Tierschutzstiftung Saar fordert Entschuldigung

Saarbrücken. Die Tierschutzstiftung Saar hat den Landesjägermeister Andreas Schober jetzt in einem Offenen Brief aufgefordert, seine Kritik an der Wildtierauffangstation in Eppelborn zurückzunehmen und sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Saarforst-Angestellten, die in Eppelborn arbeiten, zu entschuldigen

 Mario Natale (l.) und Bernd Bauer von der Saarlouiser Forstabteilung und die getötete Fuchsmutter bei Lisdorf. Foto: Jenal

Mario Natale (l.) und Bernd Bauer von der Saarlouiser Forstabteilung und die getötete Fuchsmutter bei Lisdorf. Foto: Jenal

Saarbrücken. Die Tierschutzstiftung Saar hat den Landesjägermeister Andreas Schober jetzt in einem Offenen Brief aufgefordert, seine Kritik an der Wildtierauffangstation in Eppelborn zurückzunehmen und sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Saarforst-Angestellten, die in Eppelborn arbeiten, zu entschuldigen. "Ich bin schockiert über die Äußerungen Schobers", sagte die Stiftungsratsvorsitzende Gisela Kolb, SPD-Landtagsmitglied, der SZ. Schobers Vorwürfe seien haltlos und entbehrten jeder Grundlage, betonte Kolb. Die Tierschutzstiftung behalte sich rechtliche Schritte vor, falls Schober seine Behauptungen nicht zurücknehme oder sogar wiederhole.

Jägermeister schreibt erneut

Schober, der Chef der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) mit etwa 3000 Mitgliedern ist, hatte zuvor eine Pressemitteilung des Umweltstaatssekretärs Klaus Borger (Grüne), dass die Schonzeit für Füchse nicht zu einer Fuchsschwemme geführt habe und weniger Füchse in der Auffangstation gelandet seien, begrüßt. Jedoch hinzu gefügt: "Dann werden dort auch weniger Tiere gequält und dann erhalten dort weniger Tiere eine Fehlprägung auf den Menschen und es haben reinstrafrechtlich gesehen weniger Fälle von Wilderei stattgefunden!" (die SZ berichtete).

Parallel mit dem Offenen Brief der Tierschutzstiftung verschickte Schober jedoch eine Mitteilung an die Medien mit der Überschrift "Getroffene Füchse bellen - Diskussion um Pseudotierschutz ausgebrochen". Darin verstärkt der Landesjägermeister seine Angriffe auf Borger und die Tierschützer. "Staatssekretär Borger hat seine Hilfstruppen animiert, gegen mich Front zu machen", sagte Schober. Damit wolle Borger, der bis 2009 die kleinere Konkurrenz-Organisation Ökologischer Jagdverband (ÖJV) Saar führte, nur davon ablenken, dass "er völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen zur Fuchsdichte im Saarland aufgestellt hat", so Schober.

In Borgers Abteilung im Umweltministerium werde "nur noch Polemik produziert". "Die Realität wird an eine Fuchs-Ideologie angepasst anstatt Erkenntnisse aus der Realität in sachorientierte Politik umzusetzen", betonte Schober. Auf Anfrage erklärte Borger dazu, er könne nicht glauben, "dass die saarländische Jägerschaft dieses Diskussionsniveau verdient hat".

Im Offenen Brief der Tierschutzstiftung heißt es dagegen, dass in der Wildtierauffangstation keine Tiere gequält würden. "Verletzte, verwaiste Tiere werden gepflegt bis sie wieder in die Natur zurück geführt werden können", so die Tierschützer.

Auch der Vorwurf der Wilderei sei unbegründet, denn alle Tiere seien ordnungsgemäß gemeldet und in dem vom Landesamt für Gesundheit und Verbraucherschutz vorgeschriebenen Bestandsbuch erfasst. Eine Fehlprägung der Wildtiere auf den Menschen erfolge auch nicht, da der Kontakt zu den Tieren auf das Notwendigste beschränkt werde, um eine Rückführung in die Natur zu gewährleisten.

Borger will sich heute Morgen selbst in der Wildtierauffangstation informieren und den Mitarbeitern offenbar den Rücken stärken. Die Tierschutzstiftung als Trägerin der Auffangstation lud den Landesjägermeister ebenfalls zu einem Besuch dort ein, "damit Sie sich von der Unrichtigkeit Ihrer Darstellung selbst überzeugen können".

Doch Schober blieb bei seiner Haltung. "Jungfüchse, die vom Menschen aufgezogen wurden, können in ihrer Überlebensfähigkeit mit wilden Füchsen nicht im Entferntesten mithalten und sind nach dem Aussetzen dem Tod geweiht, nachdem sie ohne vernünftigen Grund auf Steuerzahlerkosten großgepäppelt wurden", so Schober. Selbst Fuchsfreund Hartmann Jenal sage, dass nur einer von vier Jungfüchsen durchkomme. "Gerechtfertigt wird diese miese Aufzuchtquote mit der Behauptung, dass dies auch der Natur entspreche", setzte Schober nach. Dies sei "Tierquälerei". Jenal sagte dazu, nur in der Natur stürben 80 Prozent der Welpen, nicht aber in der Auffangstation.

In einem Salatfeld bei Lisdorf hat gestern der Saarlouiser Revierförster Mario Natale eine Füchsin und zwei etwa sechs Wochen alte Welpen erschossen aufgefunden. "Wir haben die Füchse nach einem anonymen Anruf entdeckt. Das ist Wilderei während der Schonzeit, ein Straftatbestand, der auch mit Gefängnis bewehrt ist", sagte Natale der SZ. Das Dramatische sei, dass es vermutlich weitere Welpen gebe, die jämmerlich verhungern würden. Vor Ort war auch ein Mitglied des Vereins Wildtier und Artenschutz Hartmann Jenal. Ein Polizeisprecher sagte, dass nun gegen Unbekannt ermittelt werde. dik

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