Nach der Tat Bewegende Trauerfeier in Kusel für getötete Polizisten – heute Schweigeminute für die Opfer

Kusel/Saarbrücken · Mit einer ökumenischen Trauerfeier haben am Donnerstagabend mehrere 100 Menschen in Kusel der beiden erschossenen Polizisten aus dem Saarland gedacht. Mit einer Schweigeminute am heutigen Freitag um 10 Uhr soll bundesweit an sie erinnert werden.

 Gedenkfeier am Donnerstagabend, 3. Februar, in Kusel  für die beiden getöteten Polizisten.

Gedenkfeier am Donnerstagabend, 3. Februar, in Kusel  für die beiden getöteten Polizisten.

Foto: dpa/Harald Tittel

Drei Tage nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in Rheinland-Pfalz ist bei einer ökumenischen Feier in Kusel der beiden Opfer gedacht worden. „Wir als Kirche haben gemerkt, dass es ein großes Bedürfnis innerhalb der Bevölkerung gibt, der Trauer Ausdruck zu verleihen“, sagte Dekan Lars Stetzenbach vor dem Gottesdienst am Donnerstagabend, 3. Februar, in der Stadtkirche. Der Ton der Gedenkfeier der protestantischen und katholischen Kirchengemeinde wurde nach draußen übertragen, wo viele Menschen standen. Die Tat hatte sich am Montagmorgen nahe Kusel ereignet.

Schweigeminute für tote Polizisten

Mit einer bundesweiten Schweigeminute soll am Freitag  um 10 Uhr der beiden erschossenen Polizisten gedacht werden. Bei einer nicht-öffentlichen Trauerfeier in Kusel nehmen anschließend Angehörige und Kollegen Abschied von den beiden getöteten Beamten. Daran werden auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landesinnenminister Roger Lewentz (beide SPD) teilnehmen. Eine offizielle Trauerfeier ist für einen späteren Zeitpunkt geplant.

Der 29 Jahre alte Oberkommissar und seine 24 Jahre alte Kollegin, eine Polizeianwärterin, waren am frühen Montagmorgen nur wenige Kilometer von Kusel entfernt bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden. Unter dringendem Tatverdacht stehen zwei 32 und 38 Jahre alte Männer, die noch am selben Tag festgenommen worden waren und inzwischen in Untersuchungshaft sitzen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Verdächtigen mit den Morden Jagdwilderei verdecken wollten. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die Streifenbeamten bei der Kontrolle des Kastenwagens an einer Kreisstraße zahlreiche tote Wildtiere entdeckt.

Opfer stammen aus dem Saarland

Die beiden Mordopfer stammten aus dem Saarland. Die 24-jährige Polizeianwärterin stand kurz vor dem Abschluss ihres Polizeistudiums. Landesinnenminister Lewentz sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei ein Einsatz gewesen, der auch im Rahmen der Ausbildung nicht unüblich sei. Aufgrund der dramatischen Todesfolgen werde der Einsatz aber genau ausgewertet und bewertet werden, kündigte Lewentz an. Die Ergebnisse flössen in die Polizeiausbildung ein. „Dass man auch bei Kontrollen solche Gewaltexzesse vor Augen haben muss, die man bis dato in Rheinland-Pfalz nicht kannte.“

Auch der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (72) beobachtet eine zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft. „Eine solche Rohheit hat auch etwas damit zu tun, dass wir insgesamt schrittweise Übergriffe hingenommen haben“, sagte Beck der Deutschen Presse-Agentur.

Kurt Beck: Gewaltbereitschaft nimmt zu

Insbesondere durch das Internet und durch bestimmte Videospiele habe sich Brutalität – auch wenn sie dort nicht real sei - in die Gesellschaft geschlichen und bei vielen Menschen die Hemmschwelle zur Gewalt gesenkt. „Wir brauchen eine Debatte darüber, was wir im Netz akzeptieren und tolerieren“, meinte der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende.

Die Gewaltbereitschaft nehme nicht speziell in Rheinland-Pfalz zu, sagte Beck mit Blick auf die tödliche Amokfahrt eines Autofahrers Ende 2020 in Trier, den tödlichen Schuss auf einen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein im vergangenen Jahr und jetzt die zwei erschossenen Polizisten. „Es betrifft ganz Deutschland - was nichts besser macht.“

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