SZ-Serie Dorfspaziergang Peppenkum – das schöne „Stiefkind“
Gersheim · Das Dorfleben hat seinen eigenen Reiz. Wir haben uns saarländische Dörfer angeschaut, in denen weniger als 1000 Menschen leben. Teil 11: Der Gersheimer Ortsteil Peppenkum.
Wer nach Peppenkum will, muss vorbei an saftigen Streuobstwiesen, an weitläufigen Feldern und properer Natur. Anders gesagt: Schon die Anfahrt nach Peppenkum kommt einer Wohltat gleich, einer Meditation gar. Als Ortsteil der im Bliesgau gelegenen Gemeinde Gersheim liegt Peppenkum in einer der wohl schönsten Regionen, die das Saarland zu bieten hat. Wolfgang Mann, Ortsvorsteher von Peppenkum, dessen erste urkundliche Erwähnung 1308 eine Holztafel am Ortseingang stolz kundtut, bezeichnet Peppenkum dennoch als „das Stiefkind der umliegenden Gemeinden“. „Die anderen Orte im Bliestal sind von der Verkehrsanbindung nach Saarbrücken und Zweibrücken wesentlich bessergestellt, hier wird es schon schwierig, wenn man mit dem Bus nach Homburg will“, erklärt Mann. Natürlich sei das nicht das „Gelbe vom Ei“, sagt Mann, und doch sei Peppenkum ein „beschauliches Örtchen, in dem man recht gut leben kann“, wie er findet.
Gerade einmal 340 Menschen leben in Peppenkum. Wolfgang Mann kennt sie so gut wie alle beim Namen, weiß wer wo wohnt, weiß wer gebürtiger Peppenkumer ist oder, wie er selbst, zugezogen. 1994, als er zum ersten Mal das Amt des Ortsvorstehers bekleidete, hatte Peppenkum rund 100 Einwohner mehr. „Seitdem hat die Bevölkerung stetig abgenommen“, erklärt Mann. Leerstände gibt es in Peppenkum trotzdem nicht. Im Gegenteil: Obwohl es in Peppenkum weder einen Supermarkt noch einen Bäcker oder gar eine Kirche gibt, sind die Häuser und Grundstücke in Peppenkum schwer beliebt. Selbst die jungen Leute aus dem Ort „zieht es immer wieder zurück nach Peppenkum, sie sind dem Ort sehr verbunden“, wie Wolfgang Mann zu berichten weiß.
Das mag auch daran liegen, wie viel Platz man in Peppenkum zum Leben hat. Denn auch wenn das Dorf flächenmäßig überschaubar ist – vom Feuerwehrhaus im Ortszentrum, welches Mann als Treffpunkt für den Dorfspaziergang auserkoren hat, lassen sich in nur wenigen Minuten fußläufig die Ortsgrenzen erreichen – sind die Bauplätze doch verhältnismäßig groß geschnitten. Auch wenn die Zeiten, in denen die Peppenkumer Bevölkerung hauptsächlich von der Landwirtschaft lebte, längst vorbei sind – heute gibt es nur noch einen einzigen Nebenerwerbslandwirt im Dorf, erklärt Mann – fallen einem, wenn man so durch die wenigen Straßen Peppenkums wandelt, noch immer die vielen, großzügigen Bauernhäuser auf. Sie bieten nicht nur im Inneren viel Platz zum Leben, sondern öffnen sich zumeist auch in große Höfe und Gärten, die an Wald und Wiesen grenzend, gerade so einladen die Seele baumeln zu lassen.
Und noch etwas fällt auf: Wie unglaublich gepflegt es doch in Peppenkum aussieht. Auf unserem Weg durch Peppenkum nimmt Wolfgang Mann immer wieder Notiz von Dingen, die ein wenig Nachbesserung bedürfen, von Dingen, die dem ungeübten Auge wohl verborgen bleiben: Hier müsste mal ein Zweig gekürzt werden, der zu tief über einer an der Bickenalb, ein durch Peppenkum fließender Zufluss des Hornbachs, positionierten Bank hängt, dieser und jener Anwohner müsste sich ein bisschen mehr um Haus und Hof kümmern. Ja, in Peppenkum hat man doch eine recht genaue Vorstellung davon, wie es im Dorf auszusehen hat. Wer bereit ist, sich diesen Vorstellungen zu beugen, den empfangen die Peppenkumer aber mit offenen Armen. „Außerdem machen uns der Zusammenhalt untereinander und das Verständnis füreinander hier aus“, betont Wolfgang Mann.
Auch im etwas höher gelegenen Neubaugebiet von Peppenkum, in das Wolfgang Mann 1978 als erster sein Haus baute, macht sich die Beliebtheit der Peppenkumer Grundstücke bemerkbar. „Es gibt hier keine Baufrist“, erklärt Mann, „und es gibt hier Menschen, die brauchen ihre Bauplätze nicht und geben sie trotzdem nicht her“. Mann stößt das bitter auf, „ich kann das nicht verstehen“, sagt er. Einen Teil der Fläche des Neubaugebietes haben die Peppenkumer aber auch genutzt, um ein freizeitliches Kleinod entstehen zu lassen. Hoch oben, an Felder und Wiesen grenzend und mit Aussicht auf die atemberaubende Schönheit des Bliestals, haben die Peppenkumer einen Volleyballplatz gebaut, einen Bolzplatz, einen Grillplatz, eine Tischtennisplatte und einen Spielplatz. „Im Sommer zeltet und lebt unsere Jugendfeuerwehr regelrecht drei Wochen hier, die gehen nur zum Duschen nach Hause“, erzählt Wolfgang Mann stolz. Und: „All das hier oben haben wir Peppenkumer in Eigenleistung gemacht“.
Das Engagement der Peppenkumer für ihren Ort zeigst sich auch am Kindergarten des Dorfes. In das 1971 zum Kindergarten umfunktionierte Schulgebäude – eine Schule gibt es in Peppenkum nämlich ebenfalls nicht – investieren sowohl die Gemeinde als auch die Eltern viel Zeit und Geld. Das sieht man dem schönen, freundlichen Gebäude mit seinen vielen Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten sowie dem großen Außengelände auch an.
Geprägt wird das Leben in Peppenkum, wie in so vielen anderen Dörfern auch, im Wesentlichen vom Vereinsleben. „Wir als Ortsrat veranstalten Seniorennachmittage und den Neujahrsempfang, die Feuerwehr ihr Feuerwehrfest, der Herrengesangsverein sein Sängerfest, und der Angelsportverein räuchert zwei Mal im Jahr Forellen“, erklärt Wolfgang Mann. Im alten Feuerwehrhaus, das sich der Angelsportverein ausgebaut hat, kann man donnerstagsabends auch einkehren. Eine echte Kneipe gibt es in Peppenkum nämlich auch nicht.