Abschied SZ-Chefreporter Michael Jungmann geht in Ruhestand

Saarbrücken · Er prägte die Saarbrücker Zeitung jahrzehntelang mit exklusiven Beiträgen und investigativem Journalismus. Jetzt endet seine berufliche Laufbahn. Und dennoch bleibt er seinen Leserinnen und Lesern treu.

 Michael Jungmann, der scheidende Chefreporter der Saarbrücker Zeitung.

Michael Jungmann, der scheidende Chefreporter der Saarbrücker Zeitung.

Foto: Ruppenthal

Mit seinen Enthüllungen hat Michael Jungmann die Saarbrücker Zeitung (SZ) über Jahrzehnte mit geprägt. Seit heute ist der SZ-Chefreporter offiziell im Ruhestand. Nach 44 Jahren und fünf Monaten verlässt der 65-Jährige die SZ-Redaktion. Er erlebte in dieser langen Zeit vier Chefredakteure und im Saarland sieben Ministerpräsidenten. Jungmann deckte unzählige Affären und Skandale in Politik, Wirtschaft, Medien, Sport und Justiz auf. Er gehört zu den Gründern des „Netzwerks Recherche“, dem wichtigsten Zusammenschluss investigativer Journalisten bundesweit. Das „Medium Magazin“ ehrte ihn als einen der besten Reporter Deutschlands.

„Mit hartnäckigen Recherchen und exklusiven Beiträgen sorgte Michael Jungmann immer wieder für viel Gesprächsstoff im Saarland und darüber hinaus. Er hat sich große Verdienste um die SZ erworben“, sagt SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst. Auf exklusive Beiträge unter dem Kürzel „mju“ müssten Leserinnen und Leser aber auch künftig nicht verzichten. Als freier Autor werde der bisherige Chefreporter auch im Ruhestand weiterhin zu besonderen Themen recherchieren und darüber schreiben.

Seine journalistische Laufbahn begann Michael Jungmann, zuvor freier Mitarbeiter im Lokalen, am 1. September 1977 als Volontär. Nach einer verkürzten Ausbildung trat er eine Redakteursstelle an, er leitete die Lokalredaktionen für das Köllertal und in Völklingen. Zeitweise war er als Redakteur zur besonderen Verwendung direkt dem damaligen Chefredakteur Rudolph Bernhard unterstellt.

1989 wechselte Jungmann als verantwortlicher Reporter für Landespolitik und innere Sicherheit in die Zentralredaktion nach Saarbrücken. 2001 folgte die Ernennung zum Chefreporter. Als unerschrockener Rechercheur mit exzellenten Kontakten hat sich Jungmann einen Namen gemacht. Kaum eine wichtige Telefonnummer, die sich nicht in seinem Adressbuch findet. Politische Affären gehörten für den Chefreporter ebenso zum Tagesgeschäft wie die großen Kriminalfälle. Seine Enthüllungen reichten von der Unterwelt bis in hohe Regierungskreise und Chefetagen.

Bei der Saarbrücker Zeitung engagierte sich Jungmann in den Betriebsräten, im Gesellschafterausschuss der Beteiligungsgesellschaft der Mitarbeiter und im Vorstand der Stiftung Saarbrücker Zeitung. Er wird auch weiterhin dem Aufsichtsrat des Unternehmens angehören. Jungmann, seit 33 Jahren mit einer Journalistin verheiratet und Vater eines Sohnes, hat sich auch als Dozent und in der Nachwuchsförderung verdient gemacht. Als Chefreporter wird ihm Tobias Fuchs (40) nachfolgen, mit dem er seit 2020 eng zusammenarbeitet. Fuchs ist in Neunkirchen aufgewachsen. Er hat Neuere Deutsche Philologie, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin studiert, war wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten München und Erlangen, bevor er bei der SZ volontierte. An der FU Berlin hat er in Neuerer Deutscher Literatur promoviert.

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