Touristischer Ort im Dornröschenschlaf

Velsen. Die reizvollen Bauten stehen unter Denkmalschutz. Und sind, im Gegensatz zu vielen anderen Zeugnissen der Industriekultur ringsum, ausgezeichnet erhalten. Ihr Inneres birgt Schätze, die in der Region so rasch nicht ihresgleichen finden - etwa eine liebevoll gepflegte, noch funktionstüchtige große Dampfmaschine aus preußischen Bergbau-Zeiten

 Eindrucksvoll, aber normalerweise für Besucher verschlossen: das Velsener Zechenhaus. Öffentlich zugänglich war es erstmals während des Warndt-Weekends 2009 (dabei entstand unser Achivbild) als Ort einer Kunstausstellung. Foto: Becker & Bredel

Eindrucksvoll, aber normalerweise für Besucher verschlossen: das Velsener Zechenhaus. Öffentlich zugänglich war es erstmals während des Warndt-Weekends 2009 (dabei entstand unser Achivbild) als Ort einer Kunstausstellung. Foto: Becker & Bredel

Velsen. Die reizvollen Bauten stehen unter Denkmalschutz. Und sind, im Gegensatz zu vielen anderen Zeugnissen der Industriekultur ringsum, ausgezeichnet erhalten. Ihr Inneres birgt Schätze, die in der Region so rasch nicht ihresgleichen finden - etwa eine liebevoll gepflegte, noch funktionstüchtige große Dampfmaschine aus preußischen Bergbau-Zeiten. Auch einen kompletten Bergwerksstollen gibt es, über Tage angelegt, dennoch mit authentischem Gruben-Flair; wann immer Schulklassen, Kindergartengruppen oder Erwachsene das "Erlebnisbergwerk Velsen" besuchen dürfen, kehren sie begeistert zurück. Charme haben auch das Zechenhaus und dessen Innenhof. Bei den Warndt-Weekends 2009 und 2010 konnte man sie als Ausstellungsraum und verträumten Biergarten entdecken.

Doch solche Erfahrungen sind nur ausnahmsweise möglich. Denn regelmäßige Öffnungszeiten gibt es nicht auf der Tagesanlage des Bergwerks Velsen, das in den 1960er Jahren seinen Betrieb einstellte. Das touristische Potenzial des Ortes ist unerschlossen; Velsen liegt im Dornröschenschlaf.

Das könnte sich jetzt ändern, dank des grenzüberschreitenden Projekts "Der Warndt nach dem Bergbau", das von der Europäischen Union gefördert wird. Dort geht es darum, wie man saarländische und lothringische Grubenbrachen neu nutzen kann. Die RAG Montan Immobilien (MI) GmbH mit Sitz in Sulzbach ist als Partner im Boot; sie hat die Velsener Fläche, deren Haupteigentümerin sie ist, ins Projekt eingebracht. Auf französischer Seite ist auch das Musée de la Mine in Petite Rosselle Projekt-Ort. Dessen Koordinator Gérard Bruck hat nun einen Vorstoß Richtung Velsen unternommen. Er möchte gemeinsam mit dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte, mit dem es ohnehin schon Zusammenarbeit gibt, eine Trägergesellschaft ins Leben rufen für ein Science Center zur regionalen Industriegeschichte. Mit zwei Standorten: Eisen und Stahl in Völklingen; Bergbau - ergänzend zum Angebot im eigenen Haus - in Velsen.

"Ich kann's mir vorstellen", sagt dazu Weltkulturerbe-Chef Meinrad Grewenig. Velsen einzubeziehen in die Kooperation, sei "inhaltlich ein erstrebenswertes Ziel". Aber: "Aus der Hüfte geht das nicht." Man müsse klären, wie man das Ganze finanziere und organisiere, "das steht noch nicht". Finden sich Musée de la Mine und Weltkulturerbe Völklinger Hütte zusammen zur gemeinsamen Trägerschaft für Velsens Zukunft, ist ihnen Unterstützung von der RAG MI gewiss: Das sagt deren Saarland-Chef Rudolf Krumm auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung. Und wenn es für die gesamte Velsener Anlage "ein nachhaltiges Nutzungskonzept" gibt, kann Krumm sich sogar vorstellen, dass die RAG MI den vor Jahren verkauften Teil der alten Velsener Bauten zurückerwirbt.

Hintergrund

Die Tagesanlage der ehemaligen Grube Velsen hat derzeit mehrere Eigentümer. Der größte Teil der Fläche und der denkmalgeschützten Bauten ist in der Hand der RAG Montan Immobilien GmbH. Ein kleinerer Teil gehört dem Entsorgungsunternehmer Paulus.

Nutzer des Geländes sind die RAG Bildung GmbH, unter anderem für das Erlebnisbergwerk zuständig, und Vereine - so die Vereinigung der Berg- und Hüttenleute Dorf im Warndt und die Gruppe "Art 58" aus kunstinteressierten ehemaligen Bergleuten. Auch der Heimatkundliche Verein Warndt ist stark an Velsen interessiert. Die verschiedenen Vereins-Ideen für den Ort ergeben aber kein nachhaltiges Gesamtkonzept. Zudem fehlt es allen Vereins-Interessenten an Geld. dd

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