Interview mit Tim Ganter „Wir setzen auf Spielfreude“

Das IntensivTheater zeigt in Neunkirchen „Stevie Wonder Tribute“. Die SZ sprach mit Theater-Chef Tim Ganter.

 Probenbild zu „Stevie Wonder Tribute“ (von links): Joris Jung, Kristin Backes, Rebecca Senck, Sebastian Weber, Kevin Naßhan und Ulrike Bleif.

Probenbild zu „Stevie Wonder Tribute“ (von links): Joris Jung, Kristin Backes, Rebecca Senck, Sebastian Weber, Kevin Naßhan und Ulrike Bleif.

Foto: Tim Gantner

Mit den Musicals „Jesus Christ Superstar“, „Der kleine Horrorladen“ und ganz zu Anfang „Sweeney Todd“ hat das IntensivTheater in der Vergangenheit bereits die Gebläsehalle im benachbarten Neunkirchen vollauf begeistert. Nun gibt es wieder etwas ganz Neues: das Live-Konzert „Stevie Wonder Tribute“.

Es wurde ja im vergangenen Jahr schon angedeutet, dass was Neues kommt. Am 7. April nun ist es soweit. Das erste Live-Konzert des IntensivTheaters in der Gebläsehalle in Neunkirchen. Hängt das mit dem Wechsel der musikalischen Leitung zusammen?

Tim Ganter: Der Wechsel unserer musikalischen Leitung hängt vor allem mit einer ganz profanen Tatsache zusammen: Timo Maul schreibt im Moment sein Examen und wird das Saarland danach wohl leider verlassen. Mit Ulrike Bleif hatten wir für „Der kleine Horrorladen“ bereits eine sehr talentierte und engagierte Dirigentin an unserer Seite – ein Glück für uns, dass sie uns erhalten bleibt und nun Timos Position übernommen hat. Das Konzert war schon länger geplant, übrigens gemeinsam mit Kevin Naßhan, dem Macher vom „Silent Explosion Orchestra“.

Gerade gab es ja den Kulturpreis für Musik – dem vorausgegangen waren umjubelte Musical-Aufführungen. Wieso jetzt der Wechsel?

Ganter: Der Erfolg mit den Musicals motiviert uns, auch neue Formate auszutesten. Unser Ziel ist es, ein möglichst vielfältiges und buntes IntensivTheater zu entwickeln. Beinahe täglich kommen neue eigene Projektideen wie etwa ein Kulturkalender für das Saarland, Theater-Workshops, der Ausbau unserer KulturSingles und des EducationProgrammes, Projekte mit Kindern und Jugendlichen und auch Anfragen für Kooperationen oder Eigenproduktionen dazu. Unsere Ideen und Pläne werden momentan lediglich durch die uns zur Verfügung stehenden zeitlichen und finanziellen Ressourcen limitiert.

Es gibt ja schier unendliche Möglichkeiten in der Themenfindung – wieso fiel die Wahl gerade auf Stevie Wonder?

Ganter: Das stimmt. Und wir haben eine große Liste an Titeln, die wir auf die Bühne bringen möchten – das sind Musicals, Konzerte und ganz neue Formate. Wir haben uns dieses Jahr aus zwei Gründen für Stevie Wonder entschieden: Wir sind Kooperationspartner von „Wonderful. Besonders. Gut.“, einem Musicalprojekt von Isabell Spindler und dem Bund für Zupf- und Volksmusik Saar mit sehbehinderten und blinden Schülern aus dem Saarland – insofern war Mr. Wonder ohnehin im Fokus. Und, was uns an „Stevie“ besonders imponiert: seine politischen Statements. Der Protest-Kniefall auf Trump erst kürzlich und seine Positionierungen gegen Abgrenzung und für eine (sozio)kulturelle Vielfalt. Hier nutzen wir ganz bewusst den Raum auf und außerhalb der Bühne, um uns seinen Botschaften anzuschließen.

Wird man trotzdem bekannte Gesichter wiedersehen?

Ganter: Sehr viele. Allen voran unsere beiden Solisten Martin Herrmann und Sebastian Weber. Sie dürften vielen als „Judas“ beziehungsweise „Pontius Pilatus“ aus „Jesus Christ Superstar“ und als „Mr. Mushnik“ und „Audrey Zwo“ aus „Der kleine Horrorladen“ noch vor Augen sein. Auch im Background-Chor kann man regionale Sternchen wiederentdecken: Kristin Backes („Audrey“), Rebecca Senck und Mirijam Kohr („Maria Magdalena“). Noch mehr im Vordergrund als beim Musiktheater stehen beim Konzert natürlich die Musiker – auch größtenteils (ehemalige) Studenten der HfM (Hochschule für Musik, Anm. d. Red.) aus unseren Musical-Bands.

