Tonmeister greift selbst zum Cello

Saarbrücken. Ein Laienorchester im klassischen Sinn ist das Collegium Instrumentale Saarbrücken nicht. Zum einen wurde es 1974 von Studenten der Hochschule für Musik Saar ins Leben gerufen, auf der anderen Seite haben noch heute eine überdurchschnittlich hohe Anzahl seiner Mitglieder eine musikalische Berufsausbildung vorzuweisen

 Thomas Raisig spielt Cello im Collegium Instrumentale Saarbrücken.Foto: Oliver Dietze

Thomas Raisig spielt Cello im Collegium Instrumentale Saarbrücken.Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Ein Laienorchester im klassischen Sinn ist das Collegium Instrumentale Saarbrücken nicht. Zum einen wurde es 1974 von Studenten der Hochschule für Musik Saar ins Leben gerufen, auf der anderen Seite haben noch heute eine überdurchschnittlich hohe Anzahl seiner Mitglieder eine musikalische Berufsausbildung vorzuweisen. In dem reinen Streichorchester sitzen Privatmusiklehrer, Schulmusiker und am Cello ein Tonmeister. Thomas Raisig stammt ursprünglich aus Frankfurt, seit 1995 lebt er mit seiner Familie im Saarland. Nach dem Abitur hatte er nur einen Wunsch: seine Liebe zur Musik mit dem Interesse für Naturwissenschaft und Technik zu verknüpfen. Zufällig lernte er einen Tonmeister kennen, der ihm den Beruf schmackhaft machte. "Man studiert an einer Musikhochschule und belegt dort auch ein instrumentales Hauptfach", erläutert Raisig. Nach dem Examen 1972 kehrte Raisig zurück in seine Heimatstadt und arbeitete am Theater, wechselte schließlich zum neuaufgebauten Konzertsaal Alte Oper. So richtig in seinem Beruf verwirklichen konnte er sich jedoch erst, als er seine Stelle beim Saarländischen Rundfunk antrat. Auch musikalisch fand der cellospielende Tonmeister, der für den guten Klang der Radiophilharmonie auf Aufnahmen verantwortlich ist, bald Anschluss. "In Frankfurt hatte ich schon die Beobachtung gemacht, dass es in jedem professionellen Orchester mindestens einen Musiker gibt, der gerne ein Liebhaberensemble dirigiert", meint er. Über Mitglieder des damaligen Rundfunksinfonieorchesters kam der Kontakt zum Collegium Instrumentale zustande, das damals von Götz Hartmann geleitet wurde. "Das Niveau ist hier wirklich sehr hoch", freut sich Raisig. Wechselnde Dirigenten sorgen dafür, dass die kritischen und anspruchsvollen Orchestermitglieder immer neue Impulse erhalten. Auf Bläser verzichtet man weitestgehend, allenfalls kommen für ein Werk der Wiener Klassik einmal zwei Oboen und zwei Hörner hinzu. "Da verstärken uns jedoch angehende Profis von der Musikhochschule oder Berufsmusiker", erklärt Raisig. Manuel Fischer-Dieskau ist Raisig als ein Dirigent in Erinnerung geblieben, der das Orchester stark vorangebracht hat. Nach den guten Erfahrungen beim letzten Projekt mit Tschaikowskys kniffliger Serenade für Streicher unter der Leitung von Markus Korselt hat sich das Collegium Instrumentale für ein weiteres Projekt mit dem vielversprechenden jungen Dirigenten, der in saarländischen Musikerkreisen gerade für frischen Wind sorgt, entschieden. Einmal jährlich entscheidet sich das Collegium Instrumentale jedoch bewusst gegen einen Dirigenten. Auf Initiative von Thomas Raisig enstand die Idee eines Adventskonzertes in der Bübinger Kirche. Die barocken Klänge sind heilsam für die Musiker und sie wagen die musikalische Gestaltung auch mal allein. Angenehmer Nebeneffekt: Solche Veranstaltungen spülen auch Geld in die notorisch klamme Orchesterkasse.

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