Steigende Tierarztkosten ab November Tierheime werden stärker belastet

Saarbrücken · Die Änderung der Tierärztegebührenordnung führt dazu, dass die Tierarztkosten im November teils massiv ansteigen. Davon betroffen sind nicht nur Haustierhalter, sondern auch Tierheime und Tierschutzvereine.

Die Änderung der Tierärztegebührenordnung führt dazu, dass die Tierarztkosten im November teils massiv ansteigen.

Die Änderung der Tierärztegebührenordnung führt dazu, dass die Tierarztkosten im November teils massiv ansteigen.

Foto: AP/Sergei Grits

Am 22. November tritt die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) in Kraft. Die gibt detailliert vor, wie viel Geld Tierärzte für welche Leistung in Rechnung stellen dürfen. Nicht nur Haustierhalter müssen dann tiefer in die Tasche greifen – auch Tierheime und Tierschutzvereine sind in nicht geringem Ausmaß betroffen. Wir haben nachgefragt, was die Erhöhung der Tierarztkosten jeweils für sie bedeutet.

Das Tierheim Dillingen hat eine angestellte Tierärztin

Das Hedwig Trampert Tierheim in Dillingen sei im Standartbetrieb nicht so sehr von dem Thema betroffen: Wir haben eine eigene, festangestellte Tierärztin“, erklärt Peter Kaiser, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Untere Saar, der das Tierheim betreibt. Dazu, eine eigene Tierärztin zu beschäftigen, habe man sich vor etwa zwei Jahren entschlossen – und rückblickend sei das auch eine gute Entscheidung gewesen, bilanziert Kaiser. „Dadurch haben wir auf jeden Fall Geld gespart.“ Natürlich müsse man mit komplizierteren Fällen trotzdem gelegentlich in eine Tierklinik. Da werde man die höheren Preise dann schon spüren, sagt Kaiser, „jede weitere Kostensteigerung ist schlecht für uns.“

Um die 900 Tiere werden im Dillinger Tierheim betreut, das damit bereits jetzt gut ausgelastet ist. „So gut wie täglich bekommen wir weitere Anfragen von Leuten, die ihren Hund abgeben wollen“, sagt Kaiser. Dass das noch weiter zunimmt, hält er durchaus für möglich. „Es ist schon vorstellbar, dass es durch die allgemeine wirtschaftliche Situation mehr Leute gibt, die ihr Tier abgeben müssen, weil sie es nicht mehr bezahlen können“, fürchtet der Tierschützer. Nicht nur wegen der Tierarztrechnung, sondern weil momentan ja alles teurer werde – „da sehe ich schon ein Problem auf die Tierheime zukommen.“

Im Tierheim Homburg liegen die Tierarztkosten schon jetzt bei 32 000 bis 40 000 Euro im Jahr

Im Ria Nickel Tierheim in Homburg hat man einerseits Verständnis für die Gebührenanpassung. Die seien schließlich seit 20 Jahren nicht nennenswert erhöht worden. Aber: „Das kommt wirklich zum ungünstigsten Zeitpunkt, den ich mir vorstellen kann“, sagt Pia Döring. Sie sitzt im Vorstand des Homburger Tierheims, das sich überwiegend durch Spenden finanziert. Energiekosten, Lohnkosten durch den demnächst steigenden Mindestlohn, Inflation, und jetzt auch noch der Mindestlohn – „das wird den Etat des Tierheims belasten“, so Döring. „Natürlich behandeln wir weiter alle Tiere, wenn sie krank sind“, sagt die Tierschützerin, „es geht uns ja in erster Linie um ihr Wohl.“

In Homburg gibt es keinen tierheimeigenen Arzt. Die durchschnittlichen Ausgaben für Tierarztbehandlungen belaufen sich laut eigenen Angaben auf 32 000 bis 40 000 Euro. Dazu kämen noch etwa 18 000 Euro für Labor und Medikamente. „Im Durchschnitt“, betont Pia Döring. Kürzlich habe man etwa zeitgleich einen schwerkranken Hund und eine Hündin aus einer Beschlagnahmung gehabt, die plötzlich neun Welpen geworfen habe. „Da sind dann innerhalb von zwei Wochen 3000 Euro für den Tierarzt angefallen.“

Mit Blick auf die Gebührenerhöhung und die allgemeinen Preissteigerungen fürchtet Pia Döring, dass sich viele Ältere ihre Tiere nicht mehr leisten könnten – und manche Besitzer ihre Tiere nicht unbedingt abgegeben, sondern vielleicht einfach aus Kostengründen nicht behandeln lassen. „Für das Tier ist das natürlich fatal.“

Wer ein Tier abgibt, muss bis zur Vermittlung für die Kosten aufkommen. Daher sei der Anteil an tatsächlichen und vorgeblichen Fundtieren hoch, erzählt Pia Döring. Sie plädiert dringend für eine bundesweite Registrierungs- und Kennzeichnungspflicht für Hunde – „das würde verantwortungslose Halter in die Pflicht nehmen und den Tierheimen viele Kosten ersparen.“

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