Tankstellen verlangen Geld für Luft

Saarbrücken. An über 200 Tankstellen in Deutschland müssen Autofahrer bereits zahlen, wenn sie Luft in ihre Reifen pumpen wollen. Genau ein Euro für fünf Minuten Luft ist fällig. Im Saarland ist das allerdings noch kein Thema

Saarbrücken. An über 200 Tankstellen in Deutschland müssen Autofahrer bereits zahlen, wenn sie Luft in ihre Reifen pumpen wollen. Genau ein Euro für fünf Minuten Luft ist fällig. Im Saarland ist das allerdings noch kein Thema. Aber nicht mehr lange: "Es gibt bereits erste Anfragen von saarländischen Tankstellenpächtern", verrät Nick Janssen, Geschäftsführer von AirServ, einem weltweiten Anbieter dieser Hightech-Luftdrucksysteme. Shell testet seit kurzem an Tankstellen nahe der niederländischen Grenze kostenpflichtige Reifenluftdruckgeräte. Das bestätigte Konzern-Sprecher Axel Pommeränke auf Anfrage der SZ. "Die Kunden schätzen, dass die Geräte immer verfügbar sind", lautet sein Zwischenfazit.Verlockend ist für die Tankstellenbetreiber wohl auch, dass die Jülicher Firma AirServ die Geräte kostenlos aufstellt, wartet und sie sogar an den Umsätzen beteiligt. Bisher verursachten die Luftdrucksysteme den Betreibern nur Unkosten, so Janssen. Die mobilen Geräte würden oft geklaut, ein neues Gerät koste weit über 1000 Euro. Zusätzlich fallen jährlich bis zu 800 Euro für Wartung, Strom, Eichkosten und Ähnliches an.

Für die Autofahrer gehe es nur um wenige Euro. Dennoch sind die kostenpflichtigen Stationen umstritten. "Es ist ein absoluter Tabubruch, für Luft Geld zu verlangen", erklärt Jürgen Albrecht, Referent für Verkehrspolitik des ADAC. Der Autofahrerclub kritisiert die kostenpflichtigen Luftdruckgeräte und rät Autofahrern , "sich zu überlegen, ob sie künftig nicht an einer Tankstelle ihre Autos mit teurem Kraftstoff füllen wollen, die Gratis-Luft anbietet", so Albrecht. Er bezweifelt, dass sich die kostenpflichtigen Systeme durchsetzen werden. Autofahrer ließen sich nicht alles gefallen. Albrecht kritisiert auch die Ölkonzerne deutlich. Sie hätten es nicht nötig, auch am Reifendruck zu verdienen. "Sie erzielen schon ausreichend hohe Gewinne am gesamten Ölkreislauf - von der Quelle bis zur Zapfsäule."Ähnlich sieht es auch Axel Graf von Bühlow. "Kostet als nächstes das Wasser fürs Scheibenreinigen etwas?", zeigt sich der Präsident der freien Tankstellen in Deutschalnd ein Stückweit fassungslos. Er hofft, dass die von ihm vertretenen Tankstellenbetreiber den kostenflichtigen Druckluftsystemen eine klare Absage erteilen werden. Klar sei es "bei den hohen Betriebskosten verlockend", die Systeme einzuführen. Dennoch: "Es geht hier um Sicherheit, und deshalb dürfen wir dafür kein Geld verlangen", appelliert von Bühlow an Deutschlands Tankstellen-Pächter. Ob die ihn hören werden, ist fraglich. Nick Janssen von AirServ: "Die rund 200 Tankstellen sind nur der Anfang, wir haben noch viele Aufträge vorliegen und die Nachfrage steigt." "Es geht

hier um Sicherheit."

Graf von Bühlow,

Freie Tankstellen

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