Theaterschiff tourt zu Flüchtlingen

Saarbrücken · Auf einer Reise über Saar, Mosel, Rhein, Mittelland-Kanal und Elbe-Havel-Kanal will der Kieler Musiker Heinz Ratz Flüchtlingslager ansteuern, um vor allem Frauen zum kulturellen Austausch mittels Musik, Malerei und Kochkunst einzuladen.

 Heinz Ratz an Bord des Theaterschiffs. Für sein Engagement hat er die Integrationsmedaille bekommen. Foto: Oliver Dietze

Heinz Ratz an Bord des Theaterschiffs. Für sein Engagement hat er die Integrationsmedaille bekommen. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Die Idee kam mir über Nacht", erzählt Heinz Ratz. Am vergangenen Freitag gab der Kieler Musiker mit seiner Band "Strom & Wasser " und Gastmusikern aus deutschen Flüchtlingsheimen in Saarbrücken ein Konzert. Schon im Sommer war er hier gewesen, Frank Lion hatte ihn zum Theaterschiff im Osthafen eingeladen. "Ich hab das Schiff gesehen und gedacht, das ist doch super", sagt Ratz. "Die Flüchtlinge, die übers Meer kommen, sind ja auch auf Schiffen unterwegs". Und schon war ein neuer Plan geboren: Ratz will das Theaterschiff zu einem Flüchtlingsschiff umgestalten und im Sommer damit auf große Flüchtlings-Lager-Tour bis nach Berlin schippern.

Schon seit 2011 engagiert sich der Liedermacher für die Menschen, die hier Asyl suchen, und hat dafür die Integrationsmedaille der Bundesregierung bekommen. Im ersten Jahr strampelte er aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik 7000 Kilometer auf dem Fahrrad, besuchte 80 Flüchtlingslager, gab dort Konzerte und Pressekonferenzen und sammelte Geld für den Rechtsschutz. Als er entdeckte, dass sich unter den Flüchtlingen exzellente Musiker befanden, startete er sein zweites Projekt: Um ihnen eine Stimme, eine Bühne zu geben, nahmen er und seine Band die Künstler aus Kenia, Elfenbeinküste oder auch Afghanistan mit auf Tournee. Über 150 mal sind "Strom & Wasser feat. The Refugees" inzwischen aufgetreten. "Mich hat gestört, dass unser Projekt bisher so männerlastig war", erklärt Ratz. Denn an der Band-Tournee hätten fast nur männliche Flüchtlinge als Musiker teilgenommen. Mit der Flüchtlingsschiff-Tournee will er daher vor allem die Situation von Frauen thematisieren, die auf der Flucht besonderer Gewalt ausgesetzt seien. Auf der Reise über Saar, Mosel, Rhein, Mittelland-Kanal und Elbe-Havel-Kanal will Ratz wieder Flüchtlingslager ansteuern, dort ein Kulturprogramm mit Clowns und Puppenspielern für die Kinder bieten. "Abends laden wir dann die Frauen ein, mit uns auf dem Schiff zu musizieren, auszustellen, falls sie malen, oder einfach Speisen aus ihrem Land mit uns zu kochen", so seine Idee. Dazu soll natürlich auch die deutsche Bevölkerung kommen, "um so ein Miteinander, einen Austausch zu erwirken", betont der Musiker. Anfang Juli soll die Reise losgehen und einen Monat dauern.

Was Lion und Ratz dafür jetzt "nur" noch brauchen, sind ein oder mehrere Binnenschiffer, die den Kahn nach Berlin und zurück steuern und viel Geld: "Das Ganze ist logistisch sehr aufwendig und wird so 100 000 Euro kosten", erklärt Ratz.

Binnenschiffer und sonstige Menschen, die das Projekt unterstützen möchten, können sich an Frank Lion wenden: Tel. 01 72/65 67 77.

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