Täglich rollen hier noch 6500 Deutsche Mark an

Saarbrücken. Robert Lutz betritt die Schalterhalle im prächtigen Bankgebäude am Ende der Hafenstraße am Dienstag kurz nach zehn Uhr mit einem roten Pappkarton. Darin sind ein Plastiksack und eine Lebkuchendose voller D-Mark-Münzen

 Die Filiale der Deutschen Bundesbank in der Saarbrücker Hafenstraße tauscht noch D-Mark in Euro um. Fotos: Becker & Bredel

Die Filiale der Deutschen Bundesbank in der Saarbrücker Hafenstraße tauscht noch D-Mark in Euro um. Fotos: Becker & Bredel

Saarbrücken. Robert Lutz betritt die Schalterhalle im prächtigen Bankgebäude am Ende der Hafenstraße am Dienstag kurz nach zehn Uhr mit einem roten Pappkarton. Darin sind ein Plastiksack und eine Lebkuchendose voller D-Mark-Münzen. "Ich habe mein Kinderzimmer bei meinen Eltern in Düsseldorf ausgemistet, habe von dort das Geld mit zu den Schwiegereltern nach Homburg gebracht und nutze heute die Zeit, um in Saarbrücken die Münzen umzutauschen, denn ich lebe eigentlich in der Schweiz", sagt der junge Mann und schüttet sein Münzgeld in eine Schale. Eine Bankmitarbeiterin trägt die Münzen in einen Nebenraum, legt sie auf ein Förderband und sortiert von Hand Euros und andere Nicht-DM-Münzen aus - plus Schrauben, Unterlegscheiben, Nadeln und Bleistiftreste. "Wir sieben die Münzen auch noch, damit diese Fremdstoffe nicht die Zählmaschine kaputtmachen", sagt die Mitarbeiterin, bevor die Münzen in einen Schacht rutschen und ratternd gezählt werden. Nach ihrem Wert sortiert, fallen sie in Säcke. Der Kunde bekommt den Zähl-Bon. Bei Robert Lutz werden 119,63 DM angezeigt, an der Kasse bekommt er 61,16 Euro dafür. Einige Franc-Münzen waren auch dabei, die sind - anders als die Mark - heute wertlos.Die Franzosen tauschten alte Münzen nur drei Jahre lang um, und für die Franc-Scheine endet die Umtauschfrist am 17. Februar 2012. Wer bis dahin seine Scheine nicht in Frankreich vorgelegt hat, was auch per Post geht, hat wertloses Papier in Händen, sagt Horst Wildenberg, der stellvertretende Filialleiter der Bundesbank in Saarbrücken.

Deutschland tauscht dagegen unbegrenzt. In Saarbrücken wurden 2010 noch rund 2,7 Millionen DM umgetauscht und 2011 rund 1,64 Millionen. 4714 Tauschvorgänge gab es 2011 mit täglich im Durchschnitt 6566,39 D-Mark.

"Summen in den Tausendern sind selten geworden", sagt Wildenberg. Meist stamme das Geld aus Haushaltsauflösungen oder Hinterlassenschaften, weiß er zu berichten und erinnert sich an Geldkassetten unter Badewannen-Siphons oder an Geld, das in einer Mikrowelle versteckt war und dort langsam verschmorte.

Neben Robert Lutz kommen am Dienstagvormittag noch weitere Kunden zum D-Mark-Umtausch. Eine ältere Dame bringt 50 Mark in Münzen: "Das ist die Sammlung meines Sohnes", sagt sie und hat schon vorher selbst ausgerechnet, dass sie dafür 25,56 Euro bekommen wird. Anneliese Altmeyer aus Püttlingen bringt zwei "druckfrische" 100-Mark-Scheine mit: "Ich habe vor Weihnachten alte Handtaschen entsorgt und vor dem Wegwerfen nochmal durchgeschaut. In einem Schlitz fand ich die sauber gefalteten Hunderter", sagt sie und darf mit dem Papiergeld direkt zur Kasse. Übrigens: Kein Pfennig ist wertlos. "Wer uns einen Pfennig bringt, bekommt einen Cent dafür", sagt Wildenberg, auch wenn der Pfennig rechnerisch keinen Cent wert ist. Die eingesammelten Mark-Münzen werden bei der Bundesbank verschrottet.

 Die Münzen kommen auf ein Förderband, wo eine Mitarbeiterin alles aussortiert, was keine D-Mark ist.

Die Münzen kommen auf ein Förderband, wo eine Mitarbeiterin alles aussortiert, was keine D-Mark ist.

Auch Sammler können keine D-Mark zurücktauschen. "Wir haben Anfragen von Besitzern alter D-Mark-Spielautomaten, die noch D-Mark-Münzen für den Betrieb brauchen. Aber die müssen sich die Münzen anderswo besorgen", sagt Wildenberg, der keine Zweifel hat, dass das möglich ist. Denn der D-Mark-Berg ist noch lange nicht abgetragen.

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