Tanz durch die Jahrhunderte

St Wendel · Frantisek Vanicek dürfte nur ausgewiesenen Klassik-Kennern ein Begriff gewesen sein – was auch wohl für einige Titel gilt, die er in der Basilika präsentierte. Doch so lernten die Zuhörer auch noch etwas Neues.

Im zweiten Konzert der "Orgelmusik am Abend" in der Wendelinus-Basilika spielte Frantisek Vanicek, der an der Universität Hradek Králové (Königgrätz) unterrichtet, Musik aus Deutschland und Tschechien. Als Meister seines Fachs erfreute er die Zuhörer mit Vertrautem und mit unbekannten Werken, die dankbar aufgenommen wurden.

Er eröffnete sein abwechslungsreiches Programm mit dem vielgestaltigen und figurenreichen Präludium in e-Moll des norddeutschen Barockmeisters Nikolaus Bruhns, auf das er eine Toccata in a-Moll des etwas älteren württembergisch-österreichischen Johann Jakob Froberger folgen ließ, die nicht nur von der Tonart, sondern auch vom technischen Anspruch her verwandt erschien.

Aus Johann Sebastian Bachs "Orgelbüchlein", dessen klassischem Lehrbuch für Choralvorspiele, erklangen "Vater unser im Himmelreich" und die schön kolorierte Melodie "Wenn wir in höchsten Nöten sein". Ein erster Höhepunkt des Konzerts war Bachs Präludium und Fuge in G-Dur, von Vanicek in beachtlichem Tempo und mit kraftvoller Registrierung dargeboten. Demgegenüber wirkte die Toccata in C-Dur von Bachs böhmischem Zeitgenossen Bohuslav Matej Cernohorsky harmonisch schlichter, aber mit munter rollenden Figuren über vielen Orgelpunkten.

Nach einem angenehmen Exkurs in die Romantik zu Mendelssohns Präludium und Fuge in G-Dur begab sich der Solist ins 20. Jahrhundert zu seinem berühmten Landsmann Bohuslav Martinú, der - als sein einziges Orgelwerk - eine "Vigil" hinterließ, die als seine letzte Komposition in seinem Todesjahr 1959 entstand. Von zurückgenommenen meditativen Teilen umrahmt, die im Sinne des Wortes Vigil eine Vorfeier darstellten, steigerte sich Vaniceks Spiel in farbiger Registrierung zu virtuosen Ausbrüchen.

Tschechen unter sich

Nach der Choralimprovisation "Nun danket alle Gott" des deutschen Autors Sigfrid Karg-Elert, einem pompösen Choral-Nachspiel mit Toccata-Elementen, endete er mit der eindrucksvollen Sonate des vor drei Jahren verstorbenen Tschechen J. Strejc. In diesem originellen Werk fanden verschiedenste Stile zu einer überzeugenden Einheit wie zum Beispiel in der gregorianisch inspirierten, aber impressionistisch gestalteten "Aria" oder in der tänzerisch mitreißenden Toccata mit rasantem Pedalspiel: Das war ein fulminantes Finale.

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