Tante Mathilde gratuliert Franziskus

Theley. Voller Spannung schaut Mathilde Ludwig auf den Fernseher in der "Casa do Brazil". Vor einer knappen halben Stunde stieg der lang ersehnte weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle

 Die Theleyerin Mathilde Ludwig betete für Odilo Scherer, nimmt aber auch den neuen Papst an. Foto: Bonenberger

Die Theleyerin Mathilde Ludwig betete für Odilo Scherer, nimmt aber auch den neuen Papst an. Foto: Bonenberger

Theley. Voller Spannung schaut Mathilde Ludwig auf den Fernseher in der "Casa do Brazil". Vor einer knappen halben Stunde stieg der lang ersehnte weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. "Habemus papam - Wir haben einen Papst!" Doch welcher der Kardinäle wurde gewählt? Ist es wirklich Odilo Pedro Scherer? Der 63-jährige brasilianische Kardinal, der vor 30 Jahren zum ersten Mal bei Mathilde Ludwig zu Gast war?"Wenn man jemanden persönlich kennt, dann geht einem das nahe", sagt die 83-jährige Theleyerin. Die Anspannung ist ihr anzumerken. Schon seit dem Moment, als Odilo Scherer zum ersten Mal in den Medien als möglicher Kandidat auf den Stuhl Petri gehandelt wurde, verfolgte Tante Mathilde - wie Scherer die 83-Jährige liebevoll nennt - jede Nachricht aus Rom voller Sorge. "Ich habe gebetet, dass der Heilige Geist richtig entscheidet."

Kurz nach 20 Uhr kommt der große Moment, der neue Papst wird verkündet. "Wir haben einen Papst aus Lateinamerika", sagt die TV-Sprecherin. Mathilde Ludwig hält den Atem an. Ist es wirklich ihr Odilo? Nein, er ist es nicht. Mathilde ist erleichtert, als Franziskus I. die ersten Worte spricht. "Wir sind froh mit ihm. Er ist ein Kardinal der Armen. Wir nehmen ihn an."

Enttäuschung dagegen steht anderen Theleyern, die sich im Bistro der örtlichen Sporthalle versammelt haben, in die Gesichter geschrieben. Auch sie hatten Odilo Scherer, den Kardinal aus Brasilien mit Wurzeln in dem kleinen Ort auf der "Sonnenseite des Schaumbergs", als Favoriten gesehen. Als kurz nach 19 Uhr weißer Rauch aus dem Schornstein der sixtinischen Kapelle aufgestiegen war, hatte sich Friedbert Becker, Ortsvorsteher in Theley, mit Elke Conrad, Vorsitzende des Kirchenchores der Pfarrei St. Peter, und Alexander Besch, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, spontan im Bistro am Brühlweiher verabredet.

Gemeinsam warteten sie mit anderen Gästen, die laut spekulierten, ob "unser Scherer Papst wird", vor dem großen Flachbildschirm. Für diesen Fall erwarteten die Theleyer viele Gäste aus Brasilien auf dem Weg nach Rom. Kurz stand auch die Frage des Ortsvorstehers im Raum: "Fahren wir zur Amtseinführung nach Rom?" Mit dem Jesuiten aus Argentinien auf dem Papststuhl hatte dann aber in Theley niemand gerechnet. Im Pfarrheim blieben an diesem Abend die Lichter aus. Dort war für den Fall des Falles eine gemeinsame Feier vorgesehen. Becker bestellte sich im Hallenbistro dann noch ein Pils. evy/mju

"Wir sind froh mit ihm. Er ist ein Kardinal der Armen. Wir nehmen ihn an."

Mathilde Ludwig

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