Invasion der Nacktschnecken Zerschneiden oder überbrühen – das hilft laut Bundesumweltamt gegen Spanische Wegschnecken

Service | Schmelz · Jetzt tauchen sie wieder überall in Gärten auf: Nacktschnecken. Experten geben Tipps, wie man die Schädlinge am besten bekämpft.

Bei feuchter Witterung sind sie fast überall in Gärten unterwegs: die Nacktschnecken. Aufgrund ihrer Flexibilität invadiert allen voran die Spanische Wegschnecke Blumen- und Gemüsebeete.

Bei feuchter Witterung sind sie fast überall in Gärten unterwegs: die Nacktschnecken. Aufgrund ihrer Flexibilität invadiert allen voran die Spanische Wegschnecke Blumen- und Gemüsebeete.

Foto: IMAGO/Rolf Poss
  • Spanischen Wegschnecke die am meisten verbreitete Nacktschnecke
  • Experten raten von Bierfalle gegen Nacktschnecken ab
  • Nacktschnecken sind aber keine Schädlinge

Update vom 18. August 2024: Auf sehr heiße Tage folgt jetzt wieder Regen und schwülwarme Luft und damit paradiesische Zustände für Nacktschnecken. In manchen Gärten lässt sich kaum ein Schritt wagen, ohne auf die Tiere zu stoßen.

Obwohl etwa 400 verschiedene Landschneckenarten in Deutschland ihr Unwesen treiben, richten nur wenige davon Schäden in den Blumen- und Gemüsebeeten an. Eine davon befindet sich, allen voran durch das feuchte Wetter bedingt, aktuell besonders auf dem Vormarsch. Die Rede ist von der Spanischen Wegschnecke, eine Art der Nacktschnecken mit einer Lebensdauer von knapp einem Jahr. Sie besticht durch ihre Konkurrenzfähigkeit und Flexibilität und ist damit mittlerweile wohl die meistverbreitete Schnecken-Art in Deutschland.

So geht man gegen Spanische Wegschnecken am besten vor

Das liegt auch daran, dass eine Spanische Wegschnecke während ihres kurzen Lebens bis zu 400 Eier legt, wodurch andere Arten verdrängt werden. Der Nachwuchs kann dann bereits nach etwa sechs Wochen wieder fruchtbar sein. Um die Weichtier-Invasion einzudämmen, empfiehlt das Umweltbundesamt, die Tiere nicht einzusammeln und beispielsweise im Wald auszusetzen.

Das kann nämlich negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben. Vielmehr sollten Beete an sonnigen oder erhöhten Plätzen angelegt werden. Wer trotzdem selbst auf Schneckenjagd gehen möchte, kann die Tiere laut Umweltbundesamt mit einem Schnitt töten, überbrühen oder über Nacht einfrieren und daraufhin in der Restmüll- oder Bio-Tonne entsorgen.

Nacktschnecken – Plage oder Nutztiere für den Garten?

Erstmeldung vom 25. Mai: Gartenbesitzer kennen die Folgen, die hungrige Nacktschnecken nachts in den Beeten hinterlassen: Angefressene Salatköpfe, zerstörte Blumen und unübersehbare Schleimspuren rund um ihre Tatorte. Gerade bei den vorherrschenden feuchten Witterungsverhältnissen sind die Tiere besonders gierig. „In der Häufigkeit wie in diesem Jahr können Nacktschnecken große Schäden an vielen Kulturen anrichten“, sagt Roger Marti, Geschäftsführer des Verbandes der Gartenbauvereine Saarland/ Rheinland-Pfalz mit Sitz in Schmelz.

Aus seiner Sicht gibt es in diesem Frühjahr besonders viele Nacktschnecken. Das sei vor allem auf den „viel zu milden Winter“ zurückzuführen, erklärt der Diplom-Gartenbautechniker. Auch das Aussterben vieler natürlicher Feinde der Nacktschnecke sei ein Grund für die übermäßig hohe Population dieses Jahr.

Liegt eine Nacktschnecken-Plage vor?

