Thomas Bruchs Hexenküche

Saarbrücken. Das deutsche Bier ist in Gefahr - weil es langweilig wird, sagt Thomas Bruch. Vor allem jüngere Menschen wenden sich vom Bier ab. Es ist noch nicht so schlimm, dass Brauer wie er um ihre Existenz fürchten müssen, erklärt Bruch. Aber es sei Zeit, etwas zu tun. Das heiße nicht, das Bier neu zu erfinden, ganz im Gegenteil: Bruch will eine alte Tradition neu beleben

 Die Familie von Thomas Bruch, hier am Stammtisch des Stiefel-Bräu-Gasthauses am St. Johanner Markt, braut seit 1702 in Saarbrücken Bier. Foto: Martin Rolshausen

Die Familie von Thomas Bruch, hier am Stammtisch des Stiefel-Bräu-Gasthauses am St. Johanner Markt, braut seit 1702 in Saarbrücken Bier. Foto: Martin Rolshausen

Saarbrücken. Das deutsche Bier ist in Gefahr - weil es langweilig wird, sagt Thomas Bruch. Vor allem jüngere Menschen wenden sich vom Bier ab. Es ist noch nicht so schlimm, dass Brauer wie er um ihre Existenz fürchten müssen, erklärt Bruch. Aber es sei Zeit, etwas zu tun. Das heiße nicht, das Bier neu zu erfinden, ganz im Gegenteil: Bruch will eine alte Tradition neu beleben.Von rund 150 Litern Bierverbrauch pro Bundesbürger in den 70er Jahren ist der Absatz der Brauereien auf knapp unter 100 Liter gesunken, benennt Bruch Problem Nummer eins. Problem Nummer zwei: Der Wert des Bieres fällt. "Die Billigbiere haben einen erheblichen Marktanteil erzielt", erklärt der Saarbrücker Brauer. Und auch die Markenbiere seien immer billiger zu haben. Bruch: "Mehr als die Hälfte des in Deutschland getrunkenen Bieres geht als Sonderangebot oder mit Zugaben über den Ladentisch."

Dass das Bier den Deutschen weniger wert ist als früher, führt Bruch unter anderem darauf zurück, dass Bier wenig "Erlebnis" bietet. Es gibt zwar noch gut 1000 Brauereien in der Republik, die rund 5000 Biere anbieten, sagt Bruch. Aber Zwei Drittel der Biermenge seien Pils. "Wir tun so, als gäbe es nur wenige Sorten Hopfen und Malz", sagt Bruch. Und meint damit: Die deutschen Brauereien experimentieren zu wenig. Die Bruch-Brauerei, die seit 310 Jahren in Saarbrücken Bier braut, habe zwar schon immer mal etwas Neues probiert und so Festbock, Zwickel- und Landbier auf den Markt gebracht, sagt Bruch. Aber jetzt will er aus dem Stiefelbräu am St. Johanner Markt eine "Hexenküche" machen.

In der kleinen Gasthausbrauerei will Bruch neue Biersorten herstellen und gleich vor Ort ausschenken. Wenn ein Bier ankommt, will er es in der größeren Brauerei in der Scheidter Straße in größeren Mengen brauen und auch in Flaschen abgefüllt anbieten.Ein solches Experiment ist die Hopfenperle. Ein etwas bittereres Bier, für das Bruch amerikanischen Hopfen eingekauft hat. Das Bier wird im Stiefelbräu ausgeschenkt. Wahrscheinlich wird die Hopfenperle als "Frühlingsbier" bald auch in Flaschen zu haben sein.

In die Flasche hat es bereits das Wadgasser Klosterbräu geschafft. "Meine Vorfahren waren Pröbste in der Abtei Wadgassen", erklärt Thomas Bruch. Vermutlich habe der Saarbrücker Brauereigründer Daniel Bruch dort sein Handwerk gelernt. Nun schließe sich der Kreis: In Saarbrücken braut Bruch nun das malzige Fastenbier mit der Wadgasser Abtei auf dem Etikett. Das Bier gibt es bereits in einigen Kneipen - und sicher im Laden in der Brauerei.

Klosterbräu und Hopfenperle seien nur der Anfang, sagt Bruch. Er will mehr ausprobieren. Den Leuten wieder Lust auf Bier machen, indem er sie neugierig macht auf neue Entdeckungen. Langweilig werde das ganz sicher nicht, verspricht er.

bruchbier.de

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