Tod und Trauer nicht verdrängen

St. Ingbert / Homburg · St. Ingbert/Homburg. Rund 90 Prozent der Menschen möchten zu Hause sterben und wünschen sich ein selbstbestimmtes, schmerzfreies und menschenwürdiges Leben bis zuletzt. Der Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schwerstkranke und ihre Angehörigen darin zu unterstützen. Hospizarbeit heißt: ganzheitliche Sterbebegleitung

 Die beiden hauptamtlichen Hospizpflegekräfte Ursula Schuck und Esther Seegmüller sowie Gabriele John-Neumann, Koordinatorin des Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz in Homburg (von links). Foto: Barbara Hartmann

Die beiden hauptamtlichen Hospizpflegekräfte Ursula Schuck und Esther Seegmüller sowie Gabriele John-Neumann, Koordinatorin des Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz in Homburg (von links). Foto: Barbara Hartmann

St. Ingbert/Homburg. Rund 90 Prozent der Menschen möchten zu Hause sterben und wünschen sich ein selbstbestimmtes, schmerzfreies und menschenwürdiges Leben bis zuletzt. Der Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schwerstkranke und ihre Angehörigen darin zu unterstützen. Hospizarbeit heißt: ganzheitliche Sterbebegleitung. Schwerkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige und Freunde erfahren Begleitung, Entlastung und Unterstützung. Und das nicht erst in den letzten Lebenswochen: "Schon wenn die Diagnose einer schweren Erkrankung gestellt wird, können wir helfen", erklärt Gabriele John-Neumann vom ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz in Homburg. Viele Menschen wissen das nicht und denken erst kurz vor dem Lebensende daran, einen Hospizdienst zu kontaktieren. "Viel zu spät", weiß sie und erzählt von ihrer Arbeit: "Bei Fragen zur Schmerzlinderung und zu möglichen Symptomen, bei Sorgen und Ängsten verbunden mit dem Thema Krankheit und Sterben, oder wenn ein Betroffener wissen möchte, ob ein Patient eine spezialisierte Versorgung benötigt, können wir mit Rat und Tat zur Seite stehen". Und das, was nur wenige wissen, ambulant, im Haus des Patienten, in Altenheimen und Krankenhäusern.

Mensch steht im Vordergrund

Informiert wird dabei auch über Möglichkeiten stationärer Hospize. Zwei Hospizpflegefachkräfte im Kreis St. Ingbert beraten umfassend über Hilfsangebote von außen. In Kooperation mit acht qualifizierten ehrenamtlichen Mitarbeitern steht dabei der Mensch mit all seinen Bedürfnissen im Vordergrund. Im Regelfall wird ein Ehrenamtlicher für einen Patienten eingesetzt und unterstützt diesen und seine Familie einmal wöchentlich.

"In Bezug auf eine mögliche palliativmedizinische Versorgung beraten wir und kooperieren in manchen Fällen mit einem spezialisierten ambulanten Palliativteam". Außerdem kümmere sich das Team auch um die Ängste, um die sozialen und spirituellen Bedürfnisse der Betroffenen, so John-Neumann. "Wir ermöglichen Kontakte, haben Zeit für Gespräche, Zuwendung und Verständnis". Die Auseinandersetzung mit wichtigen Themen, wie die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gehöre dabei genauso dazu wie der Kampf dafür, dass Sterben, Tod und Trauer nicht aus dem Bewusstsein verdrängt werde. Auch nach dem unausweichlichen Moment, dem Tod, sind die Hospizmitarbeiter für die Angehörigen da: "Ohne euch hätte ich das nie so gut verkraftet", schreibt eine Betroffene in ihrem Dankesschreiben. Die Kooperation mit einem Trauercafé in St. Ingbert und zwei weiteren im Saarpfalz-Kreis runden das Angebot ab.

Einmal jährlich bildet der Hospizdienst ehrenamtliche Mitarbeiter für diese besondere Aufgabe aus. Fragen zu allen Bereichen beantwortet die in Homburg arbeitende Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes, Gabriele John-Neumann, Tel. (0 68 41) 9 72 86 13 oder Mail gabriele.john-neumann@caritas-speyer.de.

Hintergrund

So ein umfassender Dienst am Menschen kostet Geld. 2011 wurden etwa einhundert Patienten im Saarpfalzkreis betreut. Für diese ist das außerordentliche Engagement kostenfrei. Getragen wird der ambulante Dienst von Caritas und Diakonie. Weiter unterstützend tätig sind der Hospizverein, Fördergelder und Spenden der Bevölkerung und der freien Wirtschaft. So wie die Spende eines St. Ingberter Unternehmens aus der Pflanzenbranche (Stielwerk, Neue Bahnhofstraße), das vom Erlös seiner Adventsausstellung einen Betrag von mehr als 600 Euro an den Hospizverein Saarpfalz überwies. bh

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