Führt ein Chip zum Besitzer des erfrorenen Hundes?

Quierschied · Neue Erkenntnisse um einen Hund, der erfroren an einer Haltestelle aufgefunden wurde: Eine Tierschützerin hat einen Chip ausgelesen, mit Hilfe dessen die Herkunft des Vierbeiners ersichtlich wird. Wer jedoch zuletzt der Besitzer des Tieres war, ist immer noch völlig unklar.

 Sabine Brill liest hier mit einem Spezialgerät den Chip unter der Haut des toten Hundes aus. Foto: Becker & Bredel

Sabine Brill liest hier mit einem Spezialgerät den Chip unter der Haut des toten Hundes aus. Foto: Becker & Bredel

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Die Geschichte um den vermutlich an einer Bushaltestelle in Fischbach-Camphausen erfrorenen Hund hat viele Menschen in unserer Region sehr bewegt. Die Polizei brachte den toten Hund zum Bauhof, fertigte eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und bat die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufklärung der Tat (wir berichteten gestern).

Inzwischen gibt es schon neue Erkenntnisse. Während die Polizei auf die Öffentlichkeitsfahndung setzte, bot sich die Eppelborner Tierschützerin Sabine Brill an, den Hundekadaver näher zu begutachten und nach einem elektronischen Chip zu suchen, den viele Haustiere unter der Haut tragen. Diese Chips sind bei Katzen und Hunden sehr verbreitet und geben dem Tier quasi eine einmalige Seriennummer. "Wenn diese Nummer bei einer Zentralstelle registriert ist, kann man den Besitzer ermitteln", sagte Brill. Es gebe aber auch Tiere, die seien gechipt, aber nicht registriert. In solchen Fällen würden die Besitzer die Nummer erst herausgeben, wenn das Tier weggelaufen sei oder anderweitig vermisst werde. Jedenfalls sei es einen Versuch wert, meinte Brill, kam aus Eppelborn zum Quierschieder Bauhof und brachte ein Chiplesegerät mit. Das hielt sie dem toten Hund in die Nähe des Halses, und da piepste der Scanner auch schon. Nach einem Anruf bei der zentralen Meldestelle gab es einen Hinweis: "Wir wissen nun, dass der Hund in Belgien registriert ist und haben vom Besitzer eine Telefonnummer und eine Mailadresse. Wobei das allerdings nicht der letzte Besitzer sein muss. Weitere Recherchen sind hier nötig", sagte Brill.

Bei der Polizei gingen bisher keine verwertbaren Hinweise ein. Offenbar hat niemand den Hund in unserer Gegend wohl schon einmal gesehen. Insofern könnte die Spur ins Ausland womöglich treffend sein. Sabine Brill geht diesem Ansatz weiter nach und will versuchen, Kontakt aufzunehmen. Ein Ergebnis stand gestern noch aus.

Den Vierbeiner selbst untersuchte die erfahrene Tierschützerin auch. Es handele sich um einen betagten, geschätzt 15 Jahre alten Yorkshire Terrier-Rüden. Der kleine Kerl hatte keine sichtbaren Verletzungen.

Auch die Tierschützerin vermutete eine bewusste Aussetzung. "Der Grund könnte sein, dass der Hund im hohen Alter zunehmend Tierarztkosten verursachte und der Besitzer diese nicht mehr zahlen konnte oder wollte." Viele andere Gründe seien aber auch denkbar.

Der Abstellplatz des Tieres an einer Bushaltestelle neben der Autobahn lässt wenig Rückschlüsse zu. Doch wenn der Täter dachte, hier werde das Tier schnell gefunden, dann irrte er gewaltig. Die Haltestelle in Camp hausen wird überhaupt nur am frühen Morgen von vier Bussen angesteuert, dann den ganzen Tag über nicht mehr. Wurde das Tier, wie die Polizei vermutet, am Abend ausgesetzt, so hatte es bei klirrender Kälte keinerlei Chance zu überleben.

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