Topsportler sorgen für Verwirrung

Merzig. Das Thema beim fünften Sparkassenforum des Landkreises Merzig-Wadern am vergangenen Freitag in Merzig war klar umrissen: "Auf olympischem Boden in die Weltspitze - der oft steinige Weg zum Erfolg

Merzig. Das Thema beim fünften Sparkassenforum des Landkreises Merzig-Wadern am vergangenen Freitag in Merzig war klar umrissen: "Auf olympischem Boden in die Weltspitze - der oft steinige Weg zum Erfolg." Wer das las und sich die Gästeliste mit Weitsprung-Europameister Christian Reif, dem Vize-Europameister im Speerwurf, Matthias de Zordo, und Tim Meyer, dem Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ansah, der ahnte: Es geht um Verletzungen und Rückschläge, wie die Athleten sie wegstecken und schließlich doch Gold und Silber gewinnen.

Um es kurz zu machen: Die Diskussionsrunde hielt sich überhaupt nicht ans Thema. Machte aber nichts, im Gegenteil. Stattdessen sprachen Reif, de Zordo und Meyer über Alkohol im Spitzensport, Chauffeurdienste für Europameister, Michael Ballack und sinnige oder unsinnige Massagen.

Der Reihe nach: Tim Meyer hielt ein Impulsreferat zum Thema "Der schmale Grat zwischen Erkrankung und Erfolg" und beantwortet die grundsätzliche Frage: Wie erkennt der Mediziner eine Überlastung des Sportlers, und was kann er dagegen tun? "Es gibt keinen etablierten Parameter, an dem ich als Arzt sicher erkennen kann, ob ein Sportler zu viel trainiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd", erklärt Meyer. Und die Maßnahmen gegen die Erschöpfung? "Auch hier gibt es viele Methoden, die im Umlauf sind. Aber nur wenige sind wissenschaftlich erwiesenermaßen sinnvoll. Massagen sind, aufgrund der Datenlage, zum Beispiel nutzlos. Trotzdem empfinden sie viele Sportler als angenehm", sagt Meyer. Was dagegen besser abgedeckt sei, ist viel Schlaf, Auslaufen, Dehnen, Kompressionsstrümpfe und vor allen Dingen eine gesunde Ernährung.

So weit der Professor, so sicher die Erkenntnisse. Jedenfalls bis zur anschließenden Diskussionsrunde. "Ich esse einfach, was mir schmeckt", sagt de Zordo. "Ich bin 26 Jahre alt und würde mir ungern vorschreiben lassen, was ich essen muss", sagt auch Reif. "Massagen gehören dazu. Ich fühle mich danach besser", findet de Zordo. Allgemeine Verwirrung. Natürlich müsse jeder Sportler und jede Sportart individuell betrachtet werden, verteidigt Meyer seine Aussagen: "Der Erfolg gibt beiden Recht."

Der Erfolg, den zumindest Christian Reif an der Uni Saarbrücken, wo er Sport studiert, so langsam zu spüren bekommt. "Zuletzt hat mich eine Studentin gefragt, ob ich überhaupt noch selbst Auto fahre. Das ist schon Wahnsinn", erzählt er. Solche Fragen will er sich aber auch in Zukunft nur in Saarbrücken anhören. "Ich denke, ich werde meine Karriere hier beenden. Ich werde den Stützpunkt nicht mehr verlassen", verkündet er unter dem Applaus des Publikums. Im Moment trainiert er allerdings wegen eines Bänderrisses im Fuß nur eingeschränkt.

Danach schwenkte die Diskussion zur Fußball-Nationalmannschaft. Meyer ist inzwischen in Göteborg, wo morgen ein Länderspiel gegen Schweden stattfindet. Zuvor lieferte er Informationen aus erster Hand. Moderator Roman Bonnaire fragte das, was im Augenblick wohl alle Fußballfans wissen wollen. Kommt Michael Ballack nochmal ins Team? "Wenn er das Niveau wieder erreicht, bestimmt. Aber er ist auch schon 34", sagt Meyer.

Danach löste sich die Runde auf, und beide Sportler bekamen vom Veranstalter noch ein Abschiedsgeschenk, das wunderbar zur allgemeinen Ratlosigkeit in Sachen Ernährung an diesem Abend passte: eine Flasche Wein. "Ich bin 26 Jahre alt und würde mir ungern vorschreiben lassen, was ich essen muss."

Christian Reif, Europameister

im Weitsprung

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