Saarbrücken. Premiere im ausverkauften Saarbrücker Schlosskeller: Zu Anfang tönt ein Ohrwurm aus den Lautsprechern: "I wanna know, what love is, I hope you can show me." Dann übernimmt eine Frauenstimme die Regie. Die Dame hat sich ein Aufnahmegerät gekauft und will "auf dem offenen Markt der Beziehungen, auf dem die Zweisamkeit ein Verfallsdatum hat" als selbst ernannte Hörfunkreporterin ungewöhnliche Frauen in außergewöhnlichen Situationen interviewen. Eine Art von Selbsttherapie, denn die Dame steckt nämlich selbst bis zum Hals im Schlamassel. Ihr Mann betrügt sie mit ihrer besten Freundin. Aber Halt. Ist das wirklich so schlimm, fragt sie. Schließlich würden doch allerorten Dienstleistungen, die andere besser erbringen können, ausgelagert - und vielleicht sei das ja schon in 20 Jahren alles ganz normal. Bei ihren Recherchen in München, Saarbrücken und Berlin stößt die Betrogene auf skurrile Beziehungsgeflechte, die in rasanten szenischen Collagen aufgefächert werden. Weil Liebe eben überall und nirgends ist, erleben wir ihre Abgründe hinter Gefängnismauern, beim Therapeuten und sogar in einer "Agentur für außergewöhnliche Wünsche".Dort posiert "er" - ein "Jäger durch und durch", der "sie" aufmuntert, hurtig in sein Revier zu wechseln. Die Frauenstimme kommentiert mit einem Seufzen: "Männer wollen immer nur Frischfleisch und haben selbst ausnahmslos nichts fürs Auge zu bieten." Die klugen Kommentare sind ein echter Leckerbissen dieser Inszenierung - ganz zu schweigen von der überaus sinnlichen Stimme. Auch die Schauspieler überzeugen durch treffsichere Pointen und eine erstaunliche Bühnenpräsenz. Zum fulminaten Schluss gibt's noch ein "Smell-Date" im ersten "Dark-Restaurant" Berlins - und wer dann im Beziehungsdschungel immer noch nicht durchblickt, ist selbst dran schuld. kjs