Noch 6 Monate Corona Für Ärzte ist nach der Krise vor der Krise

HOMBURG · Unsere Serie liefert private Momentaufnahmen während der Corona-Krise. SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus stellt bekannten Saarländern immer ähnliche zentrale Fragen und bittet um ein Selfie oder einen Schnappschuss.

 Sven Gottschling hat zwei neue Mitbewohner, hier eines seiner Mini-Glücksschweine.

Sven Gottschling hat zwei neue Mitbewohner, hier eines seiner Mini-Glücksschweine.

Foto: Sven Gottschling

Heute: Prof. Dr. Sven Gottschling (48), Chef des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am Universitätsklinikum Homburg.

Wie die Lage so ist:  

Er fühlt sich in permanenter Alarmbereitschaft, die Arbeitsbelastung ist dramatisch gestiegen. „Wir bereiten uns auf das Worst-Case-Szenario vor und versuchen, uns dabei nicht zu gruseln“, sagt Gottschling. Da fällt die kleine Beunruhigung ob der eigenen Gesundheit kaum ins Gewicht. Vor kurzem igelte sich der Chefarzt mit ersten Erkältungssymptomen im Büro ein, lief, wenn, nur noch mit Mundschutz herum – bis auch der zweite Coronatest negativ war. „Klassische Männerfreg“, kommentiert Gottschling. Da freue man sich „wie ein Schnitzel“, vor allem wegen aller denen man nicht gefährlich werden konnte. 

Was hat ihn die Krise gelehrt?

Dass selbst Palliativmediziner, die wissen, wie wertvoll Leben ist, noch achtsamer werden können: „Obwohl ich weniger Zeit habe, habe ich mehr Kontakt zu Menschen, die mir wichtig sind. Man sorgt sich.“ Nebenbei habe er, das „digitale Fossil“, einen Crashkurs in Internet-Kommunikation durchlaufen.

Was steht nach der Kontaktsperre an?

„Noch mehr Arbeit. Wir erwarten eine Riesenwelle von Patienten, die wir jetzt aus Dringlichkeitserwägungen nach hinten schieben. Und die treffen dann auf total verausgabtes Personal, denn wir haben uns auch vor Corona nicht gelangweilt. Ich mache mir Sorgen um die Mitarbeiter.“

Welche privaten Pläne hat Corona torpediert?

Gottschling ist ein Skiurlaub in die Schweiz geplatzt, und der Familienausflug zu sechst in den Europapark nach Rust entfällt: „Ich bete, dass das Wetter es zulässt, in den Garten zu gehen, um die Kinder anderweitig zu bändigen.“ An Sommerurlaub denkt der Mediziner erst gar nicht: „Corona wird uns noch bis zu sechs Monate beschäftigen.“

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