausführlich berichtet, will Schröder sich von mehr als einem Drittel seiner zuletzt 480 Mitarbeiter (Voll- und Teilzeit) trennen.

Die Rede war von bis zu 170 Beschäftigten. Wie hoch letztlich die Zahl der Kündigungen ist, die in diesen Tagen ausgesprochen werden sollen, stehe noch nicht definitiv fest, da mehrere Beschäftigte bereits Aufhebungsverträge mit dem Unternehmen geschlossen haben, erklärte Abel.

Nach jüngsten, nicht bestätigten Informationen wird mit 60 bis 70 Kündigungen gerechnet. Etwa 50 Betroffene seien in die Transfergesellschaft gewechselt. Der Großteil der Betroffenen war bislang in den 20 noch verbliebenen Schröder-Filialen im Saarland und im benachbarten Rheinland-Pfalz eingesetzt. Das Filialnetz des Fleischwarenherstellers wird jetzt stark ausgedünnt.

Die Verkaufsstellen im Nachkassenbereich von vier Kaufland-Märkten in Neunkirchen, St. Ingbert, Lebach und Riegelsberg sowie die eigenen Filialen in St.Ingbert, Saarlouis und Püttlingen bleiben bestehen. Die Zukunft der Filiale im Saarbrücker Saarbasar ist angeblich noch offen. Hier laufen wohl noch Gespräche mit dem Vermieter.

Derweil sind die Geschäfte in der Saarbrücker Europagalerie, in der Diskonto-Passage und im Neunkircher Saarpark-Center seit Donnerstag geschlossen. Über eine Weiterführung der Filiale im Saarparkcenter Neunkirchen sind angeblich die Verhandlungen mit dem Center-Betreiber, der ECE Projektmanagement Hamburg, gescheitert.

Bereits seit längerem sind die zwei Filialen im Saarbrücker Stadtteil Dudweiler abgesperrt. Seit Donnerstag ist auch die Niederlassung am Saarbrücker Ilseplatz geschlossen. Hier besteht aber die Chance, den Betrieb möglicherweise mit einem neuen Konzept wieder aufzunehmen.

 „Vorübergehend geschlossen“: Aushang an der Schröder-Filiale am Ilseplatz in Saarbrücken am Donnerstagmorgen.

„Vorübergehend geschlossen“: Aushang an der Schröder-Filiale am Ilseplatz in Saarbrücken am Donnerstagmorgen.

Foto: Tobias Fuchs

Nach Informationen unserer Zeitung schreibt Schröder bereits seit Jahren mit seinen Filialen rote Zahlen. Diese Verluste konnten bis Ende 2016 noch durch Erträge aus anderen Bereichen und durch Mieteinnahmen ausgeglichen werden. NGG-Landeschef Mark Baumeister hatte zuletzt scharf kritisiert, frühere Führungsverantwortliche bei Schröder hätten den Betrieb „offenen Auges gegen die Wand gesegelt“ und einen Scherbenhaufen hinterlassen.

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