Teufelsgeiger und schöne Frauen

St. Ingbert. "Wir wollten ja nur stehende Ovationen haben", meinte Norbert Feibel bei der Zugabe schelmisch, als er das Publikum aufforderte, doch beim Radetzky-Marsch im Stehen, statt im Sitzen mitzuklatschen. Der Gag des Dirigenten war somit beim Frühjahrskonzert des Städtischen Orchesters St. Ingbert am Sonntagabend mehr als gelungen

St. Ingbert. "Wir wollten ja nur stehende Ovationen haben", meinte Norbert Feibel bei der Zugabe schelmisch, als er das Publikum aufforderte, doch beim Radetzky-Marsch im Stehen, statt im Sitzen mitzuklatschen. Der Gag des Dirigenten war somit beim Frühjahrskonzert des Städtischen Orchesters St. Ingbert am Sonntagabend mehr als gelungen. Doch der Scherz wäre nicht unbedingt nötig gewesen, da das Programm in der Stadthalle auch so gut ankam und für Begeisterung sorgte. Eigentlich sei es ja eher ein Sommerkonzert, spielte die erste Vorsitzende Ulrike Hempelmann bei der Begrüßung auf die angenehmen Temperaturen an. Zwar war man aus organisatorischen Gründen ausnahmsweise vom Muttertag auf einen Termin zwei Wochen später ausgewichen, dem Besuch tat dies keinen Abbruch.

Starke Solisten

Schwerpunkt der Musik waren dieses Mal Länder, die fast ausnahmslos östlich von Deutschland liegen. Reine Orchesterliteratur stand im Vordergrund des zweistündigen Programms, welches im ersten Teil den Schwerpunkt hinsichtlich der Komponisten gen Ungarn hatte. Beschwingt und flott kam da "Die Csárdásfürstin" als Potpourri von Emmerich Kálmán daher und erinnerte irgendwie gleich an eine gewisse große Ballsaalatmosphäre. Bei "Rumänisch" war das Temperament des Landes deutlich spürbar, was sicher zu einem großen Teil auf das Konto von Solist Rudi Anselmann (Violine) ging. Auch Miro Turianski (Violine) und Josef Becker (Violoncello) sorgten bei "Russisch" - genau wie "Rumänisch" aus dem Hause Jo Knümann - dafür, dass man sich in Osteuropa wähnen konnte. Das Konzertstück "Csárdás" wies einen wahren "Teufelsgeiger" aus: Michael Chechelnitzky verblüffte mit seinem mehr als gekonnten Umgang mit der Violine beim Vittorio Monti-Stück nahezu alle in der Stadthalle. Mit "Ungarisch" - ebenfalls aus der Feder von Knümann - konnten die Konzertbesucher das dritte Stück hören, welches ein sehr dynamisches und kraftvolles Solo von Rudi Anselmann beinhaltete. Weg von den originalen Volksmelodien und hin zur "Gräfin Mariza".

Lebenslust pur

Daraus eröffnete sich mit purer Lebensfreude "Komm mit nach Varasdin" aus der entsprechenden Operette, ehe es im zweiten Teil zu Offenbachs "Die schöne Helena" ging. Nicht nur hübsche Frauen waren Gegenstand der Musik. Nein, Lebenslust pur, wie bei "Frisch durchs Leben" von Johann Strauß, was man durchaus als flott und motivierend umschreiben kann. Überhaupt Strauß als Komponist: Er war deutlich als Schwerpunkt erkennbar. Ob bei der "Tritsch Tratsch"-Polka oder "Frühlingsstimmen". Da "tanzte" lediglich der Bruder Josef Strauß mit "Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust" aus der Reihe, ehe es mit der Fledermaus-Ouvertüre wieder zurück zu Johann-Strauß ging. Mit der Auswahl schien das Orchester den Nerv des Publikums getroffen zu haben, was durch Gefallensbekundungen - "das ist wie beim Opernball" - einer älteren Konzertbesucherin in der Pause erkennbar war.

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