"Tore entscheiden, wer gewinnt"

Foto: Maik DittgenKöllerbach. "Tore entscheiden, wer gewinnt", sagte Rüdiger Dorfmann nach dem 1:2 Deutschlands im EM-Halbfinale gegen Italien. Zu viele gute Torchancen habe man ausgelassen. "Wenn es gut läuft, steht es nach 20 Minuten 2:0 für uns", meint Dorfmann. Ganz entscheidend sei die 3

Foto: Maik DittgenKöllerbach. "Tore entscheiden, wer gewinnt", sagte Rüdiger Dorfmann nach dem 1:2 Deutschlands im EM-Halbfinale gegen Italien. Zu viele gute Torchancen habe man ausgelassen. "Wenn es gut läuft, steht es nach 20 Minuten 2:0 für uns", meint Dorfmann.

Ganz entscheidend sei die 3. Minute gewesen, als Mats Hummel an dem auf der Torlinie stehenden Pirlo scheiterte. "Da hätte man 1:0 in Führung gehen können, und Pirlo hätte die Rote Karte wegen absichtlichen Handspiels sehen können, dann wär' das Spiel ganz anders gelaufen", glaubt Dorfmann.

Mit der Aufstellung war er überhaupt nicht einverstanden: "Ich hätte die Außenpositionen besetzt. Und Podolski draußen gelassen. Der war ein Totalausfall während des ganzen Turniers. So einen kann man doch nicht wegen seiner Verdienste um den deutschen Fußball durch so ein wichtiges Turnier schleppen."

Auch Schweinsteiger hätte er pausieren lassen. "Er ist nicht in Form. Für ihn hätte Toni Kroos auf der Sechs spielen müssen." Dorfmann fasst die Fehler Löws so zusammen: "Löw hat ein gut funktionierendes System ohne Not umgestellt und auf den Gegner reagiert, statt selbst zu agieren. Das ist in die Hose gegangen. In der zweiten Halbzeit haben wir zwar umgestellt, aber da lag Italien schon 2:0 vorne."

Ein weiterer Grund für das Aus Deutschlands ist für Dorfmann die fehlende Cleverness gewesen. Beispiel 47. Minute: "Reus geht in den Strafraum und wird angegriffen. Wenn der Gegner so das Bein hinstellt, fällt man drüber, und es gibt Elfmeter." Ein noch schlimmeres Beispiel für deutsche Schlafmützigkeit fand Dorfmann in der 94. Minute: "Freistoß an der Mittellinie, die Nachspielzeit ist abgelaufen, Manuel Neuer rennt in den italienischen Strafraum. Und was macht Schweinsteiger? Er spielt den Freistoß drei Meter kurz auf Thomas Müller, und der Schiri pfeift das Spiel ab. Der hat gedacht, wenn ihr hinten rum spielen wollt, ist das Spiel halt aus. Schweinsteiger muss den Ball hoch nach vorne in den Strafraum schlagen, dann wartet der Schiri diese Aktion ab."

Auch die Standards haben Dorfmann nicht gefallen: "Wir machen aus Freistößen und Ecken keine Tore. Zwölf Ecken in einem Spiel, und nichts kommt raus. Da frage ich mich, ob so was nicht trainiert wird."

Thomas Müller hätte Dorfmann nicht eingewechselt, "der stand doch übers ganze Turnier neben sich. Götze hätte kommen müssen!" Die Einwechslungen von Klose und Reus hingegen fand er richtig.

 Andrea Pirlo (links) zieht mit Ball davon, Bastian Schweinsteiger hat das Nachsehen. Foto: Andreas Gebert/DPA

Andrea Pirlo (links) zieht mit Ball davon, Bastian Schweinsteiger hat das Nachsehen. Foto: Andreas Gebert/DPA

Italiens überragender Spieler sei Torwart Buffon gewesen, lobt Dorfmann: "Der war Weltklasse." Im Finale am Sonntag gegen Spanien drückt er Italien die Daumen: "Ich habe Sympathie für die Italiener. Endlich mal wieder eine Mannschaft, die mit zwei Stürmern spielt und von diesem schlimmen System mit einer Spitze abrückt." dg

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