Tanzende Roboter in Britten

Britten. Bei den Britter Hirtzen geht es immer zu wie im wirklichen Leben. Familie Kasalla beklagt den Verlust der Oma und man will bei der Beerdigung natürlich zeigen, wer man ist. Genau dieses Bedürfnis wird von einigen Zünften nach Kräften genutzt, um die Kasse klingeln zu lassen

 Die Britter Hirtzen sind los, die Garde trat sogar als tanzende Roboter auf. Foto: Werner Krewer

Die Britter Hirtzen sind los, die Garde trat sogar als tanzende Roboter auf. Foto: Werner Krewer

Britten. Bei den Britter Hirtzen geht es immer zu wie im wirklichen Leben. Familie Kasalla beklagt den Verlust der Oma und man will bei der Beerdigung natürlich zeigen, wer man ist. Genau dieses Bedürfnis wird von einigen Zünften nach Kräften genutzt, um die Kasse klingeln zu lassen. Der arme Kasalla Junior wird von Bestatter, Florist und Zeitungsfrau so in die Enge getrieben, dass er schließlich alle hinauswirft und die billigste Kiste ordert, die er bekommen kann. Die Akteure spielten das Stück mit umwerfender Komik und wurden dafür mit begeistertem Beifall belohnt.Normalerweise machen sich die Britter einen Spaß daraus, ihre Nachbarn hinter den Bergen zu verspotten, aber dieses Mal wurde doch tatsächlich ein Loblied gesungen. In Britten hatte es gebrannt, die Bergener Feuerwehr war vor den Brittern an Ort und Stelle gewesen, und Vitter und Joachim hatten die seelische Größe, das zuzugeben. Leider wurde dieser Edelmut durch die Bemerkung über die blinde Sau und die Eichel wieder empfindlich eingeschränkt.

Die Hirtzen sind nicht nur wortgewaltig, sondern sie haben auch viele schöne Tänze auf Lager. Jugend- und Hirtzengarde zeigten sich in Hochform, die Damen des Turnvereins brillierten mit "Puderrosa" und die "Wilden Hühner" kamen als artige Sekretärinnen mit Brille und weißen Blüschen, die sich plötzlich entblätterten und in glitzernden pinken Minikleidern sehr sexy wirkten. Die Hirtzengarde erschien als Roboter und die Herren glänzten als "Men in Black".

Pastor Bier, zur Fasenacht immer in seiner Eigenschaft als Präsident des Kostgängervereins unterwegs, erzählte eine Begebenheit, die er in Berlin beobachtet hatte: Vor dem Bundestag saß ein Penner auf dem Rasen und aß Gras. Angie Merkel kam vorbei und fragte ihn, was er da treibe. "Tja", sagte der Penner, "in diesen schlechten Zeiten bleibt einem ja nichts anderes übrig als ins Gras zu beißen." Mitleidig gab Angie ihm 50 Euro, mit denen der Tippelbruder unter der nächsten Brücke eine rauschende Party feierte. Am nächsten Tag setzte sich ein Kumpel von ihm auf den Rasen und wurde von Jürgen Trittin bei seiner Grasmahlzeit erwischt. Der gab ihm zwei Euro fünfzig und sagte: "Fahr mit der Straßenbahn zum Zoo. Da wächst das Gras zwei Meter hoch."

Viel wäre noch über die Sitzung bei den Hirtzen zu berichten, über Massage-Chantal und den Auftritt von Heinz Becker. Seit vielen Jahren bewegt sich die Kappensitzung in Britten auf dem gleichen hohen Niveau: humorvoll ohne jemanden zu verletzen (außer vielleicht den einen oder anderen Bergener), Spaß ohne all zu tief unter die Gürtellinie zu rutschen, und ein munteres, gut gelauntes Publikum.

Auf einen Blick

Die Akteure: Präsident: Joachim Brausch; Prinzenpaar: Philipp I. (Ludwig) und Manu I. (Dahm); Tänze: Jugend- und Hirtzengarde, Turnverein, die "Wilden Hühner" und Männerballett; Sketche: Sandra Ackermann, Jutta Becking, Rainer Schommer, Stefan Ewerhardy, Lukas, Sally und Olli Ackermann, Tanja Alder und Christine Schmitt-Steuer; in der Bütt: Daniel Binz, Gerd Schmitt, Tobias Ewerhardy, Rainer Palz, Hans-Jürgen Bier, Vitter, Joachim Lillig, Sandra Ackermann und Gerd Witt-Woistenfeld; Hofschneiderin: Elke Ackermann. eil

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