Der Pressesprecher des saarländischen Umweltministeriums, Matthias Weber, kann diese Beobachtung nur teilweise bestätigen. Generell gelte, dass bei eher feuchter Witterung die Nacktschnecken aktiver und somit sichtbarer seien. Aus Sicht des Umweltministeriums sei es aber rein spekulativ, ob mit damit auch eine höhere Fortpflanzungsrate einhergeht. Jedoch weist der Pressesprecher auch darauf hin, dass das Ministerium keine systematischen Daten über die Nacktschnecken-Populationen erhebe. Er stellt klar: „Die Aktivität und Sichtbarkeit korreliert ganz einfach mit der Luftfeuchte“.

Kann man also von einer Nacktschnecken-Plage sprechen? Der Geschäftsführer des Gartenbau-Verbandes unterstützt diese These und verweist auf die Schäden, welche durch Nacktschnecken entstehen können. Doch Marti ist es auch wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass man zwischen verschiedenen Arten der Schnecken unterscheiden müsse: Es gebe nämlich Nutz- und Schadschnecken.

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Foto: dpa/Jens Büttner

Nacktschnecken keine Schädlinge

Die Antwort des Umweltministeriums auf die Frage nach einer Plage lautet deutlich: Nein. Matthias Weber, der Pressesprecher, betont, dass es sich bei Nacktschnecken nicht um eine Plage handele und diese auch keine Schädlinge seien. Nacktschnecken seien „guter Teil der Natur“ und könnten im Garten sogar von Nutzen sein. „Zugegebenermaßen kann es ärgerlich sein, wenn im heimischen Garten einige Nutzpflanzen angefressen werden. Das macht aber noch keine Plage aus“, erklärt Weber.

Seiner Auffassung nach verfolgen Nacktschnecken wichtige Öko-Dienstleistungen. Schnecken fräßen etwa verwestes Bio-Material und räumten so die Natur auf. Dadurch setze die Nacktschnecke auch Nährstoffe frei, fördere die Humusbildung und könne somit wesentlich zur Fruchtbarkeit eines Gartens beitragen, erklärt der Pressesprecher.

Wirksame Mittel gegen Nacktschnecken – ohne Tötung

Wenn die Schnecken im eigenen Garten aber dennoch überhandnehmen, gibt es einige moralisch vertretbare Wege, die ungebetenen Gäste fernzuhalten. Von der gerne genutzten Bierfalle raten sowohl der Gartenbau-Verbands-Manager als auch der Sprecher des Umweltministeriums ab. Solche Fallen wirkten unsicher und töteten die Tiere nur „unsinnig“, erklärt der Sprecher von Saar-Umweltministerin Petra Berg (SPD) Weber.

Marti macht zudem deutlich, dass durch die Verwendung solcher Fallen eigentlich nur zusätzliche Schnecken angelockt würden. Der Manager des Gartenbau-Verbandes empfiehlt, den eigenen Garten so früh es geht zu wässern. Dadurch sei der Boden in der Nacht, dann, wenn Nacktschnecken am aktivsten seien, trocken und somit vor den Tieren geschützt.

Schneckenzäune können gegen Nacktschnecken helfen

Auch sogenannte Schneckenzäune können Abhilfe leisten. Wer den eigenen Kräutergarten erweitern möchte, solle außerdem auf eine vielfältige Pflanzenauswahl achten. „Pflanzen wie Rosmarin, Thymian oder Schnittlauch kann man zwischen den Salaten und anderem Gemüse pflanzen, da Schnecken diese nicht mögen“, erklärt Roger Marti. Das Umweltministerium spricht sich dafür aus, einen möglichst naturnahen Garten zu unterhalten.

In solchen Gärten seien auch die Bedingungen für natürliche Fressfeinde der Schnecken günstig. Igel, Blindschleichen oder auch Weinbergschnecken (letztere fressen das Gelege der Nacktschnecken) seien die „beste Gegenmaßnahme“, erklärt Weber. Zusätzlich könne man empfindliche Nutzpflanzen – die Lieblingsnahrung der Schnecken – in Hochbeete umpflanzen. Sollte all das nicht funktionieren, helfe nur eins: die Nacktschnecken per Hand einzusammeln und sie in anderen natürlichen Lebensräumen auszusetzen. In der Hoffnung, dass sie nicht den Weg in den eigenen Garten zurückfinden.