Tag eins nach der Feuer-KatastropheHilfsfonds für Familie ist eingerichtet

Mettlach. Der Schock steht ihnen nach einer schlaflosen Nacht deutlich ins Gesicht geschrieben. Einen Tag nach dem Großbrand stehen Reinhold Wagner und sein Sohn Richard vor ihrem Haus in der Mettlacher Edmundstraße und blicken fassungslos auf die Trümmer, die das Feuer hinterlassen hat. Glassplitter, Schutt und Asche liegen am Eingang, ein beißender Geruch hängt noch immer in der Luft

Mettlach. Der Schock steht ihnen nach einer schlaflosen Nacht deutlich ins Gesicht geschrieben. Einen Tag nach dem Großbrand stehen Reinhold Wagner und sein Sohn Richard vor ihrem Haus in der Mettlacher Edmundstraße und blicken fassungslos auf die Trümmer, die das Feuer hinterlassen hat. Glassplitter, Schutt und Asche liegen am Eingang, ein beißender Geruch hängt noch immer in der Luft. Am frühen Dienstagmorgen war ihre Doppelhaushälfte nach einem technischen Defekt in Flammen aufgegangen. "Wir hätten nicht überlebt, wären unsere Nachbarn nicht gewesen", sagt der 76-jährige Hausherr. Alles habe sich über Nacht geändert.Von vorn sieht das historische Haus, das Eduard von Boch im 19. Jahrhundert errichten ließ, noch so aus, als wäre nichts geschehen. Im seitlichen Eingangsbereich wird an zerborstenen Scheiben und rußgeschwärzten Wänden deutlich, dass es ein Großbrand war. Hinten und innen zeigt sich die Katastrophe. Auch das Dach ist zerstört.

Glück im Unglück: Seitens der Versicherung "geht wohl alles in Ordnung", sagt Richard Wagner (51), der seine Eltern und die Schwester, die in dem ausgebrannten Haus lebten, bei sich und seiner Familie in Schwemlingen aufgenommen hat. Ein Trost, der Halt gibt, aber "eigentlich kann man es immer noch nicht fassen".

Im Haus bietet sich ein Bild der Zerstörung. Die antiken Möbel und das über 100 Jahre alte Klavier im Erdgeschoss "sind vielleicht zu retten", zitiert Richard Wagner einen Gutachter. Wie ein Wunder: Unversehrt sind der Christbaum, die handgeschnitzten Krippenfiguren und die beiden Orchideen auf dem Fensterbrett. Aber es sind nur Fragmente; im ersten und zweiten Stock "ist gar nichts mehr übrig", sagt der Sohn. Die Treppe ist kaum begehbar, die einst holzvertäfelten Wände sind verbrannt, genauso alle Habseligkeiten, Kleider, Möbel, Fotos, Papiere. Das Heim der alteingesessenen Mettlacher, die bei Villeroy & Boch arbeiteten und bekannt im Ort sind, ist unbewohnbar.

Nicht nur das Inferno hat Schaden angerichtet; auch das Löschwasser hinterließ Spuren. "Eben haben wir hier noch Weihnachten gefeiert,", sagt der Sohn, "und plötzlich kommt ein Anruf, dass dein Elternhaus in Flammen steht. Unfassbar."

"Ein Glück", ergänzt der Vater, dass die Nachbarn sie geweckt hatten, bevor die Hölle losbrach. "Das ist doch selbstverständlich", sagt Marion Scheer, die Nachbarin, die gegen vier Uhr früh aufgewacht war, das Feuer bemerkte und mit ihrer Familie drüben bei Wagners drei Leben rettete. Neben ihr stehen am Tag nach dem Unglück auch andere Nachbarn und Passanten, sind erschüttert, spenden Trost. "Wir haben hier immer einen guten Zusammenhalt", sagt Reinhold Wagner und schafft es, kurz zu lächeln.

Und die Hilfsbereitschaft sei enorm, sagt sein Sohn. "Das hätte ich nie gedacht, dass so viele helfen wollen." Allerdings bitte er Spendenbereite, wegen der momentan unübersichtlichen Lage nicht sofort zu handeln. Solange Schadenssumme und noch verwertbarer Hausrat nicht identifiziert seien, warte die Familie lieber in Ruhe ab. Die Gemeinde kümmere sich um die Hilfskoordination, "dafür sind wir sehr dankbar."Mettlach. Im Mettlacher Rathaus ist Hilfe angelaufen; beim Kreis Merzig-Wadern wurde ein Spendenkonto im Rahmen des Hilfsfonds "Bürger in Not" eingerichtet. "Das Wohl der Familie liegt uns am Herzen", sagte Bürgermeister Carsten Wiemann der SZ. Es freue ihn sehr, dass die spontane Spendenbereitschaft im Ort so groß sei. "Im Sinne der Familie bitte ich die Bevölkerung aber, von Sachspenden zunächst abzusehen." Die Versicherung der Familie habe wohl "grünes Licht zur Schadensregulierung" gegeben und die Betroffenen seien im Familienkreis einstweilen gut untergebracht. Nun sollten sie erst einmal ein bisschen zur Ruhe kommen. kes

Geldspenden können an den Hilfsfonds "Bürger in Not" bei der Kreissparkasse Merzig-Wadern geleistet werden, BLZ: 59 35 10 40, Konto: 1 82 00, Kennwort: Familie Wagner.

"Unsere Nachbarn haben uns gerettet."

Reinhold Wagner, Bewohner

Auf einen Blick

 Die Fassade scheint fast unversehrt. Fotos: Rolf Ruppenthal

Die Fassade scheint fast unversehrt. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Reinhold Wagner im Erdgeschoss seines Hauses.

Reinhold Wagner im Erdgeschoss seines Hauses.

Zu einem Nachbrand in dem Haus musste die Feuerwehr Mettlach in der Nacht zu gestern erneut ausrücken. "Ein Anwohner aus der Britter Straße meldete gegen halb eins einen Feuerschein am Dach", berichtet Wehrführer Eduard Tritz. Der Brand sei schnell gelöscht worden. Weiterer Schaden entstand nicht. kes

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