Taverne mit Terrazzoboden bald fertig

Reinheim/St. Wendel. Einer der größten Terrazzoböden als Nachbildung alter römischer Böden ist in den vergangenen Wochen im Europäischen Kulturpark Reinheim-Bliesbruck entstanden

 Peter Hess (Mitte) demonstriert am fertiggestellten Fußboden den durch Abschleifen erzielten Glanzeffekt des Terrazzobodens. Links Projektleiter Markus Gesang vom Saarpfalz-Kreis, rechts Raffael Hess, der den Beruf des Vaters erlernen will. Foto: Fredi Brabänder

Peter Hess (Mitte) demonstriert am fertiggestellten Fußboden den durch Abschleifen erzielten Glanzeffekt des Terrazzobodens. Links Projektleiter Markus Gesang vom Saarpfalz-Kreis, rechts Raffael Hess, der den Beruf des Vaters erlernen will. Foto: Fredi Brabänder

Reinheim/St. Wendel. Einer der größten Terrazzoböden als Nachbildung alter römischer Böden ist in den vergangenen Wochen im Europäischen Kulturpark Reinheim-Bliesbruck entstanden. Im Neubau des rekonstruierten Nebengebäudes der römischen Villa entsteht derzeit eine Taverne im Erdgeschoss und im Obergeschoss ein Ausstellungsraum, in dem demnächst die Sonderausstellung "Bliesbruck-Reinheim - 2500 Jahre gemeinsame Geschichte im Saarland und Lothringen" stattfinden wird.In diesem großen Raum im Obergeschoss des Gebäudes hat der St. Wendeler Terrazzohersteller Peter Hess auf einer Fläche von 136 Quadratmetern den Boden hergestellt. "Ziegelsplitt mit Weißzement und Sand, rund 15 Tonnen Material wurden vor dem Haus von Hand gemischt und per Eimer nach oben gebracht", so Hess. Ein Werk, das nach diesem Verfahren und in dieser Größenordnung seiner Kenntnis nach noch nicht hergestellt wurde. Der Ziegelsplitt dazu kam als Recyclingware aus Landstuhl, Untergrund für den Terrazzoboden ist eine Holzbalkendecke mit integrierter Fußbodenheizung. Da man in den antiken Zeiten Dehnungsfugen nicht kannte, hat Hess im Boden sogenannte Sollbruchstellen eingebracht, um unkontrolliertes Reißen des Bodens zu verhindern. Durch das anschließende Abschleifen der Oberfläche ist der optische Eindruck dieses antiken Terrazzobodens entstanden. Um die Arbeiten während der kalten Jahreszeit ausführen zu können, hat der Saarpfalz-Kreis als Bauträger eigens ein Zelt neben der Baustelle aufgebaut. Hess ist gelernter Betonstein- und Terrazzohersteller und einer von sieben Handwerksmeistern dieser Art in Deutschland.

Im Jahre 1977 wurde er in seinem Gewerk als Landessieger des Saarlandes und Bundessieger Deutschlands ausgezeichnet. Er beschäftigt sich schon seit mehr als 38 Jahren mit der Herstellung von Terrazzo. Von schlichten Terrazzoböden bis hin zu Bodenkunstwerken kann Hess mit jener Materie fast jeden Gestaltungswunsch realisieren, "und der Trend nach solchen Böden ist sehr stark ansteigend, in diesem Jahr bin ich schon total ausgebucht."

Zu seinem Leistungsspektrum gehören neben historischen Terrazzoböden (Opus signinum) auch Kunstwerke aus Terrazzo und die Herstellung von Terrazzo alla Veneziana. Auch Markus Gesang, Architekt und Projektleiter beim Saarpfalz-Kreis, bestätigte die solide Leistung von Hess und die außerordentliche Kraftanstrengung. 1,8 Millionen Euro kostet die Baumaßnahme insgesamt, der Auftrag an Terrazzomeister Hess kam mit Estrich und Belag auf rund 72 000 Euro. Diese Maßnahme des Saarpfalz-Kreises wird zu 70 Prozent gefördert, jeweils hälftig aus Landes- und europäischen Finanzmitteln. Wie Christin Hartwig von der Stiftung europäischer Kulturpark mitteilte, soll die Einweihung des Gebäudes Ende April erfolgen.

Hintergrund

Terrazzo ist die Bezeichnung für einen bereits seit der Antike bekannten Bodenbelag, der durch das direkte Auftragen von dekorativen, oft farbigen Zuschlagstoffen auf eine meist zementgebundene Estrich-Unterlage mit dieser eine Einheit bildet und im Anschluss an die Trocknung durch Schleifen und Polieren seine endgültige, glänzende Oberfläche erhält. Er ist verhältnismäßig aufwendig und langwierig vor Ort handwerklich herzustellen und kann mitunter wertvolle Zuschlagstoffe enthalten. fb

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