Tierschützer für "unblutige Lösung"

Saarbrücken/St. Wendel. Das Schicksal der Kanadagänse am Bostalsee lässt Tierschützern keine Ruhe. "Ich finde das alles sehr zweifelhaft", sagt Rolf Borkenhagen, Vorsitzender des Vereins Menschen für Tierrechte Saar. Er traut den Versprechungen des Landkreises St. Wendel und des Umweltministeriums nicht, wonach zehn der Vögel nur als letztes Mittel abgeschossen werden sollen

 Kanadagänse sollen am Bostalsee vertrieben oder geschossen werden. Foto: Alois Saal

Kanadagänse sollen am Bostalsee vertrieben oder geschossen werden. Foto: Alois Saal

Saarbrücken/St. Wendel. Das Schicksal der Kanadagänse am Bostalsee lässt Tierschützern keine Ruhe. "Ich finde das alles sehr zweifelhaft", sagt Rolf Borkenhagen, Vorsitzender des Vereins Menschen für Tierrechte Saar. Er traut den Versprechungen des Landkreises St. Wendel und des Umweltministeriums nicht, wonach zehn der Vögel nur als letztes Mittel abgeschossen werden sollen. Das zeige schon das "Rumgeeire" in dieser Sache.Nach diversen Vertreibungsaktionen sowie dem Versuch einer Umsiedlung der Gänse aus dem Bereich des Bosener Strandbades hin zur Bosener Mühle hatte der Kreistag Ende September die Tötung von zehn Tieren beschlossen. In Folge des Protests von Tierschützern hatte sich das Umweltministerium eingeschaltet. Nach einem Treffen verkündeten Kreis und Ministerium gemeinsam, man werde weitere Vertreibungsmaßnahmen ergreifen. Stellt sich nicht der gewünschte Erfolg ein, könnte es aber doch zum Abschuss kommen. Borkenhagen sieht darin nur eine Verschleierungstaktik, um in der Öffentlichkeit besser dazustehen. "Die in St. Wendel haben gemerkt, dass ihre Bürger gegen den Abschuss sind", meint er. Er befürchtet, dass der Abschuss dennoch erfolgt. "Der Entschluss zum Abschuss ist desaströs und mit nichts zu erklären."

Das sieht auch Rolf Klein so. Er ist Ornithologe und im Vorstand des ornithologischen Beobachterrings Saar. Der Verein beobachtet auch die Kanadagänse, die an der Saar im Bereich Schwemlingen sowie an der Mosel bei Nennig beheimatet sind. "Es gibt Probleme am Strandbad wegen der Verunreinigungen durch die Vögel. Aber das passiert jetzt im Herbst und Winter, wo niemand baden geht. Im Frühjahr brüten die Vögel an einer anderen Stelle, im Sommer halten sie sich von den Menschen fern", erklärt er. Die Kanadagänse stünden zudem nicht in Konkurrenz zu anderen Vogelarten am Bostalsee, der ausgewiesenes Vogelschutzgebiet ist. Auch das ein Grund, warum der Ornithologe den Abschuss für bedenklich hält. "Wenn Schüsse zu hören sind, dann fliegen die geschützten und seltenen Vögel weg." Den Bestand der Kanadagänse schätzt er auf etwa 80 Vögel. Das sei eine sehr geringe Zahl. Für die Zukunft schätzt er, dass sich der Bestand maximal verdoppelt, mehr Platz und Brutstätten stünden den Vögeln gar nicht zur Verfügung. "Das ist kein Vergleich zum Rheintal oder zu Norddeutschland, wo zehntausende wilde Gänse zum Überwintern kommen", sagt Klein.

Werner Kirsch vom Deutschen Tierschutzbund, Landesverband Saar, hofft, dass der Protest der Tierschützer die Gänse doch noch rettet. Auch der Nabu spricht sich für eine "unblutige Lösung" aus. Der Naturschutzbund kritisiert vor allem, dass sich der Landkreis Expertenrat von einem Biologen geholt hat, der gleichzeitig Hobbyjäger sei. "Man hätte da erst bei den Tierschutzexperten nachfragen sollen", so Geschäftsstellenleiter Wendelin Schmitt.

Die Schonzeit für die Gänse endete im Oktober. Ein Abschuss ist bis 15. Januar möglich. uo

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