Was wird diesen Konzertabend von herkömmlichen Konzertabenden unterscheiden?

Ganter: Wir legen auch beim Konzert großen Wert darauf, dass unsere Gäste mit allen Sinnen erleben können. Das beginnt damit, dass wir dem Konzert ein Motto geben: Black & White. Das ist natürlich eine Anspielung auf die politische Aussage, aber auch ein Hinweis auf die optische und historische Welt, in die wir das Publikum entführen werden: eine Bar-Szenerie im Motown-Look der 50er/60er Jahre. Die ein oder andere interaktive Überraschung haben wir uns auch ausgedacht – mal sehen, wie die Gäste reagieren. Bislang hatten wir, glaube ich, ein gutes Maß dafür gefunden.

Diese Konzert-Aufführung stellt man sich ja weniger aufwändig vor als eine Musical-Aufführung. Ist das so? Heißt das, dass das Theater mal eine kleine – auch finanzielle – Lufthol-Pause braucht?

Ganter: Unterm Strich gar nicht mal so sehr, denn wir bewältigen nach wie vor alles selbstständig: die musikalischen Arrangements, die Proben, das Marketing, den Bau des Bühnenbildes, die komplette technische Realisierung, die Transporte, die rechtliche Abwicklung und den Verwaltungsaufwand. Da bleibt keine Zeit für Pausen.

Wie viele Menschen werden involviert sein – was tun sie?

Ganter: Es stehen zwei Solo-Sänger auf der Bühne, drei Backgroundsängerinnen und eine neunköpfige Band. Mit unserem Statisterie-Ensemble beleben wir außerdem die Bar auf der Bühne und das Foyer in der Pause. Man macht sich gar keine Vorstellungen, wie viel Freude es unseren Darstellern bereitet, so nah mit den Gästen auch außerhalb der Bühne zu interagieren. Wir sind guter Dinge, dass diese Energie auf unser Publikum überschwappt.

Erst mal ist man ja gespannt und vom IntensivTheater erwartet man ja hohe Qualität und ungewöhnliche Darstellung  . . .

Ganter: Das ist ein schönes Kompliment, auch wenn uns das ein bisschen unter Druck setzt – aber es spiegelt unseren eigenen Anspruch: Für uns war von Anfang an wichtig zu zeigen, dass Amateure und hohe künstlerische/musikalische Qualität durchaus zusammenpassen. Wir setzen auf Spielfreude und junge, energiegeladene Künstler aus der Region mit echter Leidenschaft und Herzblut. Und an der Stelle lohnt es sich, in Qualität zu investieren: Wir lassen uns verhältnismäßig viel Zeit mit Proben, arrangieren Coachings, Workshops und wachsen gemeinsam.

Ist die Aufführung am 7. April die einzige – nur ein Testlauf?

Ganter: Wir warten die Resonanz auf das Konzert ab und möchten – wie auch bei den Musicals – vom Feedback der Gäste lernen. Für den Sommer haben wir Termine und Locations für weitere Shows im Blick.

Wieder in Neunkirchen?

Ganter: Ja, wir fühlen uns wohl in Neunkirchen. Nicht nur, weil hier alles begonnen hat. Die Wege hier sind kurz und die Kultur hier ist reichhaltig und offen für Neues – eben auch für unsere „Experimente“.

Und apropos Testlauf: Wie geht es generell weiter?

Ganter: Diesen Winter freuen wir uns auf unsere Wiederaufnahme von „Jesus Christ Superstar“. So viel sei schon verraten: Wir spielen auch wieder im Saarland. In Gedanken sind wir außerdem auch schon in der nächsten Musical-Produktion für 2019/20. Bis dahin ist aber noch genügend Zeit, mit kleineren Projekten zu experimentieren – ganz hoch im Kurs sind die KulturSingles.

Die Eintrittskarten gibt’s ab 19,90 Euro an allen Ticket Regional Vorverkaufsstellen, über www.steviewondertribute.de und unter Telefon (0651)  9 79 07 77.

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