Tholeyer Wehr nimmt Ausrüstung an Haken

Tholey. Feuerwehrfahrzeuge halten dank guter Pflege und sehr geringer Kilometerleistung oft Jahrzehnte. Überholte Technik ist meist der Grund, dass neue Fahrzeuge beschafft werden müssen. So ein Generationswechsel steht derzeit in Tholey an

Tholey. Feuerwehrfahrzeuge halten dank guter Pflege und sehr geringer Kilometerleistung oft Jahrzehnte. Überholte Technik ist meist der Grund, dass neue Fahrzeuge beschafft werden müssen. So ein Generationswechsel steht derzeit in Tholey an. Einfach alt gegen neu, am besten auch noch größer eintauschen, das war der Wehrführung, wie der stellvertretende Gemeindewehrführer Peter Notar erklärt, zu simpel.Also wurde über Monate ein Fahrzeugkonzept für die acht Löschbezirke der Gemeinde erarbeitet. "Kein Wunschkatalog sondern ein Konzept, das zuvor festgelegte Voraussetzungen erfüllt": Die Wehr muss in der Lage sein, ihre gesetzlichen Aufgaben zu erfüllen. Die Finanzlage der Gemeinde muss berücksichtigt werden. Der Fuhrpark der Feuerwehr muss flexibel sein. Er muss veränderte oder neue Einsatzbereiche abdecken und sich an kleiner werdende Mannschaften anpassen können. Der Fuhrpark muss von der Wehr und dem Gemeindebauhof gemeinsam genutzt werden können (Synergieeffekte).

Das Konzept sieht vor, das erklärt Notar, dass jeder Löschbezirk ein Fahrzeug hat, mit dem er 90 Prozent seiner Aufgaben erfüllen kann. Spezialfahrzeuge wie etwa der Schlauchwagen des Löschbezirkes Tholey werden bei Bedarf ersetzt. Angeschafft wird als Ersatz ein 7,5-Tonnen-Trägerfahrzeug mit Allradantrieb und Hakenliftsystem. Dieses Trägerfahrzeug mit Doppelkabine für sechs Personen kann mit den unterschiedlichsten Containern beladen werden. Gekauft wurde bereits ein Container, der mit 1200 Meter Schlauch, einer Pumpe und weiteren Geräten bestückt werden kann. "Diesen Container gab es als Vorführgerät zum halben Preis für etwas über 16 000 Euro, den konnten wir uns nicht entgehen lassen", begründete Notar den raschen Kauf, obwohl das dafür notwendige Trägerfahrzeug erst 2012 angeschafft wird. Eine Mulde etwa zum Transport der Schaummittelkanister und ein Besprechungscontainer werden zudem angeschafft.

Notar rechnet damit, dass beim Kauf der kleineren Fahrzeuge rund ein Drittel der Kosten eingespart werden können. Und da die Container in rund drei Minuten gewechselt werden können, werden insgesamt weniger Fahrzeuge benötigt. Der Wehrführer rät auch dazu, dass der Bauhof Zug um Zug auf Trägerfahrzeuge und Container umstellt. Das spare Kosten - "insgesamt weniger Fahrzeuge" - und im Notfall könnten auch Fahrzeuge des Bauhofes Feuerwehrcontainer transportieren oder umgekehrt.

Als zukunftsorientiert, an der Bevölkerungsentwicklung und an den Finanzen der Gemeinde ausgerichtet, bezeichnet Bürgermeister Hermann Josef Schmidt das Fahrzeugkonzept seiner Feuerwehr. In den kommenden zehn Jahren werde die Gemeinde jedes Jahr über 100 000 Euro für Neuanschaffungen der Wehr zur Verfügung stellen. Es komme allen Bürgern zugute, wenn dieses Geld zweckmäßig und gut investiert werde. Auch der Gedanke, den Fuhrpark des Bauhofes umzustellen, werde verfolgt. In drei Jahren müsse ein Ersatz für den Unimog angeschafft werden.

Meinung

Vorbildliche Bürgerbeteiligung

Von SZ-RedakteurDagobert Schmidt

So wünscht man sich Bürgerbeteiligung. Nicht nur fordern oder verhindern wollen, sondern mitarbeiten, mitdenken - Bedarf, Kosten, zu erwartende Veränderungen und die Finanzlage analysieren und nach einer trag- und zukunftsfähigen Lösung suchen. Diese Leistung hat die Tholeyer Feuerwehr erbracht. Dabei hat sie eine Lösung erarbeitet, die auch einen Laien rasch überzeugen kann.

Wenn es gilt, zu retten und zu helfen, dann sind Beweglichkeit und Flexibilität gefragt. Leichte Fahrzeuge, die fast von jedermann gefahren werden können, die Mannschaft und Material transportieren, rasch entladen und dann für neue Aufgaben bereitstehen, das ist ein System, das für sich selbst spricht. Wenn dieses System dann zudem noch billiger in der Anschaffung und in der Unterhaltung ist, führt im Grunde kein Weg daran vorbei.

Bleibt zu wünschen, dass andere Kommunen sich das Beispiel Tholey genau anschauen und prüfen, ob es so oder verändert übernommen werden kann. Auf den zweiten Blick bietet das System auch die Möglichkeit, die Zusammenarbeit der Wehren über Gemeindegrenzen und sogar kreisweit noch weiter auszubauen. Das St. Wendeler Land wäre mal wieder Vorreiter im Land.

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